Rezension

Zu viele Beschreibungen, zu wenig Handlung

Tiefes, dunkles Blau -

Tiefes, dunkles Blau
von Seraina Kobler

Bewertet mit 2 Sternen

Der Arzt einer Kinderwunschklinik, Dr. Moritz Jansen, wird tot aus dem Zürichsee gefischt. Die Seepolizistin Rosa Zambrano soll zusammen mit dem Ermittler Martin Weiss von der Kriminalpolizei in dem Fall ermitteln. Doch ist sie dafür die richtige Person? Denn ihre Schwester und deren Frau waren ebenso Kundinnen bei Dr. Jansen, wie sie selbst…

Als Leserin kommt man gar nicht darum herum, die tiefe Verbundenheit der Autorin Seraina Kobler mit Zürich zu bemerken. In ihrem ersten Zürich-Krimi mit der Ermittlerin Rosa Zambrano nimmt sie uns immer wieder mit auf eine Führung durch die Stadt. Dabei kommt nach meiner Meinung die Krimihandlung viel zu kurz in diesem Buch. Auf den ersten 100 Seiten beschäftigen sich nach einer wohlwollenden Schätzung etwa 10 Seiten mit dem Verbrechen und dem Auffinden der Leiche. Die restlichen Seiten liefert uns die Autorin Landschafts- und Stadtbeschreibungen, beschreibt Wohnungseinrichtungen, Dekorationsartikel und Nahrungsmittel. Da mich solche Beschreibungen maßlos langweilen, war ich versucht, das Buch einfach abzubrechen. Was ich nicht getan habe.

Nach dem ersten Drittel des Buches starteten zum Glück endlich die Ermittlungen zu dem Toten und seinem Umfeld. Sofort schöpfte ich Hoffnung, da das Buch erst einmal spannender wurde. Zudem nahmen die im ersten Drittel ausufernden Beschreibungen auch endlich ab.

Bei ihrem ersten Krimi hat sich die Autorin einem sehr kontroversen Thema zugewandt. Es geht um Genforschungslabore und die Fragen, welche Versuche gesetzlich erlaubt sind und was ethisch vertretbar ist. Leider hat sie diesem wichtigen Thema jedoch nicht den Raum eingeräumt, den sie den oben genannten Beschreibungen gewährt hat. Das Thema wurde in meinen Augen nur angerissen und hätte mehr Tiefe verdient.

Auch die Ermittlungen weisen für einen Kriminalroman große Lücken auf. Zum Ende des Buches kann man sich durchaus fragen, warum der Arzt nun eigentlich sterben musste. Wiederholt hatte ich den Eindruck, dass es der Autorin nicht gelungen ist, die Arbeit der Polizei handwerklich auszuarbeiten. Denn Erkenntnisse erlangen die Ermittler zum Teil per Geistesblitz während anderer Tätigkeiten.

Die Figuren konnten bei mir ebenfalls nicht punkten. Obwohl wir über die weibliche Hauptfigur ein paar Dinge erfahren, ist es mir nicht gelungen, eine emotionale Verbindung zu ihr einzugehen. Ich konnte die Fakten zur Kenntnis nehmen, aber Nähe zu ihrer Person ist nicht entstanden.

Für mich ist somit der erste Krimi um die Ermittlerin Rosa Zambrano auch mein letzter Krimi mit ihr.