Rezension

Zu viel Privates, zu wenig Krimi

Die Toten, die dich suchen - Gisa Klönne

Die Toten, die dich suchen
von Gisa Klönne

Wenn der Kriminalfall ähnlich viel Raum bekäme wie die privaten Probleme der Ermittler, könnte das Buch ein richtig spannendes sein.

Judith Krieger, Leiterin der Vermisstenfahndung in Köln, möchte eigentlich nichts mehr mit Toten zu tun haben. Doch dann wird der kolumbianische Geschäftsmann Angelo Jaramillo in dem Keller eines leerstehenden Gebäudes entdeckt, gefesselt und verdurstet. Da die Kommissarin kurz zuvor ein Jahr in Kolumbien verbracht hat, soll sie diesen Fall weiter bearbeiten. Dabei muss sie sich auch mit Animositäten ihrer Mitarbeiter auseinander setzen.

Lisa Klönne beweist in dem sechsten Band ihrer Reihe um die Ermittlerin Judith Krieger mit einem sehr starken Einstieg, dass sie Leser zu fesseln vermag. Der ungewöhnliche, reduzierte Schreibstil hebt sich inmitten des Genres wohltuend ab. Leider beginnen die Protagonisten einer nach dem anderen, im Laufe der Geschichte ihre privaten Probleme - und die sind teilweise beachtlich bis extrem, beziehungsweise werden dazu aufgeblasen - derartig in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen, dass ihnen erstens gravierende Ermittlungsfehler unterlaufen, zweitens die eigentliche Kriminalhandlung stiefmütterlich vernachlässigt lange vor sich hin dümpelt. Das Überzeichnen der Probleme verhindert Identifikation, da die Personen auf dramatische Weise fremd werden. Man fühlt sich aus dem Buch heraus geschubst.

Die Polizeiarbeit wirkt manchmal unprofessionell, Erfolge basieren mitunter auf Zufällen oder, schlimmer, auf unerlaubten Maßnahmen. 

Nicht immer darf der Leser die Entwicklungen begleiten. Oft finden Ergebnisse, auf die eigentlich brennend gewartet wurde, wie zufällig im Nachhinein Erwähnung. („Die Untersuchungen hatten ergeben, …“) Das verursacht jeweils ein Stückchen Frustration engagierter Miträtselnder.

Interessant sind die Informationen bezüglich Kolumbien. Über das Land, seine Geschichte und die Menschen ist einiges durchaus gut Recherchierte und Wissenswerte zu erfahren. Das ist besonders deshalb erfreulich, weil sich der südamerikanische Staat in diesem Genre ansonsten eher rar macht. 

Der Fall an sich birgt wenig Überraschendes, auf die Auflösung wird lange hingearbeitet, sie wirkt glaubhaft und wenig spektakulär. 

Alles in allem ein gut zu lesender K