Rezension

Zucker für die Autorin - oder nicht?

Aus der Zuckerfabrik - Dorothee Elmiger

Aus der Zuckerfabrik
von Dorothee Elmiger

Wie schreibe ich eine Rezension über dieses Buch, das mich (mal wieder) ratlos hinterlässt?

Die erste Szene: "Ich gehe durch Gestrüpp." Und durch Gestrüpp führt der ganze Roman (wenn wir ihn denn als Roman bezeichnen wollen). Viele Orte: Der Pariser Vorort Plaisir, Bellevue, Schneverdingen, New World Plaza, Port-au-Prince, Montauk, Avila, Reno, Bucht von Praia, Spiez, Port-Salut sind die Kapitelüberschriften. Viele Menschen, darunter viele bekannte: Die psychisch Erkrankte Ellen West, der Schriftsteller Heinrich von Kleist, die MystikerinTeresa von Avila, der Lottogewinner Werner Bruni, der Tänzer Waslaw Nijinsky, der Schriftsteller Max Frisch, Karl Marx und und und. Am Schluss des Buches befinden sich ganze sechs Seiten mit Quellenangaben. Viele Motive, und immer wieder als Leitmotiv: Zucker. Zucker als Begierde, Zucker als Ware, Zucker als Grund für Sklaverei. Handlung: Keine.

Ist das ein Roman? Oder eine Recherche? Oder was sonst? Es ist jedenfalls keine geradlinige Erzählung, sondern ein weitschweifendes Assoziieren. Da gibt es sehr interessante Aspekte, die ich spannend finde. Aber diese Form ist für mich dann doch sehr fremd. Ja, das ist vielleicht innovativ. Aber für mich als Leser ist es sehr gewöhnungsbedürftig, und ich bin dafür ein bisschen zu altmodisch. Ich brauche keine Einheit des Ortes, der Zeit oder der Handlung, aber etwas identifizierbare Handlung brauche ich schon, und wenn es kein äußerer plot ist, dann doch bitte eine innere Entwicklung - also Protagonisten, die lebensecht gezeichnet werden und deren Charakter nicht statisch bleibt. Daher: Ich kann verstehen, dass die Jury des Deutschen Buchpreises dieses Buch nominiert und es sogar auf die shortlist gesetzt hat. Aber: Ich werde das Buch wohl kaum ein zweites Mal lesen, sondern greife dann doch lieber zu etwas konventionelleren Büchern.