Rezension

Zu Recht auf der Shortlist 2018

Der Vogelgott
von Susanne Röckel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Über eine Leserunde kam ich Kontakt mit dem Vogelgott; ein Buch, das ich wahrscheinlich nie gelesen hätte, wenn es nicht auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2018 stehen würde. Jetzt habe ich es gelesen und ich bin froh darüber;

...und es steht zu Recht auf der Shortlist.

Susanne Röckel kann unglaublich gut erzählen, ich bin wie in einem Sog in das Buch gezogen worden. Die Sprache wirkt auf mich so, als ob sich E.T.A. Hoffmann und Franz Kafka zum Tee getroffen und zusammen einen (Schauer)-Roman rausgehauen hätten. Das muss nicht jedem gefallen, mir hat das sehr gut gefallen. Der ganze Mythos über den Vogelgott bleibt über die ganze Strecke des Romans sehr geheimnisvoll und ich glaube, erst beim zweiten Lesen, das ich noch vor mir habe, werde ich alle Zusammenhänge begreifen. Die Autorin verfällt auch am Ende zum Glück nicht auf die schlechte Idee, dem Leser eine schlüssige Auflösung zu präsentieren, sondern lässt ihn mit seinen eigenen Gedanken zurück. Normalerweise kann ich damit nicht gut umgehen, aber hier ist das der einzig mögliche Schluß. Man kann der Autorin natürlich unterstellen, daß sie selber keine schlüssige Auflösung parat hatte, aber das möchte ich nicht beurteilen. 

Wie ich schon in der Leserunde angemerkt habe: Vage in der Botschaft, aber präzise in der Andeutung. Hier muss sich jeder seine eigenen Gedanken machen und wird auch nicht ausgebremst von den Schlußfolgerungen der Autorin. 

Meine Deutschlehrerin im Leistungskurs hat immer gesagt: Man muss es zulassen können. Wer es zulassen kann, sollte wie ich den Vogelgott lesen, sich teilweise gruseln, die tolle Sprache genießen und sich dann auf das zweite Lesen freuen! 

Kommentare

kommentierte am 08. Juli 2019 um 23:28

Schöne und treffende Rezension!