Rezension

Zu viele Nebeninfos

Der Totenzeichner - Veit Etzold

Der Totenzeichner
von Veit Etzold

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Als das LKA Berlin an einen blutigen Tatort gerufen wird, stößt das Team rund um Clara Vidalis bald auf Ähnlichkeiten zu Morden im Westen der USA vor zehn Jahren. Damals ging dieser Sommer als Blutsommer in die Geschichte ein und nun scheint der gleiche Mörder sein Unwesen in Berlin zu treiben. Die Ermittlungsarbeiten erweisen sich als schwierig, besonders die mysteriösen Zeichen, die der Mörder seinen Opfern in die Haut schneiden, stellen das Team vor viele Fragen. Doch währenddessen treibt der Totenzeichner weiter sein Unwesen…

Meine Meinung:

„Der Totenzeichner“ ist sicher nichts für zartbesaitete Seelen. Der „Totenzeichner“ geht brutal und äußerst grausam vor und richtet jedes Mal ein einziges Blutbad an. Da Veit Etzolds Schreibstil wirklich detailliert ist, können einen manche Beschreibungen durchaus zum Schlucken bringen. Zwar fand ich es nicht zu heftig, aber teilweise hat es schon hart an der Grenze gekratzt. Allerdings ist dieser vierte Fall von Clara Vidalis sicherlich mit der Härteste. Trotz Unterstützung durch zwei extra für den Fall angereiste Amerikaner gibt es erst im letzten Drittel des Buches merkliche Ermittlungsfortschritte, sodass die Spannung durchgehend sehr hoch ist, zumal die gelegentlichen Kapitel aus Sicht des Mörders da nochmals mithelfen-allerdings auch für reichlich Verwirrung und in gewisser Weise auch etwas Ironie sorgen. Der Fall ist komplexer, als am Anfang gedacht, soviel sei gesagt;)

Jedoch wurde die Spannung für mich deutlich durch zu viel Randinformation geschwächt, die eigentliche Handlung ist viel zu oft in den Hintergrund gerückt. Es werden unter den Ermittlern Anekdoten alter Fälle ausgetauscht und Veit Etzold beeindruckt zwar mit hervorragender Rechercheleitung und viel Zusatzwissen, was beides aber für den Fall fast immer irrelevant ist und viel zu sehr abschweift. Das hat mich sehr gestört, zumal ich in manche „Randepisoden“ gerade eingetaucht bin, um dann wieder in die „Realität“, den eigentlichen Fall, zurückgezogen zu werden. Das hat mich nicht nur ziemlich verwirrt, sondern nach einiger Zeit auch erheblich genervt.

Zusätzlich ist mir das Buch zu wenig Dialoglastig. Wie gesagt kommt erst im letzten Drittel die Ermittlungsarbeit in die Puschen, vorher gab es wenig Fortschritte bzw. Ermittlungsarbeit war kaum vorhanden. Erst ab der letzten Leiche (ja, es gibt mehrere ;) ) tut sich was und davor wurden mehr die Tatorte beschrieben, sodass auch wenig Platz für die Charaktere blieb. Sicherlich kennt man diese von vorherigen Fällen, wenn man die vorhergehenden Bücher gelesen hat, aber ein paar Seiten mehr auf die Entwicklungen der Charaktere hätte auch nicht geschadet. Da ist beispielsweise Clara, die sich nach ihrem Urlaub nicht sicher ist, ob die Nacht mit MacDeath eine einmalige Sache war oder ob sie mehr will. Gegen Ende wird das zwar aufgelöst, allerdings finde ich ein, zwei kurze Treffen dafür doch zu kurz. Das Ende insgesamt hat mir jedoch richtig gut gefallen. Es ist zwar nicht wirklich zufriedenstellend, aber aufgrund vorheriger Vorkommnisse sehr realistisch und auch ziemlich schockierend. Da fängt man schon an, so über Einiges nachzudenken.

Fazit:

Insgesamt hat mich der vierte Fall von Clara Vidalis ziemlich enttäuscht. Die Idee ist zwar echt klasse und bietet viel Potential,  allerdings ist mir die Spannung unter dem Haufen von Informationen verschüttet gegangen. Wer jedoch besonders blutrünstige Thriller mag, wird hier bestimmt auf seine Kosten kommen. Somit gibt es von mir nur starke 3 von 5 Herzen.