Rezension

Zu verzwickt

Die Entscheidung, 1 MP3-CD - Charlotte Link

Die Entscheidung, 1 MP3-CD
von Charlotte Link

Bewertet mit 2 Sternen

Wenn man schon so lange ein Fan von Charlotte Link ist und sie im Prinzip die erste Autorin ist, die mich von der Jugendliteratur in die Erwachsenenliteratur gehoben hat, dann ist es selbstverständlich, dass man alles von ihr liest. Natürlich ist nicht jedes Buch gleich gut, aber dass ich einmal so enttäuscht von ihr sein würde, hätte ich vor „Die Entscheidung“ nicht gedacht. Schon vor vielen Monaten habe ich mit dem Hörbuch zu diesem Roman begonnen und zwischendurch eine lange Pause gemacht, weil es mich absolut nicht packen konnte. Vor wenigen Wochen habe ich mich dann entschieden, dass Hörbuch nun doch durchzuziehen, aber trotz einer deutlichen Steigerung zum Ende hin, kann ich insgesamt leider kein positives Fazit ziehen.

Der Roman tut sich vor allem keinen Gefallen, weil er am Anfang zu viele Teilhandlungen hat, deren Zusammenhang man überhaupt nicht begreifen kann. Die einzelnen Geschichten stehen so unmotiviert nebeneinander und sind dabei in ihren Einzelteilen auch noch so langweilig, dass man noch nicht mal bei sich den Drang verspürt, irgendwelche Theorien anzustellen und mitzuspekulieren, wie die Zusammenhänge wohl sind. Von den ganzen Geschichten sind sicherlich Simon und Natalie diejenigen mit der größten Bewandtnis, aber beide Figuren haben es mir nicht erlaubt, mich mit ihnen zu identifizieren. Bei Simon wird nur ständig betont, was für ein Schlappschwanz er ist und Natalie wirkt so unselbstständig und puppenhaft, dass sie mir auf die Nerven ging. Da der Roman ja doch einige Seiten umfasst, wird es zum Ende hin natürlich besser, weil man bis dato mit den Figuren deutlich mehr Zeit verbracht hat und weil sie sich schon auch eine Entwicklung durchmachen dürfen, aber insgesamt war das nichts, an dem ich mich aufrichten konnte.

Leider passten auch die Kriminalaspekte nicht zu 100%. Lange Zeit kam überhaupt keine Spannung auf, weil die tatsächlich spannenden Stellen ausgespart wurden und er rückblickend beleuchtet wurden. Vor allem am Ende des Romans gab es eine solche Szene, bei der ich mich doch sehr geärgert habe, weil man als LeserIn das Gefühl hat, das einem etwas weggenommen oder vorenthalten wurde. Zudem wurden einige Elemente, die wahrscheinlich dann einen Überraschungseffekt haben sollten, so ungeschickt vorbereitet, dass sie bereits lange im Vorfeld glasklar waren. Das hat mich doch sehr geknickt, dass Links sonstige Stärken hier so zu kurz kommen…

Abschließend erfolgt nun noch eine Bewertung des Hörbuchs. Es wird von Friederike Kempter gelesen, die sich als Schauspielerin bereits einen Namen gemacht hat. Da ich selbst aber weniger deutsche Filme und Serien schaue, kannte ich ihre Stimme wirklich nur oberflächlich und habe sie auch gerade zum Beginn als eher nervig empfunden. Aber es hat sich schnell herausgestellt, dass es sich um eine Gewöhnungssache handelte, da mich ihre Stimme so lange begleitet hat und irgendwann zu dieser Geschichte gehörte. Sie hat eine klare Aussprache und hat es auch geschafft, zumindest den Hauptfiguren jede und jedem eine andere Stimme zu geben. Da konnte man wirklich problemlos auseinanderhalten, das war sehr gut gemacht!

Fazit: „Die Entscheidung“ ist in meinen Augen wirklich mit Abstand Links schwächstes Werk, weil die Thematik nicht zünden kann, weil es zu viele Teilhandlungen gibt, die erst superspät einen Zusammenhang aufweisen und zudem gibt es keine Charaktere, an denen man sich aufrichten kann. Von diesem Roman möchte ich daher wirklich abraten, da man definitiv einen falschen Eindruck von dem bekommt, was Link ansonsten zu leisten vermag.