Rezension

Zu sehr an der Oberfläche statt in der Tiefsee

Jagd in der Tiefsee - Roland Smith

Jagd in der Tiefsee
von Roland Smith

Ich habe so ein kleines Faible für Geschichten, die auf und in Ozeanen spielen. Wenn dann noch sagenumwobene und vielleicht etwas schaurige Meeresbewohner mitspielen…umso besser! Deshalb war ich auf dieses Buch sehr gespannt. Als ich es gelesen habe, wusste ich allerdings noch nicht, dass es ein zweiter Teil einer Reihe ist. Das ist mir erst am Anfang nach und nach klar geworden, da immer wieder vorhergehende Ereignisse erwähnt werden. Das war zwar etwas sonderbar, aber ich habe mich trotzdem gut eingefunden. Wenn man ein paar Dinge einfach als Tatsache hinnehmen kann, dann kann dieser Band gut unabhängig vom Vorgänger gelesen werden.
Zunächst war ich noch ganz guter Dinge und freute mich auf spannende und vielleicht unheimliche Szenen in den Tiefen des Meeres. Travis Wolfe, Marty und das Team an Wissenschaftlern wollen einen Riesenkalmar fangen. Ich habe diese Tiere gegoogelt um mir ein Bild machen zu können und finde, sie sind durchaus für eine Gänsehaut gut. Leider ging es aber noch lange nicht hinab in die Tiefsee, und das hat mich an der Geschichte am meisten gestört. Nicht, dass das Geschehen auf dem Boot und die Feindschaft zwischen Wolfe und Blackwood uninteressan wäre, aber bei dem Titel hatte ich mir mehr Handlung unter der Wasserlinie vorgestellt. Zudem bin ich nicht so der Fan davon, wenn dem Bösewicht in einer Geschichte so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird wie hier. Will heißen, die Kapitel bei Blackwood fand ich teilweise anstrengend mit den Einblicken in seine boshaften Gedanken und seine gemeinen Pläne. Ich finde immer, was die Bösen ausbrüten, das sieht man spätestens dann, wenn es die Guten betrifft. Die Planung finde ich da weniger interessant.
Als sich die Sitaution zwischen Wolfe und Blackwood zuspitzt, sind beide immerhin schon mal auf dem Wasser. Ich schöpfte Hoffnung, dass es bald in die Tiefe gehen würde. Doch das dauert nochmal geraume Zeit. Und darüber haben mich auch die sagenumwobenenMokele-Mbebe nicht hinweggetröstet. Das Buch heißt “Jagd in der Tiefsee”, doch erst im letzten Drittel geht es tatsächlich dorthin. Darüber war ich ganz schön enttäuscht. Und schade ist es außerdem, denn als es endlich in die Tiefe geht, da wird es dann wirklich richtig spannend. Wenn man sich bildlich vorstellt, was Marty und seine Freunde dort erleben, dann kommt man auch um mein erhofftes Schaudern nicht herum. Das hätte ich mir viel früher gewünscht.
Der zweite Punkt, an dem ich mich gestoßen habe, ist die Darstellung von Marty, Grace und Luther. Eben den Jugendlichen an Bord. Schon klar, dass es ein Jugendbuch ist und entsprechend die jugendlichen Figuren heldenhaft sein müssen. Aber ganz ehrlich: Grace wirkte auf mich keineswegs wie eine 13jährige, so ruhig und vernünftig wie sie ist. Bis erwähnt wurde, wie alt sie ist, hätte ich sie locker auf das doppelte Alter geschätzt. Und der gleichaltrige Marty ist so talentiert, schlau und geschickt, dass ein erfahrener Wissenschaftler ihn unbedingt auf seiner gefährlichen Expedition dabei haben möchte. Ihn, nicht etwa einen seiner studierten Kollegen. Bei Luther dachte ich erst, dass wenigstens ein normaler Teenie mitmischen würde. Etwas verrückt mit einem Hang zu liebenswert-blöden Witzen. Aber nein, er ist natürlich der Computer-Crack an Bord. Schon klar: ein Schiff voller Wissenschaftler, aber die Kids spielen sie an die Wand…das war mir einfach zu unglaubwürdig

Ich habe vergleichsweise lange für das Buch gebraucht. Es liest sich nicht so leicht wie ich es von einem Buch für eine Leserschaft ab 11 Jahren erwartet hatte. Bei den Kapiteln um Marty und seine Freunde geht es noch recht flott dank vieler Dialoge. Die hat man bei den Kapiteln mit Blackwood und seinem Handlanger Butch nicht in diesem Maße, deshalb haben mich diese Kapitel immer etwas ausgebremst. Und ich fand die Kapitel für ein Buch für diese Altersgruppe ganz schön lang.

Das Cover war einer der Gründe, wegen denen ich eine spannende und etwas unheimliche Geschichte erwartet hatte. Diese finstere Szene mit dem Krakenarm wirkt schon ganz schön gruselig.

Fazit:  Leider war “Jagd in der Tiefsee” nicht mein Fall. Ich fand Marty, Grace und Luther zu heldenhaft beschrieben um glaubhaft zu sein. Am enttäuschendsten war für mich aber, dass es -im Verhältnis zur Länge der Geschichte- nur kurz wirklich hinab in die Tiefsee ging. Da verspricht der Titel weit mehr als die Geschichte dann hält. Schade.