Rezension

Zu viele Themen verderben das Buch

Die fünf Leben der Daisy West - Cat Patrick

Die fünf Leben der Daisy West
von Cat Patrick

*Worum geht's?*
Daisy ist immer für sich allein gewesen. Sie hat sich von ihren Mitschülern distanziert und sie nicht an sich herangelassen. Freundschaften würden sich für die Fünfzehnjährige ohnehin nicht lohnen, denn sie bleibt niemals länger an einem Ort. Sie ist Teil eines Forschungsprojektes, in welchem ein mysteriöses Medikament getestet wird. "Revive" heißt das Mittel, das die Toten zurück ins Leben holen kann - und Daisy scheint den Tod beinahe anzuziehen. Da das Projekt streng geheim ist, muss Daisy nach jedem Tod eine neue Identität annehmen und in eine andere Stadt ziehen. Nun, in ihrem fünften Leben, heißt sie Daisy West und lebt in Omaha, der Stadt, in der sich alles ändern soll. Daisy findet zum ersten Mal Freunde, die sie um keinen Preis verlieren will, und lernt sogar ihre erste große Liebe kennen. Dieses Mal darf sie nicht sterben! Sie beginnt, das Projekt zu hinterfragen, und bemerkt erst viel zu spät, dass sie damit einem Geheimnis auf die Spur kommt, das ihren endgültigen Tod bedeuten könnte...

*Kaufgrund:*
"Die fünf Leben der Daisy West" habe ich in der Buchhandlung liegen sehen und ich konnte es einfach nicht dort lassen. Das Cover, die Farben - hach! Ja, es war ein Coverkauf, aber ich habe mir nach einem Blick auf den Klappentext auch einiges von der Geschichte erhofft!

*Meine Meinung:*
"Die fünf Leben der Daisy West" beginnt aufregend, rasant und spektakulär. Direkt auf der ersten Seite wird man Zeuge davon, wie Daisy das vierte Mal stirbt. Sofort türmen sich unzählige Fragen im eigenen Kopf, die man am liebsten sofort beantwortet haben möchte. Die Neugierde ist geweckt, man möchte wissen wie es weitergeht und man hat definitiv Lust auf Mehr!

Leider verfällt die Geschichte ebenso rasant, wie sie begonnen hat, in einen langatmigen Trott. Fortan liest sich die Geschichte nur noch ganz nett und es baut sich keine mitreißende Spannung mehr auf. Statt weiter auf Daisys interessantes Leben einzugehen und die komplexe Geschichte dahinter zu erläutern, hat sich Cat Patrick dazu entschieden, die erste Hälfte des Romans wie eine normale Highschool-Geschichte weiterlaufen zu lassen.

Erst ab der zweiten Hälfte geht es wieder bergauf, doch die Spitze des Berges ist noch weit entfernt. Dies liegt vor allem an dem tragischen und dramatischen Teil der Geschichte: Audreys Schicksal. Wer ohnehin emotional veranlagt ist, der wird hier sicherlich auf ganzer Linie mitleiden. Eines muss man Cat Patrick lassen: Ihr Buch vermittelt eine gute Moral. Sie versucht ihren Lesern zu zeigen, dass man trotz schlimmer Rückschläge im Leben niemals aufgeben darf. Man muss sich stets darum bemühen, aus einer Situation das beste herauszuholen.

Die Autorin hat mit ihrem Roman eindeutig zu viel gewollt. Ist es nun eine Liebesgeschichte? Wollte sie eine Art Dystopie schaffen, einen Science-Fiction-Roman? Ein Buch über den Wert des Lebens? Oder ist es doch ein Agentendrama? "Die fünf Leben der Daisy West" ist ein Geschichtschaos mit viel zu vielen Handlungssträngen, die alle zwar angeschnitten werden, von denen allerdings kein einziger wirklich aufrichtig behandelt wird - ganz nach dem Motto "Zu viele Themen verderben das Buch"!

Zum Ende hin wird "Die fünf Leben der Daisy West" noch einmal richtig spannend. Es entwickelt sich sogar ein mitreißender Lesefluss, der einen an die Seiten fesselt. Voller Hoffnung auf ein Ende, das dem guten Start das Wasser reichen kann, verschlingt man die letzten Kapitel - und ist maßlos enttäuscht. Ist das große Geheimnis erst einmal gelüftet, macht sich eine Enttäuschung breit, die kaum noch greifbar ist. Das Ende ist zu schnell abgehandelt, lässt viel zu viele Fragen offen und ist zudem völlig unlogisch. Was Cat Patrick sich dabei hat, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Mit diesem Abschluss erhält man bedauerlicherweise einen sehr negativen Blickwinkel auf die Geschichte. So viele Logikfehler machen "Die fünf Leben der Daisy West" nahezu kaputt!

Daisy ist eine sympathische Hauptfigur, mit der man sich augenblicklich gut versteht. Leider reicht ein liebenswürdiger Charakter nicht aus, um einen überzeugenden Protagonisten aus ihm zu formen. Daisy ist trotz ihrer komplizierten Vergangenheit und ihrem geheimnisvollen Leben ein viel zu gewöhnliches Mädchen, das nicht besonders ausfällt oder aus der Masse heraussticht. Im Verlauf der Geschichte beginnt sie zwar, sich zu entwickeln - sie taut auf, lässt Menschen an sich heran und lässt sogar Gefühle zu -, aber all ihre Fortschritte sind eher ruhiger Natur. Nachdem auf dem Klappentext eine aufregende Protagonistin versprochen wurde, die ein "waghalsiges" und "riskantes" Leben führt, habe ich eine energiegeladene Daisy erwartet, die die Handlung mit ihrem spontanen und risikofreudigen Leben immer wieder in Schwung bringt. Die falschen Erwartungen haben dafür gesorgt, dass ich von Daisy als Figur enttäuscht war - und das hat die umgängliche Daisy eigentlich nicht verdient. Wäre ich ohne diese Vermutungen an Daisy herangegangen, hätte sie mir wohl besser gefallen können.

Insgesamt sind die Charaktere allesamt sehr nett gestaltet, können aber nicht mit Tiefgründigkeit punkten. Sie werden wohl nicht lange im Gedächtnis bleiben, dafür sind sie zu oberflächlich, zu durchschnittlich. Bloß die lebenslustige Audrey, die mit einem schweren Schicksal zu kämpfen hat, sticht aus der Masse hervor und kann mit ihrem Charakter sowohl beeindrucken als auch berühren.

Cat Patricks Idee hinter dem Medikament "Revive" hat mir unglaublich gut gefallen und mich sehr neugierig auf dieses Buch werden lassen. Umso enttäuschter war ich, als ich das Buch dann tatsächlich las. Denn die Autorin lässt ihre eigene Idee viel zu kurz kommen. Während des gesamten Romans wird das Medikament eher nebensächlich behandelt, obwohl es so viele Fragen dazu gibt: Wie sind die Wissenschaftler darauf gestoßen? Wie genau funktioniert es (einen kleinen Hinweis gibt es ja)? Leider hat Cat Patrick hier sehr viel Potenzial verschenkt.

Den romantischen Part der Geschichte fand ich schlussendlich ganz nett, obwohl ich zu Beginn doch sehr skeptisch war. Das lag vor allem daran, dass Daisy Matt - Achtung, es wird innovativ - auf den ersten Blick am liebsten verschlingen würde. Sie bezeichnet ihn sogar als "megascharf". Ja, diese Liebesgeschichte macht es einem anfänglich sehr schwer, sie ernst zu nehmen und gut zu finden. Durch die tragischen Entwicklungen im Handlungsverlauf gewinnt die Beziehung jedoch immer mehr an Tiefe und Intimität. Sie blüht auf, sodass man letztendlich trotz des schweren Starts gerne wissen möchte, wie es mit den beiden weitergeht. Überzeugen kann die Liebesgeschichte allerdings bis zur letzten Seite nicht.

*Cover:*
Obwohl ich kein Fan von Mädchen auf Covern bin, hat mich dieses Cover doch sehr angesprochen. Das Farbenspiel ist bezaubernd! Außerdem hat sich der Verlag etwas ganz besonderes ausgedacht: Auf dem Cover haften Klebezettel, die etwas über die einzelnen Leben von Daisy aussagen und zeigen, wie sie gestorben ist. Ein tolles Extra!

*Fazit:*
"Die fünf Leben der Daisy West" ist ein nettes Buch für Zwischendurch, aber leider nicht mehr. Zu viele Logikfehler sorgen dafür, dass man Stück für Stück die Lust am Buch verliert und am Ende sogar ziemlich enttäuscht ist. Für eine tolle Idee, die leider nicht gut umgesetzt wurde, gibt es leider nur gute 2 Sterne.