Rezension

Zu viel von versprochen

In einem Boot - Charlotte Rogan

In einem Boot
von Charlotte Rogan

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Grace steht vor Gericht. Des Mordes angeklagt. Doch ist sie wirklich schuldig? Was zählt ein Mord, wenn es um das eigene Leben geht. Wie sehr wird man zum Spielball der vermeintlich Stärkeren, wenn Überleben das einzige Ziel ist? Und was war wirklich Realität und was nur Wahn im Kampf gegen den Tod? 1914 geht das große Passagierschiff Zarin Alexandra unter. Grace schafft es, dank der Hilfe ihres Mannes, in eins der Rettungsboote. Über zwei Wochen kämpfen die Insassen gegen die Naturgewalten, bevor sie gerettet werden.

Meine Meinung:
Hmm .. das Buch spielt ja bekanntermaßen 1914. Und genau so habe ich den Schreibstil empfunden. Veraltet, langweilig, zäh. Nicht schlecht, aber auf keinen Fall mitreißend. Wenn man bedenkt, dass die Autorin selbst an den Untergang der Titanic zwei Jahre zuvor erinnert, war dies ein träger Versuch, an die Dramatik anzuschließen.

Versprochen hatte ich mir ein spannungsgeladenes Buch, das mich nicht loslässt, wo man mit den Überlebenden mitkämpft, mithofft. Doch es war mir nicht möglich, mich auch nur an einer einzigen Stelle mit den Charakteren verbunden zu fühlen. Ich fand die Betrachtung der Überlebenden sehr oberflächlich. Immer wieder wurden Themen aufgegriffen und dann nur oberflächlich betrachtet und dann wieder wortlos fallen gelassen, als wären sie nie dagewesen. Selbst der Tod einiger Menschen wird leidenschaftslos und nebenbei erzählt. Zumindest fühlt es sich so an. Und ich könnte noch nicht einmal wundervolle Beschreibungen des Meeres, des Himmels oder sonst was aufbieten, um zu sagen, es ist wieder nur eins der Bücher, deren Sinn ich scheinbar nicht verstehe, die andere dafür aber aufgrund eines herausragenden Schreibstils hochloben. Ich jedenfalls habe ihn nicht gefunden.

Die Autorin hat immer mal wieder versucht, den Kampf der Einzelnen darzustellen. Die Beweggründe, aus denen sie vermeintlich etwas taten. Wie sie auf die Umstände reagierten. Wie unterschiedlich stark und schwach sie waren, um am Ende zu zeigen, dass die schwach wirkenden manchmal die Klügsten sind. Doch keine der Personen berührte mich...

Es ist kein schlechtes Buch. Es war nicht schwer, es zu Ende zu lesen. Doch ich befürchte, schon morgen werde ich es vergessen haben. Das Buch und auch Grace, die mir auch viel zu emotionslos war. Sicherlich kann man nicht voraussagen, wie man selbst in solch einer Position ist. Ob man tatsächlich so abstumpft, sich in Tagträume flüchtet oder nicht. Ich denke, da würde jeder wohl anders reagieren. Und so bin ich auch gespannt, wie andere dieses Buch empfunden haben.

Sehr verwundert war ich, als ich las, dass die Filmrechte bereits verkauft sind. Scheinbar sehen andere Leute doch wieder mehr darin, als ich ... aber das ist ja eigentlich gut. Hätten wir alle den gleichen Geschmack, wäre es wohl fatal. Allerdings würde ich ihn mir sofort ansehen um zu sehen, wie das Buch umgesetzt wurde und ob der Film mehr Spannung bringt.

Eines aber möchte ich noch sagen .. Das Cover, die Inhaltsbeschreibung und der Titel ist wirklich toll gewählt, es lässt einen ganz automatisch zum Buch greifen. Ich finde, beim Cover hat sich script5 wieder einmal selbst übertroffen!

Fazit:
Leider war dieses Buch nicht mein Fall. Meine Erwartungen waren sehr hoch an Spannung und Nervenkitzel, an mitgerissen werden und dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Charaktere. Leider traf keiner dieser Punkte für mich zu. Ich hätte dem Buch 2,5 Punkte gegeben, aber da das nicht geht, habe ich auf 3 aufgerundet.