Rezension

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Zu viel des Guten

Wo wir uns finden - Nicholas Sparks

Wo wir uns finden
von Nicholas Sparks

Die 36-jährige Hope ist unglücklich: Ihr Partner Josh ist unzuverlässig und bindungsunwillig, doch sie wünscht sich nichts mehr als Kinder zu bekommen. Sie trifft auf den Naturburschen Tru, der als Safari-Guide in Simbabwe arbeitet und sich nur wenige Tage in den USA aufhält, um seinen Vater kennen zu lernen. Es ist Liebe auf den ersten Blick - aber hat diese Liebe Zukunft? Tru will seinen Sohn in Afrika nicht im Stich lassen und Hope nicht ihren todkranken Vater. Und da ist ja noch der Kinderwunsch, aber Tru ist zeugungsunfähig. Hope muss sich entscheiden...

Wie die Geschichte weitergeht, ist keine große Überraschung. Wer Sparks kennt, weiß, dass er die romantische Liebe besingt. Hier ist mir das denn doch zu dick aufgetragen. Natürlich sind die beiden Hauptpersonen schön, sympathisch und moralisch integer - einfach makellos. Ein paar kleinere Schwächen würden sie lebensechter wirken lassen. Dass man sich auf den ersten Blick verlieben kann, mag ja sein, aber ist das schon Liebe? Die muss sich ja erst im Alltag beweisen, wenn sich herausstellt, dass der Partner eben doch nicht ganz ideal ist, sondern einige Macken hat. Und können diese wenigen gemeinsamen Tage über Jahrzehnte hinweg tragen? Da baut man sich doch wohl eher ein grandioses Bild aus seinen Erinnerungen; ob das dann der Realität standhalten kann, ist sehr fraglich. Und selbst wenn die beiden einmal zueinander gepasst haben, hat sich doch wohl jeder von ihnen weiterentwickelt; wie soll das synchron ablaufen? 

Die Grundidee ist ja ansprechend: Man trifft sich, verliebt sich, trennt sich. Und wenn man dann wieder zueinander findet? Das wäre eigentlich eine spannende Geschichte: Wie kann man mit dem idealisierten Bild aus der Erinnerung zu einer realistischen Gegenwart finden? Eine solche Schilderung der Charaktere und ihrer Entwicklung hätte mich gefesselt. Das bietet Sparks allerdings nicht. Es bleibt bei einer romantischen Geschichte, in der alle Schwierigkeiten zum Schluss dann doch eine positive Lösung finden - ein modernes Märchen, mit dem man die eigenen Probleme eine Zeitlang ausblenden kann.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. Oktober 2018 um 22:10

Warum liest du Nicholas Sparks?Du weisst doch genau, was du kriegst. Ich könnte ne Liste machen, mit ähnlichen (eigentlich unlesbaren) Autoren und Autorinnen.

FIRIEL kommentierte am 09. Oktober 2018 um 18:25

Ich lese immer mal wieder Bücher von der Bestsellerliste. Erstens, weil ich manchmal durchaus positiv überrascht werde - ich finde nicht alles Schund, was sich gut verkauft. Zweitens kann ich dann auch im Gespräch dazu etwas sagen. Drittens: Hin und wieder brauche auch ich etwas Kitsch, besonders dann, wenn ich im rl Stress habe. Und last not least: Wenn der Kitsch zu dick aufgetragen ist, kann ich mich köstlich amüsieren.

wandagreen kommentierte am 09. Oktober 2018 um 19:09

Gute Argumente. Ich guck lieber Rosamunde an. Schöne Menschen, ich weiß von Anfang an, wie es ausgeht ... !