Rezension

Zu viel Hollywood

Influence - Fehler im System - Christian Linker

Influence - Fehler im System
von Christian Linker

Bewertet mit 4 Sternen

Kannst du dir eine Welt vorstellen, in der die digitale Welt wie aus dem nichts verschwindet? Aus online wird offline. Heute sollte eigentlich Amirs großer Tag werden. Er erhielt einen Chip mit sehr wertvollen Informationen. Diesen sollte er an einen bekannten Netzaktivisten namens Habakuk ausliefern. Die tiefsten Geheimnisse der Geschichte des Internets könnten damit offenbart werden. Doch kurz bevor Amir bei Habakuk auftritt, fällt das ganze Netz aus. Wer ist dafür verantwortlich? Weiß dieser jemand von Amirs Plan Bescheid? Will er Amir aufhalten?

Dieses Buch weist ein schönes Design auf und ist von der Haptik sehr überzeugend. Die Handlung des Thrillers spielt hauptsächlich in der Gegend um Köln rum, und Schauplätze wie die Eifel begegnen uns, die durch den Autor detailliert beschrieben werden. In diesem Thriller wird ein gegenwärtiges Thema, das Internet, in den Vordergrund gerückt. Ich meine, wer kann sich heute ein Leben ohne die digitale Welt vorstellen? Ich glaube niemand. Und daran knüpft der Thriller gut an. Der Ausfall des Netzes wird in diesem Thriller sehr realistisch vom Autor dargestellt. Dadurch konfrontieren uns im Buch auch das passende Fachvokabular, wodurch ich ab und zu mal ein paar Wörter zum Verständnis nachschlagen musste. Die sich entwickelnde Panik der Menschen im Buch ist nachvollziehbar, jedoch teilweise von einzelnen Gruppierungen sehr überspitzt.

Der Fokus wird auf den Protagonisten Amir gelegt. Amir ist Politikstudent und muslimischen Glauben. Aus diesem Grund ist er im Buch oft Rassismus ausgesetzt. Durch den Thriller hinweg, wirkte der Protagonist sehr sympathisch. Dennoch konnte ich zu ihm keine emotionale Bindung aufbauen. An einzelnen Stellen fand ich seine Gewaltbereitschaft zu extrem. So schwankte das Buch meiner Meinung nach zwischen einem harmlosen Jugendthriller und einem blutrünstigen Thriller. Der Thriller beinhaltet außerdem zu viele Szenen, die einem „Actionfilm“ aus Hollywood ähneln. Szenen mit Verfolgungsjagden können somit als Beispiel genommen werden. Diese passten in das Gesamtkonzept einfach nicht rein.

Der Autor hat einen sehr komplexen und spannenden Schreibstil, der der Hauptthematik des Thrillers gerecht wird. Ein einfacher Schreibstil würde hier fehl am Platz sein.

Auch wenn das Buch Schwachstellen aufweist, kann man diese überblicken. Ein derartiges Szenario begegnete mir in einem Buch zum ersten Mal. Es war interessant, die Geschichte und die Ansätze des Autors zu verfolgen. Trotzdem erhoffe ich mir, dass es eine Fortsetzung geben wird, da mir das Ende des Thrillers zu viel Spielraum zu diversen Interpretation gab. Des Weiteren blieben mir viele Fragen offen. Schlussendlich appelliert das Buch an den Leser, sich nicht allzu abhängig von dem Internet zu machen. Ist das heute noch überhaupt möglich?