Rezension

Zu schnell und zu sprunghaft erzählt

Unter dem Kauribaum - Rebecca Maly

Unter dem Kauribaum
von Rebecca Maly

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzmeinung

Genre: Roman, historisch

Handlung: Wir begleiten zum einen die junge Meriel, die als Straffällige von Wales aus nach Australien deportiert wird. Eine sehr harte Strafe dafür, dass Meriel nur wegen Wilderei festgenommen worden ist. In Australien blüht dann solchen Frauen wie Meriel ein Leben im Arbeitslager, außer sie schaffen es, sich von dort aus einen Ehemann zu angeln. Meriel hat Glück und findet zufällig in Dylan einen angenehmen Ehemann, doch das Glück währt nicht lange. Dann ist da noch Trevor, der jüngste Sohn des Gutsbesitzers, auf dessen Land Meriel gewildert hat. Trevor und Meriel begegneten sich eines Tages im Wald der Vaughans, wo Meriel wilderte und damit versuchte für ihre schwangere Mutter und ihre Geschwister Essen zu besorgen. Sie verlieben sich, doch wie soll ihre Liebe eine Chance haben? Meriel und Trevor stammen aus zwei verschiedenen Welten, in denen solch eine Verbindung nicht gutgeheißen oder akzeptiert wird.

Charaktere: Beide Protagonisten sind schön ausgearbeitet. Sie sind greifbar, haben Ecken und Kanten. Sind begeisterungsfähig, sympathisch und erfahren eine interssante Entwicklung im Laufe des Buches. Durch den jeweiligen Charakter lernen wir zum einen das Leben in Australien kennen und erfahren, wie und warum Frauen und andere Straffällige dorthin gebracht wurden. Trevor gibt uns Einblicke in das Leben eines höhergestellten Außenseiters, der seinem Vater in nichts gerecht wird und einen Traum vom “Gärtnern” leben möchte. Trevor ist naturverbunden und wissbegierig und träumt davon, exotische Pflanzen rund um den Globus zu sehen und mit nach Europa zu bringen. Trevors Handlungsstrang ist mir dann irgendwann zu glatt gelaufen. Ja, es gab hin und wieder Rückschläge, aber hier wurde zu wenig erzählt Es gibt auch spannende Nebencharaktere, die überwiegend im Handlungsstrang von Meriel auftauchen. Doch leider gibt es da einige Fragen, die für mich unbeantwortet geblieben sind.

Spannung: Zu Beginn ist die Spannung noch sehr groß. Was passiert mit Meriel? Kann sie ihrem Schicksal entkommen und in Australien ein angenehmes Leben führen? Wie wird es Trevor ergehen? Sehr spannend war für mich, wie sich die beiden Handlungsstränge wieder begegnen und vereinen werden. Doch ab der Mitte ungefähr nimmt die Spannung zunehmend ab, da die zeitlichen Sprünge immer größer werden.

Schreibstil & Sprache: Das Erzählerische Element wird durch die großen Zeitsprünge immer weniger. Das störte meinen Lesefluss und brachte größere Distanz zu den Protagonisten wie auch der Gesamtgeschichte. Ich wollte gerne erfahren, was in den kurz und knapp angekündigten z.B. “3 Jahre später” passiert war. Je näher man dem Ende kam, desto größer wurden diese Zeitsprünge. Somit blieb auch eine weitere, nachvollziebare Entwicklung der Figuren auf der Strecke.

Ende: Mit dem Ende bin ich nicht wirklich zufrieden. Lange Zeit leidet man mit Meriel. Sie macht wirklich einiges durch, sei es als junges Mädchen als auch als Erwachsene Frau in Australien. Nach einer kurzen Glückssträhne geht es wieder bergab und sie muss ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen. Und das als Frau in der damaligen Zeit, auf sich alleine gestellt mit einem Kind. So jemandem widerfahren viele unschöne Sachen. Alles läuft ein bestimmtes Ende zu, das man von so einer Geschichte natürlich erwartet. Und dann ist plötzlich das Ende da, für mich war das irgendwie mitten in der Handlung. Es hätte eigentlich noch viel zu erzählen gegeben.

Fazit: Ein Buch, das ganz toll, spannend und interessant begonnen hat und irgendwann zu schnell ein Ende fand, das mir zu offen war. Die Autorin hat eine gute Idee zu einer Geschichte gesponnen, in der das erzählerische Netz gegen Ende sehr gelitten hat. Man folgte strickt den beiden Handlungssträngen, die immer schneller und schneller aufeinander zueilten. Sehr schade, denn die Autorin kann es eigentlich viel besser! Ihr Buch “Das Lied des Paradiesvogels” empfand ich als sehr gelungen und ich war etwas enttäuscht, dass Rebecca Maly sich hier so beeilt hat, das Buch zu beenden. Wer aber mehr über Australien, die anstrengende Überfahrt der Sträflinge dorthin, die Strafkolonie dort und über das harte Leben auf einer Farm wissen will, erfährt hier einiges. Insgesamt ein gutes Buch, das durch die erwähnten Kritikpunte leider nicht mehr als 3 Sterne bekommen kann.