Rezension

Zu schnell, zu sehr gewollt

Wie die Erde um die Sonne - Brittainy C. Cherry

Wie die Erde um die Sonne
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ach Brittainy! :( Was habe ich den ersten Teil deiner Romance Elements Reihe geliebt! Aber die - relativ schnell - folgenden Bände haben mich leider durch die Bank enttäuscht.

'Wie die Luft zum Atmen' habe ich gefeiert, weil er eine mutige Mischung aus Nicholas Sparks und 50 Shades of Grey war. Er war triefend romantisch, kitschig ohne Ende, dabei aber rotzfrech und brennend leidenschaftlich. 'Wie die Erde um die Sonne' ist maximal romantisch und kitschig, aber nicht mehr. Leidenschaft fehlt fast komplett, ein frecher, offener Charakter ebenfalls.
Bestseller-Autor Graham führt eine Vernunftehe, doch mit der Vernunft seiner Frau ist es nicht weit her, als diese, ungewollt schwanger geworden, ihn nach der Frühgeburt mit seiner Tochter im Krankenhaus alleine lässt und das Weite sucht. Auf den Plan tritt die Schwester der Flüchtigen, Lucy, die bis kurz vor der Geburt weder etwas von der Schwangerschaft noch von der Ehe ihrer Schwester wusste. Sie zieht bei Graham und seiner Tochter quasi als Nanny ein und man kann sich denken, wohin sich die Story weiterentwickelt. Ja? Falsch gedacht! Es passiert gar nichts! Beide sind zu anständig, um ihrer Verliebtheit nachzugeben, dabei gesteht Graham Lucy sogar seine Liebe und spielte das hinreißende Arschloch, als er ihren Noch-Freund als den selbstverliebten Dummkopf hinstellte, der er ist. (Die einzige Szene, die ich in diesem Buch wirklich genossen habe!)  

Kurz vor knapp, als Lucy sich auf den Weg macht, um alle Bande hinter sich zu lassen und die beiden keine gemeinsame Zukunft zu haben scheinen, DA geben sich einander für 10 Minuten hin - nicht in den Monaten zuvor, als sie sich gegenseitig tröstend im Arm hielten und Nacht für Nacht unter einem Dach schliefen. 
Was Brittainy in diesem Band wieder gut hinbekommen hat, ist die Idee der Symbolik rund um den Begriff Erde. Die naturverbundene 'Hippiebraut' Lucy, das Symbol des Baumes, der wiederholt gepflanzt wird, das Thema Mutterschaft. Das alles hätte ruhig noch plakativer herausgearbeitet werden können, aber immerhin ist die Symbolik da. 

Die Autorin hat es drauf, tiefromantische Sätze voller Metaphern zu formulieren. Manchmal allerdings übertreibt sie es (oder überfordert die Übersetzerin damit), denn man versteht dann gar nicht mehr, was sie eigentlich meint. Sätze sollten schon eine Bedeutung haben und nicht nur klangvoll wirken! Deshalb lautet meine Überschrift für diese Rezension 'Zu schnell, zu sehr gewollt'. Die frühen Bücher der Autorin sind super. Sie kann schreiben. Die grundsätzlichen Ideen sind gut. Aber man hat den Eindruck, sie lässt sich keine Zeit, um die Geschichte sich wirklich entwickeln zu lassen und versucht nur schnell, den nächsten Band fertig zu bekommen. Wie im Buch Grahams Vertrauter, sein ehemaliger Professor, ihm die Seiten um die Ohren haut, wenn er meint, Grahams Schreibe sei nicht gut, so hätte Brittainy so jemanden auch bitter nötig. Pure Ironie. 

 Ein gutes Buch braucht Zeit. Schade, dass so viele junge Autorinnen immer so wenig zu haben scheinen!