Rezension

Zu viel versprochen

Lügenmädchen - Luana Lewis

Lügenmädchen
von Luana Lewis

Inhalt

Stella ist eine junge Frau, hatte eine erfolgsversprechende Karriere, bis ein schrecklicher Moment ihr alles verbaute. Seitdem lebt sie zurückgezogen in einem kleinen Vorort von London. Das Haus hat sie schon lange nicht mehr verlassen. Ihr Leben, dass ihr Sicherheit gegeben hat, wird durch ein Mädchen gestört, das an einem verschneiten, eiskalten Wintertag an ihrer Haustür klingelt und um Einlass bittet.

Meinung

Als ich den Klappentext las, dachte ich, ich hätte mal wieder einen richtig guten Thriller, mehr noch Psychothriller vor mir. Denn dieser Text klang einladen und bedrohlich, ich freute mich darauf. Die Story fängt recht seicht an, man wird langsam an das Problem herangeführt, das soll jetzt keine Kritik darstellen, diese Vorgehensweise gefällt mir. Das Problem bei „Lügenmädchen“ ist allerdings, dass dieses „Seichte“ bleibt. Meiner Meinung nach kriegt die Autorin die Kurve nicht, um die nötige Spannung aufzubauen. Der Versuch dies über die Erzählperspektiven und die Zeitsprünge hinzubekommen ist leider auch nicht geglückt. Anrechnen muss man Lewis, dass die besagten Zeitsprünge durch die klaren Überschriften nicht noch zusätzlich Verwirrung stiften.

Leider trägt die Art des Schreibens auch dazu bei, dass „Lügenmädchen“ viel zu vorhersehbar wird, spätesten ab der Mitte des Buches kann man sich den Rest zusammenreimen. Einzig und allein die angenehme Sprache hat mich davon abgehalten, zum Ende des Buches zu gehen, um herauszufinden ob ich richtig liege und es anschließend vorzeitig zu beenden.

Enttäuschend waren auch die Charaktere, es gibt die Guten und die Bösen, die Opfer und die Retter. Es wird leider allzu schnell klar, welcher Charakter in welche Schublade gehört, es gibt keinen großen Knall am Ende, der einem die Augen öffnet und klar macht, das man sich mit der anfänglichen Vermutung geirrt hat. Wenn Charaktere ihr Klischee in allen Punkten erfüllen, fällt es mir immer schwer mit ihnen warm zu werden, das war auch bei „Lügenmädchen“ der Fall. Die Protagonisten wirkten auf mich viel zu unnahbar. In mir wurden nicht die richtigen Emotionen hervorgerufen, an Stellen, an denen ich Angst um jemanden haben sollte, empfand ich keine und das ist sehr schade, denn durch sowas wird lesen doch erst zum Erlebnis.

Fazit

Ich möchte nicht komplett abraten „Lügenmädchen“ zu lesen. Die Geschichte ist wirklich interessant und durchdachte Geschichte, die zeigt, wie manipulativ Menschen doch sein können. Man muss sich nur im Klaren darüber sein, dass es nicht unbedingt die Art von Psychothriller ist, die man bei dem Begriff normalerweise erwarten würde. Psychothriller bedeutet für mich nicht, dass die Protagonisten psychische Probleme haben, von daher haben der Klappentext und die Genre-Einordung mal wieder etwas versprochen, das nicht gehalten wurde.