Rezension

zu zäh, viele Erläuterungen, dadurch leidet die Handlung

Staatsfeind - Veit Etzold

Staatsfeind
von Veit Etzold

Bewertet mit 3 Sternen

Der neue Thriller von Veit Etzold "Staatsfeind" ist gewöhnungsbedürftig. Er ist auf jeden Fall etwas für Verschwörungstheoretiker, Historikfans und Waffennarren. Gleich vorweg: Die eigentliche Handlung ist auf wenige Seiten zusammenfassbar, denn regelrecht monologartig bekommen wir geschichtliche Hintergründe, Fakten über Religionen und eben auch Waffen jeglicher Art. Dazu gepackt sind natürlich die weltweit überspannenden, einigen wenigen Personen vorbehaltenen, Machtstrategen und Strippenziehern, die alles nach ihrer Pfeife tanzen lassen.

Wenn wir tatsächlich von einem für Männer geschriebenen Thriller reden können, dann gehört dieser Band definitiv dazu. Wer etwas von Strategien und Kriegsführung lernen will, der ist hier richtig. Vor allem der Zeitpunkt für einen umfassenden Wandel der Gesellschaft will richtig gesetzt sein. Und der ist bei diesem Thriller das 30-jährige Mauerfalljubiläum.
Doch um was geht es? Zunächst einmal bekommen wir in Rückblenden geschichtliche Entwicklungen unseres deutschen Staates erklärt und vermittelt anhand einer Person, die eine wichtige Rolle spielen wird. Diese unterrichtet einen weiteren Protagonisten in Kriegsführung und schaut weit in die Zukunft hinaus, was so alles passieren wird in Deutschland. Und das alles am Tag des Mauerfalles. Nichts geschieht ohne Grund, alles ist gesteuert, oder wird in die richtigen Bahnen gelenkt. Und das allerwichtigste, was wir bereits auf den ersten Seiten deutlich erkennen: es geht um nichts anderes als darum, Geld zu verdienen.

Menschen werden zusammengebracht, die auf dem ersten Blick sich spinnefeind sind. Aber wie heißt es so schön: der Feind meines Feindes ist mein Freund. Und dessen Freund hat wiederum Grund genug einen Krieg anzufangen, der bitteschön richtig lange dauern soll. Religionen sind im Prinzip egal, nur dem einfachen Volke nicht. Und so kann man die Bevölkerung für dumm genug verkaufen, eine neue Partei gründen, immer hübsch die Finger in die Wunden legen, ein paar mächtig ordentliche terroristische Anschläge verüben lassen, dann kommen schon die richtigen an die Macht um wieder, richtig, Geld zu verdienen. Das macht der Autor einem so richtig überdeutlich. Dabei geht aber die Spannung verloren und die Protagonisten unter.

Frau darf auch ein wenig mitspielen beim Herumschießen und als Agentin wirken. Dabei ist der eigene Ehemann auch noch der Boss und ein regelrechtes Arschloch. Die Ehefrau eines Kollegen, eine Muslima, arbeitet passenderweise bei einer arabischen Bank und erklärt uns die Unterschiede zwischen Gewinn, Zins und Investitionen nach islamischem Recht. Und kann auch gleich die kompliziertesten Verbindungen der Geldströme böser Machenschaften herausfinden und erläutern.

Die Polizisten jeglicher Dienststellen sind unzufrieden und gut manipulierbar. Das trifft auch auf Soldaten zu, die zum Teil nun in anderen sicherheitsrelevanten Jobs unterwegs sind. Irgendwie muss der Rubel schließlich rollen. Da kann man auch das eigene Land, das nur von unfähigen Politikern geführt wird, verraten. Aber leider auch die Bevölkerung. Auf ein Opfer mehr oder weniger kommt es da nicht an. Und dann ist es auch egal, ob der Autor nun den ehemaligen KSK-Soldat Iwo in eine Sinnkrise schickt. Das Ende wirkt so irreal, dass es fast schon glaubhaft erscheint, bei den verrückten Geschichten, die zurzeit laufen.

Im Grunde genommen kann man den Thriller nicht kurz zusammenfassen und den Inhalt, den Kern der Story erzählen. Dazu ist es zu komplex und es nutzt auch nichts, wenn ich hier die Namen der Protagonisten aufführe und ihre jeweiligen Positionen. Nur so viel: es geht um alles. Um unsere Zukunft. Wie wir regiert werden und leben wollen. Starker Tobak oder reales Szenario? Das muss jeder selbst entscheiden.

 

Weitere Informationen über den Autor unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Etzold und
https://veit-etzold.de/