Rezension

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Zu viele Klischees

Lucy in the Sky - Paige Toon

Lucy in the Sky
von Paige Toon

Inhalt:

Während des Flugs von England nach Australien erhält Lucy eine eindeutige SMS von einer Unbekannten. Diese behauptet, mehrere Male mit James, Lucys Freund, geschlafen zu haben. In Australien angekommen, beschließt Lucy ihrer großen Liebe trotz allem zu vertrauen, der beteuert, seine Kollegen hätten sich einen Scherz erlaubt und dass es absolut keinen Grund zur Sorge gäbe. Doch dann taucht der überaus nette und gutaussehende Nathan auf und das Gefühlschaos ist vorprogrammiert.  

Meinung:

Erstmal war ich ziemlich verwirrt, weil ich eine ganz andere Story erwartet hatte, schließlich sagt der Klappentext so gut wie nichts über den Inhalt aus.  

Die Geschichte besteht aus zwei Teilen, einer spielt in Australien und der andere in London. Das erste Drittel des Romans hat mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen. Die australische Atmosphäre, sprich gutes Wetter, nette Menschen, verschiedene Ausflüge und natürlich die Hochzeit von Lucys besten Freunden, machen aus der Geschichte zunächst ein Wohlfühlbuch. Auch Nathan ist auf Anhieb sympathisch. Gestört hat mich jedoch, dass Lucy sich ungefähr nach 3 Sekunden hoffnungslos in diesen verliebt hat. James, der zu Hause in London auf sie wartet, rückt in weite Ferne. Da habe ich definitiv schon glaubwürdigere Sachen gelesen. Natürlich gibt es die Liebe auf den ersten Blick, doch sind die Beteiligten dann meistens Single. Ich persönlich glaube nicht, dass man sich so schnell in jemand anderen verlieben kann, wenn man in einer mehr oder weniger glücklichen Beziehung steckt. Wie dem auch sei, dieser Teil des Buches war trotz diesem kleinen Makel in Ordnung. 

Daraufhin befinden wir uns relativ schnell, nämlich nach ungefähr 170 Seiten (von 430) wieder in London. Man taucht ein in Lucys Alltag, lernt ihre Arbeit, Kollegen, Freunde und natürlich James kennen. Dieser gibt sich oberflächlich gesehen als netter und aufmerksamer Partner. Doch schnell wird klar, dass er zuweilen recht anstrengend und ignorant sein kann. Außerdem treibt er sich oft und gerne in Bars rum und kommt erst spät nach Hause. Dieser Abschnitt der Geschichte war eher langweilig und zäh. Es gibt mehr Klischees als einem lieb ist. Der untreue, gutaussehende Anwalt, der jede Menge verdient und oft betrunken ist gegenübergestellt zu dem lieben, träumerischen Surfer Nathan aus Australien. James ist älter als Lucy, Nathan jünger. In London ist es Winter, in Australien Sommer.

Man erfährt zwar auch am Ende nicht, ob James Lucy nun wirklich betrogen hat, doch alles deutet daraufhin. Ich muss zugeben, dass ich oft Mitleid mit James hatte, bevor klar wurde, dass er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein notorischer Lügner und Fremdgeher ist. Trotz allem merkte man doch, wie sehr er Lucy liebt. Dass er sie hintergangen hat, macht es dieser natürlich leichter. Sie muss kein schlechtes Gewissen haben sich in Nathan verliebt zu haben und ist fein raus. Nun kann sie keiner verurteilen. Wäre James niemals fremdgegangen, hätte das schon ganz anders ausgesehen. Insgesamt war ich doch eher enttäuscht. Natürlich wusste ich, dass es sich nicht unbedingt um einen Roman mit Tiefgang handeln würde, aber etwas mehr Realität hätte ich mir doch gewünscht (Zum Bespiel, dass sie James verlässt, obwohl er ein guter Mann ist. Einfach weil sie sich in Nathan verliebt hat und nichts dagegen tun kann. Das wäre zwar trauriger gewesen aber irgendwie auch authentischer). 

Vielleicht sollte ich jetzt mal zu den Punkten kommen, die mir gut gefallen haben. Zum einen, wie oben erwähnt, hat mich die Zeit in Australien sehr angesprochen. Außerdem war ich positiv überrascht, was das Alter der Protagonisten betrifft. Lucy ist 25, Nathan 23 und James 27. Endlich mal Charaktere, die mehr oder weniger meinem Alter entsprechen. Da kann man sich  besser in deren Lage hineinversetzen und denken: Ja, so hätte ich wahrscheinlich auch gehandelt. Auch ist das Gefühlschaos von Lucy nachvollziehbar, da handelt man schon mal unüberlegt. Die Nebencharaktere, wie Lucys Familie, ihre besten Freunde, sowie die Geschichte um den Vater, den sie nie wirklich kennengelernt hat, haben mir sehr zugesagt. Zu guter Letzt hat mich James fasziniert. Sein Talent, perfekt zu lügen ist erschreckend. Selbst als Leser will man nicht glauben, dass jemand so dreist sein könnte. Das fand ich sehr gut dargestellt.        

Fazit:

Von diesem Buch sollte man nicht zu viel erwarten. Wenn man allerdings nichts gegen Klischees hat und eine Lektüre für den Sommerurlaub braucht, ist es sicher einen Versuch wert.