Rezension

Zuckersüße Weihnachtsnovelle

Ein Stern über Sylt - Ines Thorn

Ein Stern über Sylt
von Ines Thorn

Weihnachten auf Sylt - davon träumen viele Menschen. Für andere ist es eher ein lästiger Pflichtaufenthalt in der elterlichen Reetdachvilla... so der Ausgangspunkt für diese weihnachtliche Wohlfühlgeschichte. Thiemo, seines Zeichens Geologiestudent mit Spaß an der praktischen Seite seines Zweiges, folgt seinen reichen Hamburger Freunden und verbringt mit ihnen die Feiertage auf Sylt. 

Dabei stellt sich schnell heraus, wie oberflächlich eigentlich die Generation der jungen Reichen und Schönen lebt und denkt. Ein unerschwinglich teurer Kashmirpulli wird zum teuren Pfand einer Liebeswerbung, und Thiemo muss seine eigenen Werte überdenken. Als Kind auf Sylt aufgewachsen, hat er einen ganz anderen Zugang zur Insel und auch zu den Menschen auf den Insel. Plötzlich tauchen familiäre Bindungen auf, die Thiemo schon längst nur noch im Unterbewusstsein gespeichert hatte. Und Weihnachten hat für ihn sowieso eine ganz andere, traditionelle Bedeutung als für seine Jet-Set-Freunde, die noch nicht mal wissen, wie man eine Weihnachtsgans brät und was man beim Christbaumschmücken beachten muss.

Ines Thorn liefert mit ihrer Weihnachtsnovelle eine wunderbare kleine Buchperle, deren Zauber man sich nicht entziehen möchte. Zwar ist die Handlung von Anfang an etwas vorhersehbar, aber das tat meinem Lesevergnügen keinen Abbruch. Die Botschaft, dass Reichtum und Geld nicht alles ist, kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus und liefert eine alternative und herzerwärmende Interpretation des Weihnachtsfestes in unserer materiell ausgerichteten Zeit.

Thiemo ist ein bodenständiger Protagonist, der einige Irrwege beschreiten muss, bevor er auf seine innere Stimme hört und dabei auf vielfältige Weise belohnt wird. Auch die anderen Protagonisten haben mir gut gefallen, da sie trotz der gebotenen Kürze nicht eindimensional wirken. Besonders gut hat mir die weihnachtliche Atmosphäre auf der Insel gefallen, die die Autorin sehr überzeugend darzustellen wusste. Irritiert hat mich lediglich, dass sie die beiden Heißgetränke Tote Tante und Pharisäer nicht richtig auseinanderhalten kann, aber das fällt wirklich nur einem eingefleischten Nordsee-Fan wie mir auf.

Das zuckersüße Ende passt perfekt zur Handlung und hat mich das Buch mit einem zufriedenen Seufzer zuklappen lassen. Der Schreibstil ist einfach und unverschnörkelt, so dass die 144 Seiten recht schnell dahin fliegen - die perfekte Lektüre für die Weihnachtsfeiertage, und aufgrund der hübsch gestalteten und hochwertigen Ausstattung ist das Buch ein ideales Weihnachtsgeschenk für jede Leseratte.