Rezension

Zu viel Vampir ...

Unsterblich 01 - Tor der Dämmerung - Julie Kagawa

Unsterblich 01 - Tor der Dämmerung
von Julie Kagawa

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Satz: Sie hängten die Unregistrierten in der alten Speicherstadt, es war eine öffentliche Hinrichtung, die sich jeder ansehen konnte.

Meine Meinung:

Cover & Titel:
Das deutsche Cover ist meiner Meinung nach zwar sehr gelungen, reicht dem Englischen aber nicht ganz das Wasser. Wo hier die Einzigartigkeit weitaus größer ist und das Cover einen wirklich anspricht, kommt in der englischen Variante die düstere Stimmung der Geschichte besser rüber. Man sieht da auf den ersten Blick, dass das Buch nicht immer etwas für schwache Nerven ist und man sich auf dunkle Lesestunden gefasst machen sollte.
Was den Titel angeht, finde ich, dass er gut gewählt ist. „Unsterblich“ passt ohne wenn und aber - und wenn man etwas weiträumiger denkt, dann tut es „Tor der Dämmerung“ auch.

Zum Buch:
Zugegeben, ich bin mit bestimmten Erwartungen an dieses Buch gegangen. Ich glaube, dass ist unvermeidlich, wenn man die „Plötzlich Fee“-Reihe zuvor gelesen hat und davon ungefähr so angetan war, wie ich. Einerseits wurden besagte Erwartungen enttäuscht - und andererseits auch wieder nicht. Das Buch war ein auf und ab, dass mich manchmal in seinen Bann gezogen und im nächsten Moment gleich wieder ausgespuckt und verwirrt zurückgelassen oder verärgert hat.

Woran lag das? Schon mal nicht an der Protagonistin, das ist sicher. Allyson war ein durch und durch sympathischer Charakter, der immer wusste, was er wollte und auch mal den Leuten in den Hintern trat, um es zu bekommen. Ihre toughe Einstellung hat sie gleich noch viel interessanter gemacht, ihre Gedankengänge waren meist klar nachvollziehbar. Hier aber der Minuspunkt: Es war eben nicht immer so, sondern nur meist. Manchmal waren mir ihre Motive nicht völlig klar und obwohl ich ihren Standpunkt im Großen und Ganzen verstanden habe, konnte ich nicht immer sagen, dass er mir gefallen hat.

Dann war es also wahr. Ich hatte tatsächlich das Undenkbare getan. Ich war zu dem geworden, was ich auf dieser Welt am meisten hasste: einem Vampir, einem Monster. [S. 106]

Ein großer Makel, der mich ganz besonders gestört hat, war, dass Allysons Verwandlung erst einmal das ewig lange Info-Dumping nach sich zog. Ich meine, ja, die Idee, eine neue Welt dem Leser so näher zu bringen, ist keinem von uns unbekannt - aber man muss den richtigen Grad zwischen zu viel und zu wenig finden. Hier war es eindeutig Ersteres, fühlte ich mich beim Lesen doch oftmals einfach vollgestopft, mit allen Details. Circa ab dem zweiten Teil fand das häufiger im Wechsel mit der Action statt. Hier ein Kampf, dort seitenlange Erklärungen. Wieder ein Kampf ... Ich finde, die Mischung aus beidem macht es: Immer mal ein paar Infos zwischendrin mit einließen lassen, ohne den Leser gleich damit zu überhäufen.

Zu den Nebencharakteren will ich nicht viel sagen. Sie waren alle ganz nett, aber einigen von ihnen hat der nötige Tiefgang gefehlt. Klar haben sie das Geschehen voran getrieben, aber ihr Eigenleben - ihre Persönlichkeit - kam meiner manchmal einfach zu kurz. Genau, wie die Lovestory. So richtig überzeugen konnte die mich nicht von Anfang an. Aber (und das ist ja immer das wichtigste Wort ) mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, dass der männliche Charakter diesmal weniger dominant und stark, sondern eher zurückhalten war.

Halte dir immer einen Flutchweg offen, so lautete die oberste Regel aller Unregistrierten. Tu, was du willst, hasse die Vampire, verfluche die Lakaien, aber lass dich niemals erwischen. [S. 13]

Ungefähr zum Ende der Geschichte hin kam dann noch einmal der große Knall mit rasanter Action, die die nächsten Seiten wie im Fluge hat vergehen lassen. Ein Ereignis folgt auf das andere, alles geschieht Schlag auf Schlag und zum Luftholen bleibt erst wieder Zeit, wenn man das Buch dann zugeklappt und beiseite gelegt hat.

Fazit:
Alles in Allem fand ich „Tor der Dämmerung“ etwas enttäuschend, was nicht bedeutet, dass ich die Reihe nicht weiter verfolgen werde. Ein interessanter Plot, einige spannende Wendungen und recht unterschiedliche Charaktere werden den Leser auch in dieser Reihe von Julie Kagawa wieder in eine wunderbar andere Welt entführen.

6 / 10 Punkten