Rezension

Zu viel erwartet...

Der Kaffeedieb - Tom Hillenbrand

Der Kaffeedieb
von Tom Hillenbrand

Bewertet mit 3 Sternen

Ein spannendes Thema: das türkische Kaffeemonpol soll gebrochen werden, reiche niederländische Kaufleute möchten selber satten Gewinn machen. Allerdings werden die Kaffeebäumchen streng bewacht, ein Diebstahl scheint nahezu unmöglich. Nun gibt es aber Obadiah Chalon, einen verarmten Adligen und begabten Fälscher von Urkunden, Passierscheinen, Verschreibungen, gesegnet mit einem flinken Verstand. In London droht er wegen Betrugs aufzufliegen, also flüchtet er in die Niederlande, aber auch dort verspekuliert er sich und landet im Zuchthaus. Überraschend bekommt er ein Angebot, welches er nicht ablehnen kann: reiche Kaufherren wünschen, dass er Kaffeepflanzen stiehlt und rüsten ihn mit entsprechenden Geldmitteln für dieses Unternehmen aus.
So eine Steilvorlage, so ein angesehener Autor! Ich hatte Riesenlust, ein tolles Buch zu lesen...
Viele sehr ausführliche Erklärungen, philosophische Exkurse, unnötige Längen nahmen mir ein wenig den Spaß. Die Truppe, die Obadiah zusammenstellte, bot enormes Potenzial: eine Verkleidungskünstlerin, ein Seebär, ein Wissenschaftler, ein adliger Meisterdieb, der erst befreit werden musste.... Richtig warm wurde ich mit Keinem, ebensowenig wie mit der Hauptperson - zu wenig menschliche Eigenheiten, Charakterzüge-. Und immer wieder ausführliche Exkurse zu Geheimschriften, sogar komplizierte Binärcodes wurden bemüht. Planung und Vorbereitung wurden sehr ausführlich dargelegt, aber der "Knaller", der eigentliche Raub, blieb in Form einer Geschichte in der Geschichte ziemlich blass... Auf der Flucht ging natürlich Einiges schief, aber wenigstens waren hier doch mal Gefühle im Spiel. Viel Pech für Herrn Chalon, dennoch ein versöhnliches Ende.
Lesenswert; wer sich für Geheimschriften und deren Dechiffrierung interessiert, wird bestens bedient; wer Abenteuer mag und die Story selbst mit Phantasie anreichert, wird gut unterhalten. Ich habe durchaus viele Passagen gern gelesen und meine, Verzicht auf einige Erklärungen und Längen würden dem Buch gut tun.