Rezension

Zuckerbrot und Peitsche

Lockruf Saudia - Teresa Fortis

Lockruf Saudia
von Teresa Fortis

Bewertet mit 4 Sternen

"Lockruf Saudia" ist die autobiografische Geschichte von Teresa Fortis, die als Schweizerin das Abenteuer sucht und sich bei Saudi Arabian Airlines als Flugbegleiterin bewirbt.

Schon alleine der Bewerbungsprozess ist sehr aufregend, findet er doch im Sheraton Hotel in Istambul statt. Es wird erwartet, dass die Kandidatinnen pünktlich und adrett erscheinen, wie sie das machen und wo sie in Istambul unterkommen ist ihre Sache. Aber Teresa ist fest entschlossen mit ihren 24 Jahren und nimmt alle Hürden und wird schließlich Air Hostess mit Basis in Jeddah, einer fremden exotischen, frauenfeindlichen Welt.

Was sie dort in Saudi Arabien erwartet, hätte sich die naive Teresa wohl vorher kaum vorstellen können. Sie lebt fortan in einem Frauencamp, muss sich ihre kleine Wohnung mit anderen Frauen aus aller Herren Länder teilen, bekommt willkürlich neue Mitbewohnerinnen oder muss kurzfristig umziehen. Nachdem sie die harte Ausbildung bestanden hat, führt sie weiterhin ein Leben von Zuckerbrot und Peitsche. Mal erfährt sie Wertschätzung, man lobt ihre Arbeit und sagt ihr man könne nicht auf sie verzichten, mal wird sie wegen Kleinigkeiten zusammengestaucht. Ein paar Stückchen Likörschokalde mitgebracht aus der Schweiz führen schon zu einer disziplinarischen Maßname. Ich wundere mich, dass die Autorin diese Welt so lange ertragen hat,.

Das Leben als Airhostess hält natürlich mancherlei Verlockungen parat. Man verdient gutes Geld, besucht so nebenbei ferne Länder. Doch wenn man ehrlich ist, ist die freie Zeit im Basiscamp oder unterwegs doch hauptsächlich mit schlafen, essen und Parties ausgefüllt. In Saudi Arabien so lernt Teresa schnell benötigt man einen männlichen Beschützer. Die Scheichs und Prinzen zeigen sich großzügig, die Mädchen werden dazu verführt sich zu prostituieren. Irgendwann können die Mädchen das Leben im goldenen Käfig nicht mehr ertragen und haben aber die Möglichkeit sich auf eine  andere Basis versetzen zu lassen. So geht es auch Teresa, die zunächst nach Bangkok und dann nach Frankfurt geht. Mit 29 Jahren schließlich wird ihr klar, dass alle ihre Beziehungen gescheitert sind, sich Freundschaften nur schwer pflegen lassen , so dass für sie die Zeit gekommen ist zu kündigen und das Flugbegleiterleben hinter sich zu lassen.

Es war für mich sehr interessant und spannend Teresa's Geschichte zu verfolgen. Leider haben einige Rechtschreibfehler im Buch den Lesefluss ein bisschen gestört. Sehr viele Namen haben mich manchmal verwirrt. Trotzdem habe ich das Buch innerhalb weniger Tage ausgelesen und immer wieder gestaunt über diese mir total fremde Welt.