Rezension

Zu wenig Liebe und Emotionen für das Genre

Mit dir am Wintermorgen - Sabrina Jung

Mit dir am Wintermorgen
von Sabrina Jung

Bewertet mit 1 Sternen

Blasse Charaktere und eine zu konstruierte Story, dazu deutlich zu wenig Gefühl. Schade!

Das Buch:

Ich habe das Buch als Weihnachtskalender gelesen. Täglich bekam ich von booksnacks.de ein neues Kapitel zugesandt. Wie bei einem Weihnachtskalender üblich besteht das Buch somit aus 24 Kapiteln, in denen die Geschichte täglich ein wenig weiter fortschreitet. Ich mag diese Art des Weihnachtskalenders sehr, da in der heutigen, schnellen Zeit der Sinn von Weihnachten immer mehr verloren geht und dem Kommerz zum Opfer fällt.

Worum geht’s?

Caitlyn verlor im Vorjahr an Weihnachten ihren Freund Finn, weil dieser einen kleinen Jungen vor einem Unfall bewahren wollte. Dabei wurde er selbst vom herannahenden Auto so schwer verletzt, dass er nicht überlebte. Seitdem mag Caitlyn noch nicht einmal mehr an Weihnachten denken, geschweige es denn feiern. Viel lieber möchte sie sich verkriechen und darauf warten, dass alles vorbei gehen möge. Ihre Freundin Mina und ihre Mutter sorgen sich sehr um sie und versuchen alles um ihr diese Zeit möglichst leicht zu machen.

Die Charaktere:

Insgesamt bleiben mir die Figuren zu blass. Die Beziehung zwischen Finn und Cate wird immer als eine großartige, sehr innige Beziehung dargestellt, jedoch erfährt der Leser zu keinem Zeitpunkt, was genau so großartig war. Cate vermisst Finn ganz furchtbar und gibt die Schuld jenem Autofahrer, der den Unfall verursacht hat und dann einfach abhaute. Diese Verhaltensweise kann ich durchaus nachvollziehen, dennoch bleibt dieses Gefühl eher eine Aussage, als das man mit ihr mitfühlen kann.

Ihre Mutter erscheint einem etwas überfürsorglich und wenn Cate diese Fürsorge nicht haben möchte, möglicherweise weil sie sich erdrückt fühlt, ist sie schnell eingeschnappt. Zwar ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter als eher liebevoll zu bezeichnen, jedoch fehlt es auch hier an Tiefgang.

Am meisten genervt war ich davon, dass immer und immer wieder gesagt wurde, dass Cate Ethan – Finns besten Freund – hasst. Sie hat wirklich alles dafür getan, bloß nicht mit ihm reden oder sich gar mit ihm auseinander setzen zu müssen. Die ganze Zeit habe ich auf eine Auflösung gewartet, die erklären würde, was Ethan getan hat um sich diesen Hass einzubrocken. Leider lässt einen die Autorin hier im Dunkeln. Deshalb fand ich es dann doch etwas unglaubwürdig, dass Cate kurz vor Heilig Abend ausgerechnet zu Ethan geht, als sie Geschenke für die Kinder der Familie braucht, bei der sie zum Essen eingeladen ist. Und nicht nur, dass sie sich von Ethan beraten lassen möchte, es ist plötzlich auch alles wieder in Ordnung. Darüber hinaus hat es mich verwirrt, dass ausgerechnet ein IT-Spezialist der Top-Berater in Sachen Kinderspielzeug sein soll.

Wirklich enttäuscht hat mich die Figur des Ian. Ian ist Cates neuer Freund und Tierarzt. Sie treffen sich in seiner Praxis, weil Cates Kater offenbar nicht ganz gesund ist. Hier kommt es zu dem einen oder anderen Dialog und auch bei einem gemeinsamen Essen, bei dem Cate Ian Vorhaltungen macht. Danach scheint Ian das Sprechen verlernt zu haben, denn bis auf ein Hallo oder Wie geht es Dir? reden die beiden nicht wirklich miteinander. Das fand ich ziemlich merkwürdig, denn gerade wenn man frisch verliebt ist, sollte es doch reichlich Stoff geben, über den es zu reden lohnt. Insofern bleibt auch diese Beziehung – die m.M. im Genre Liebesroman von Emotionen überquellen sollte – oberflächlich und Ian mehr zierendes Beiwerk als ein wirklicher Charakter.

Nur ein einziges Mal konnte mich die Autorin in Bezug auf vorhandene Gefühle wirklich überzeugen und das war als Cate Finns letzten Brief gelesen hat. In diesem lag sehr viel Gefühl. Solche Szenen hätte ich mir deutlich häufiger gewünscht.

Schreibstil:

Die Autorin schreibt flüssig, wenngleich der Text nicht sonderlich anspruchsvoll formuliert ist und es bisweilen auch Wortwiederholungen gibt. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Cate erzählt, was aus meiner Sicht passend ist. Allerdings haben mich ein paar Ungereimtheiten gestört, die den Verdacht aufkommen ließen, dass hier etwas konstruiert werden musste.

Z.B. hatten Cates Eltern Finns Anteile an der gemeinsamen Firma von Ethan und Finn direkt nach Finns Tod an Ethan verkauft. Am Ende stellt sich heraus, dass dies rechtlich gar nicht hätte möglich sein können. Sie haben im Grunde etwas verkauft, das ihnen gar nicht gehörte. Und dann soll alles mit einer Überschreibung wieder aus der Welt geschafft sein? Und das auch nur, weil ein Zufall bzw. eine nicht eingehaltene Verabredung dazu führte, dass Cate die Wahrheit heraus fand?

Darüber hinaus wurde Cate von ihrer Mutter schlimm enttäuscht. Ich würde es beinahe schon hintergehen nennen, selbst wenn das Motiv sicherlich ehrenwert war. Nach einem Weihnachtsessen klingelt Cate dann bei ihrer Mutter, sagt „Es tut mir leid“ (sie bezieht sich dabei auf einen Streit) und damit ist alles wieder gut? Kein Gespräch, kein Gefühl… Das fand ich mehr als seltsam.

Mir hätte es gefallen, wenn die Geschichte so erzählt worden wäre, dass der Leser erfahren hätte, wie die Beziehung zwischen Cate und Finn war und warum sich Cate mit Ethan überworfen hat. Gleichzeitig wäre der Erzählstrang im aktuellen Advent sicherlich gut gewesen, sodass sich beide Stränge dann in der Versöhnung an Heilig Abend hätten treffen können. Zudem hätte ich mir deutlich mehr Weihnachtsstimmung und Emotionen gewünscht – immerhin reden wir hier ja auch vom Fest der Liebe.

Fazit:

Alles in allem würde ich das Buch nicht als Liebesroman bezeichnen, da die Liebe deutlich zu kurz kommt. Auch bleiben mir die Charaktere zu blass und die Story zu konstruiert. Deshalb vergebe ich nur 1 von 5 Sternen.