Rezension

Zu viert auf der Suche nach der Wahrheit.

All die unbewohnten Zimmer - Friedrich Ani

All die unbewohnten Zimmer
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

Acht Jahre hat sie für ihre vermeintliche Verfehlung gebüßt, abgeschoben in die Provinz. Doch jetzt ist Fariza Nasri zurück, sie erhält eine zweite Chance als Ermittlerin im K111, dem legendären Kommissariat "Die zwölf Apostel". Zu verdanken hat sie dies allein ihrem Chef Polonius Fischer, einem ehemaligen Mönch. Doch schnell, zu schnell wird sie in einen neuen Fall verwickelt, der nicht nur ihrem Scharfsinn alles abverlangt, sondern auch ihre Integrität auf eine harte Probe stellt. Vier Kommissare, "Die Vier", müssen im neuen Roman von Friedrich Ani aktiv werden: Polonius Fischer, der ehemalige Mönch, Tabor Süden, der zurückgekehrte Verschwundenensucher, Jakob Franck, der pensionierte Kommissar, immer noch Überbringer der schlimmsten Nachricht sowie Fariza Nasri, Beamtin mit syrischen Wurzeln, erlöst von der Verbannung in die Provinz. Sie kämpfen in diesem neuen Roman gemeinsam, aber mit ihren jeweils einzigartigen Ermittlungsmethoden um die Aufklärung zweier rätselhafter Mordfälle. Dabei werden sie in die öffentlichen Debatten um die angebliche unfähige Polizei, um geflüchtete Kinder und den wieder breiter werdenden Graben zwischen West-und Ostdeutschland verwickelt. Eine Frau wird ermordet, ein Streifenpolizist erschlagen. In einem Netz von falschen Geständnissen und zwischen Zeugen, die nichts gesehen haben wollen, suchen "die Vier" nach der Wahrheit. Alle wenden ihre einzigartigen Methoden auf, um die Ermordung der Frau und die Erschlagung des Streifenpolizisten aufzuklären. Diese Todesfälle erregen größte Aufmerksamkeit, weil sie gesellschaftliche und politische Debatten, ausgehend vom rechten Rand, über die unfähige Polizei, Flüchtlingskinder, Ost- und Westdeutschland, "das System" anfachen. Deshalb kämpfen "die Vier" mit möglichen Hinweisen auf die Täter, suchen nach Vermissten, die zur Aufklärung beitragen sollten und sind konfrontiert mit falschen Geständnissen. Nachfolgeverbrechen können sie dabei zunächst nicht verhindern – bis die unterschiedlichen Fahndungsmethoden "der Vier" den Zufall in Notwendigkeit überführen. Trotz vereinter Kräfte stoßen sie an ihre Grenzen. Aber die Zeit drängt, und die Todesfälle erregen große mediale Aufmerksamkeit und entfachen hitzige Diskussionen.
"All die unbewohnten Zimmer" schlägt eine Schneise durch das Gestrüpp der politischen und individuellen Verfasstheit unserer Zeit. Dieses Buch ist ein ebenso spannender Krimi wie ein erhellender Gesellschaftsroman, es verändert unseren Blick auf das Schreiben über Wahr und Falsch und lässt uns das Böse und das nie zu erreichende Gute neu begreifen. Der Autor erzählt mit großem Einfühlungsvermögen, teils melancholisch und entwickelt dadurch einen ganz feinen Lesesog. Der Roman ist nicht so düster, wie man befürchten könnte, zeichnet starke Psychogramme. Er eröffnet Aussichten, die dem Leser vom Rand des Abgrundes Einblick in das Unbeschreibliche eröffnen. Der Autor schrieb einen Krimi, der bedächtigen Töne, mit eigenem, eigenwilligen Ton, schlank und scharf und trotzdem satt an Atmosphäre. Kein Reisser, sondern ehrliche Polizeiarbeit - manchmal an der Grenze des erträglichen. Tiefgründige Psychogramme der Protagonisten sind bei Friedrich Ani selbstverständlich. Aber auch eine spannende Handlung, die uns Leser fesselt. Es lohnt sich diesen Autor zu entdecken.