Rezension

Zu viele Wiederholungen

Frostkuss - Jennifer Estep

Frostkuss
von Jennifer Estep

Bewertet mit 2 Sternen

Die 17jährige Gwen Frost wechselt nach dem Unfalltod ihrer Mutter die Schule und kommt so auf die Mythos-Academy, wo ihre Klassenkameraden Amazonen, Walküren, Spartaner oder Römer sind. Auch Gwen hat eine übersinnliche Gabe, die sie schon bald in Schwierigkeiten bringt…

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Gwen erzählt, die ziemlich Mühe hat, sich in der Mythos-Academy einzuleben. Über die anderen Figuren erfährt der Leser nur, was Gwen über sie denkt, was meistens nicht sonderlich positiv ist.

Obschon ich etwas Mühe damit hatte, dass die Autorin Jennifer Estep hier alle möglichen Mythologien wild durcheinandermischt und so beispielsweise die griechische Siegesgöttin Athene gegen den nordischen Trickster-Gott Loki antreten lässt, fand ich doch die Idee einer Schule für junge mythische Kämpfer durchaus ansprechend. Leider hat die Autorin hier etwas zu wenig daraus gemacht, man bekommt nur sehr wenig über die Schule und die verschiedenen Schüler mit.

Während ich sehr positiv an das Hörbuch heranging, hat sich meine Meinung, wie man an der Bewertung sehen kann, leider bald ins Negative verändert. Dies hat zwei Gründe:
Als erstes ist da mal Gwen, die ich schon bald nervig bis unausstehlich fand. Sie macht kaum etwas Anderes als sich selbst bemitleiden und gleichzeitig auf andere hinabschauen. Buhu, meine Mama ist tot. Buhu, ich bin ganz alleine. Buhu, niemand mag mich. Vielleicht würde dich ja jemand mögen, wenn du nicht jeden, der sich für etwas begeistert, sei es nun Musik, Computer oder Kampftechniken, als Freak bezeichnen würdest?! Oder wenigstens versuchen würdest, dich mit anderen anzufreunden, anstatt dich immer in die hinterste Ecke der Cafeteria zu verkriechen und jede freie Minute bei deiner Oma zu verbringen?!
Ebenfalls sehr bald auf die Nerven ging mit der Schreibstil, respektive die endlosen Wiederholungen. Mindestens vier Mal wird aufgezählt, welche Möbel in einem Studentenzimmer in der Akademie stehen, jedes Mal mit der Betonung, dass diese in jedem Zimmer die gleichen seien. Wie oft die Begriffe "Schwingungen" oder "purpur-grau" gefallen sind, habe ich nicht mitgezählt, aber es war jedenfalls so oft, dass ich kurz davor war, zu schreien. Auch werden die Figuren immer wieder immer gleich beschrieben, und nach vielen Szenen fasst Gwen noch einmal kurz zusammen, was gerade passiert war. Hatte Jennifer Estep die Demenzabteilung eines Pflegeheims als Zielgruppe vorgesehen, dass sie es für nötig hielt, jedes kleinste Detail immer wieder zu widerholen, teilweise sogar in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen? Das Buch wäre jedenfalls nur etwa halb so lang, wenn jede Wiederholung rausgestrichen würde.

Kritisieren möchte ich auch noch die Logiklöcher, die zwar nicht besonders häufig, aber dafür umso grösser waren. So ist Gwen eine Gypsy und hat übernatürliche Kräfte. Und doch tut sie über lange Zeit jegliche Mythologie als Humbug ab. Wenn sie also "zaubern" kann, wieso sollte das jemand anderes nicht auch können? Das zweite grosse Logikloch ist die grosse Wende, die einzige Überraschung, die die ansonsten sehr vorhersehbare Handlung zu bieten hat (aus Spoilergründen will ich da natürlich nicht verteift darauf eingehen). Das kann doch nicht sein, dass niemand von all den übersinnlich begabten Menschen an der Akademie auch nur das geringste geahnt hat?
 

Mein Fazit

Zu viele Wiederholungen und unausstehliche Protagonistin