Rezension

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** Zu wenig Lama zum Verlieben **

Ein Lama zum Verlieben - Silke Porath

Ein Lama zum Verlieben
von Silke Porath

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als die Berliner Journalistin Stella erfährt, dass auch sie endlich mal eine Reisereportage für die „Donatella“ schreiben darf, ist sie zunächst total glücklich. Als sie dann jedoch hört, dass es sich bei ihrer Reportage keinesfalls um ein Traum-Urlaubsziel oder einen tollen Wellness-Tempel handelt, sondern um einen Lama-Hof in Schwaben, denkt sie zunächst an einen schlechten Scherz.

 

Am Ort des Geschehens trifft sie auf eine kleine bunte Truppe, mit der sie die nächsten Tage verbringen wird: Gastgeber Gerry ist augenscheinlich sehr gutherzig, liebt seine Lamas, hat jedoch leider wenig Ahnung von Marketing und Finanzen. Louis ist der jüngste Gast – ein französischer Austauschschüler, der von seiner Bremer Gastfamilie für eine Woche „abgeschoben“ wurde, um in Ruhe Luxus-Urlaub auf Sylt zu verbringen. Regula ist eine erfolgreiche, jedoch leider völlig ausgelaugte schweizer PR-Beraterin für eine große Käse-Fabrik. Vervollständigt wird die Urlaubsgruppe vom Spitzenkoch Barne aus Wiesbaden, der ebenfalls einfach mal eine Auszeit braucht.

 

Während des ersten Kennenlernens am Abend und der Verkostung lokaler Alkoholika kommt man sich schnell näher und stellt fest: Auch wenn es sich hier um die unterschiedlichsten Menschen handelt – alle verstehen sich super. Doch was sich ebenso schnell herausstellt: Gerry, der Hofbesitzer, hat große finanzielle Schwierigkeiten und es scheint, als würde er den Hof in Kürze an seinen Zwillingsbruder verlieren. Für die Truppe, die den Lamahof von jetzt auf gleich ins Herz geschlossen haben, steht sofort fest, dass sie Gerry helfen wollen, den Hof zu retten.

 

Für mich als Leserin wirkte „Ein Lama zum Verlieben“ leider ein wenig übereifrig und hier und da zu sehr an den Haaren herbei gezogen. Dieser Eindruck war gleich von Anfang an bei mir gegeben, denn Stella wurde von ihrer Redakteurin von einem auf den anderen Tag auf besagten Lamahof geschickt, was ich für wenig realistisch halte. Auch wurde beschrieben, wie die anderen Reisenden an den Reiseort gelangten. Es ist für den Leser nicht nachvollziehbar, warum der Hof genau für diesen Zeitraum ausgebucht sein soll, für die Zukunft aber keinerlei Buchungen vorliegen. Auch die Unbedarftheit des Gastgebers bei Anreise der Gäste nicht vor Ort zu sein, Fremden die Selbstbedienung im Kühlschrank zu ermöglichen und weitere Faktoren wirkten auf mich nicht ganz lebensnah. Im krassen Kontrast hierzu steht der theoretische „Unterricht“ zum Thema „Lamas“, den Gerry am Tag nach Anreise durchführt.

 

Zwar kann ich es mir schon gut vorstellen, dass man binnen kurzer Zeit auf so engen Raum Freundschaften schließt, aber dies war im Grunde schon nach wenigen Stunden der Fall. Natürlich wünschenswert, wenn es so offene Menschen gibt, die allesamt gleicher Meinung sind und den Hofinhaber wie den besten Freund unterstützen, wo sie nur können und eine Art „Rettungsplan“ schmieden. Wenn man jedoch mal ehrlich ist, wird so etwas nur selten vorkommen.

 

Des Weiteren fand ich es etwas schade, dass nicht noch ein paar lustige Geschichten in Zusammenhang mit den Lamas vorgekommen sind. Der Umgang mit den Tieren war mehr oder weniger nur Nebensache – das Hauptaugenmerk lag eindeutig auf den Schwierigkeiten, die Gerry mit seinem Hof hat.

 

Alles in allem ein unterhaltsamer Roman, den ich als sehr leichte Lektüre empfunden habe. Ich wurde eigentlich ganz gut unterhalten und hatte trotz der vielen Charaktere keine Probleme, diese auseinander zu halten. Das Buch hatte ich binnen kürzester Zeit durchgelesen.  Möchte man einfach nur den Kopf frei bekommen und einen recht lustigen Roman lesen, ist „Ein Lama zum Verlieben“ sicherlich die richtige Wahl. Bei genauerem Lesen, bzw. in der Nachbetrachtung ist dies sicherlich eine Lektüre der Formate „Kann man lesen, muss man aber nicht“ oder „Urlaubslektüre“.