Rezension

Zu viel von allem!

All Your Kisses - Tillie Cole

All Your Kisses
von Tillie Cole

Bewertet mit 2 Sternen

Schwieriges Thema. Die Umsetzung war in allem „drüber“: theatralisch, moralisch und konstruiert. Triggerwarnung!

Bei den Nachbarskindern Poppy und Rune ist es bereits in Kindertagen Liebe auf den ersten Blick – für immer und ewig. Als Rune im Teenageralter mit seinen Eltern in sein Heimatland Norwegen ziehen muss, bricht für beide eine Welt zusammen. Ein paar Jahre später kommt Rune zurück und fragt sich, warum Poppy vor längerer Zeit den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Was ist passiert?

Ohne zu spoilern einen Eindruck zu diesem Buch zu schreiben, finde ich sehr schwierig. Denn hätte mir der Klappentext einen Tipp gegeben, was mit dieser Geschichte auf mich zukommt, hätte ich sie wahrscheinlich überhaupt nicht gelesen. Leider war der behandelte Stoff überhaupt nicht mein Fall, zumindest nicht zur Zeit. Ich weiß, dass das im Buch behandelte Thema zum Leben gehört und möchte deswegen die Wahl der Autorin hinsichtlich der Problematik auch überhaupt nicht in Frage stellen. Daher beziehe ich mich hier ausschließlich auf die Umsetzung.

Die Protagonisten konnten meine Sympathie leider nur in Ansätzen gewinnen, ihr Verhalten fand ich durchweg überhaupt nicht altersgerecht und völlig überzogen. Ich habe mir mehrmals überlegt, ob dies noch eine gesunde Beziehung sein kann. Wahrscheinlich wollte die Autorin im Außen den innigen Zusammenhalt der Liebenden manifestieren, für mich ging das allerdings völlig daneben. Das Verhalten und die Ausdrucksweise der Figuren empfand ich, trotz der Tragik, als überdramatisiert und theatralisch. Einige Sätze fand ich regelrecht kitschig.

Poppy (welch ein schrecklicher Name!) ist die Perfektion eines Gutmenschen, sie hat fast etwas Heiliges, und den Nachbarsjungen Rune fest im Griff. Rune sollte mit seinem BadBoy-Image scheinbar die Waage halten und eine Spannung erzeugen. Meiner Meinung nach ist dies jedoch nicht wirklich gelungen, obwohl Ansätze dazu vorhanden waren. Die Beziehung der beiden war herzzerreißend, für mich jedoch einfach „drüber“ und nicht authentisch. Die starre Fixierung aufeinander hat mich genervt, vor allem, weil die Familien der beiden absolut in den Hintergrund traten, als gehörten sie nicht dazu.

Kurz gesagt, das Thema des Buches hat mich sehr bedrückt. Das Cover und der Klappentext konnten mich absolut nicht auf den Inhalt vorbereiten. Die Umsetzung fand ich fragwürdig und übertrieben, wobei das Ende das Ganze noch auf die Spitze trieb. Für mich ist „All your kisses“ leider nicht sehr gelungen.