Rezension

Zu schön, um wahr zu sein…

The One Best Man - Piper Rayne

The One Best Man
von Piper Rayne

Bewertet mit 3 Sternen

Mit "The One Best Man" startet das Autorinnenduo Piper Rayne  eine neue Reihe „Love and Order“, die wie die San Francisco Hearts-Reihe dreiteilig geplant ist. Auch bei dieser Reihe ist jeder Band in sich abgeschlossen ist und kann so auch unabhängig von den beiden anderen Teilen gelesen werden. Erneut stehen drei Freundinnen, die die Liebe ihres Lebens (wieder)finden  im Mittelpunkt der Geschichten.  

Hauptfigur dieses ersten Bandes ist Victoria, die nach der Scheidung mit ihrer kleinen Tochter zurück nach Chicago gezogen ist und dort versucht, neben ihrem Job ihre Tochter großzuziehen, ihre kranke Mutter zu unterstützen und ihren durch ihre frühe Mutterschaft geplatzten Collegeabschluss nachzuholen. Zeit für Männerbekanntschaften oder gar eine Beziehung hat sie in ihrem straff organisierten Leben überhaupt nicht.  

Die männliche Hauptperson, Reed Warner, ist da aber ganz anderer Meinung und versucht ihr Herz nach und nach zu erobern.

Gefallen haben mir an der Geschichte die witzigen Dialoge vor allem der drei Freundinnen, Victoria, Chelsea und Hannah, wobei sie ja nicht nur Freundinnen, sondern zugleich Kolleginnen bzw. Chefin und Mitarbeiterinnen sind. Ob in der flapsigen Analyse von Chelseas Wochenenddates oder der beim gemeinsamen Klatsch im Büro, die drei sind unterhaltsam und bringen einen zum Schmunzeln.

Protagonistin Victoria punktet einerseits als alleinerziehende Mutter, die auch noch zielstrebig abends die Schulbank drückt und Prüfungen schreibt. Ein wenig zu klischeehaft erscheint, dass sie als echter Gutmensch natürlich auch noch für ihre Mutter, die an Multipler Sklerose erkrankt ist, da ist.

Und Protagonist Reed, ist ebenfalls entsetzlich perfekt: auch ein Gutmensch, zwar aus reichem Hause stammend, dabei aber überhaupt nicht arrogant und opfert seine wenige Freizeit, die er als stellvertretender Bezirksanwalt hat, auch noch ehrenamtlich für die Betreuung eines Waisenkindes.

Und damit beginnt auch schon meine Kritik: die Figuren sind alle so perfekt und gleichzeitig klischeehaft gezeichnet, dass man mit ihnen einfach nicht mitfühlen kann.

Auch inhaltlich ist nicht wirklich etwas geboten. Die Geschichte zwischen Victoria und Reed plätschert ohne wirkliche Höhen und Tiefen einfach dahin und bewegt sich absolut vorhersehbar auf das Happy End zu. Dabei ist emotional überhaupt nicht nachvollziehbar, wie oder warum sich die beiden in einander verlieben. Irgendwie ist Reed von Anfang an klar, dass er Victoria will und dass es etwas Ernsthaftes ist, obwohl er noch nie eine längerfristige Beziehung hatte (?!), und genauso klar ist für Victoria, dass Reed ernsthaft an ihr interessiert ist, nur dass sie den Zeitpunkt für unpassend hält, weil sie endlich mal für sich selbst verantwortlich sein und etwas zu Ende bringen will. Ihr Dilemma kann ich nicht so wirklich nachvollziehen…

Schade, da hatte ich aufgrund des Klappentextes etwas mehr und vor allem viel mehr Biss erwartet!