Rezension

Zuerst zäh, dann zauberhaft ...

Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 4 Sternen

Als Simon Snow erfahren hat, dass er magische Kräfte besitzt und auf das Zaubererinternat Watford gehen darf, konnte er sein Glück kaum fassen, immerhin hat er endlich einen Platz im Leben, ein zu Hause und muss nur im Sommer ins Heim zurück. Allerdings ist nun sein letztes Schuljahr angebrochen, seine Kräfte kann er immer noch nicht kontrollieren und der große Kampf mit dem bösen Schatten steht auch noch aus. Aber seine vorrangig größte Sorge ist, wo ist sein verhasster Zimmergenosse Baz! Seit sieben Jahren bekriegen sie sich und Simon ahnt eine neue Intrige. Dass auf einmal Baz tote Mutter vor ihm steht und ihn aus dem Schleier bittet, das Baz ihren Tod aufklären soll, macht die Feindschaft natürlich nicht einfacher. Und als dann Baz wieder auftaucht, passiert es, ein Waffenstillstand. Zum ersten Mal arbeiten beide zusammen. Was werden sie beide herausbekommen? Wird der Schatten eine Rolle spielen? Und ist es wirklich Hass, der sie beide verbindet?

Jeder Leser, der Fangirl verschlungen hat, ist auch an der Geschichte von Simon Snow interessiert, da er uns zu jedem Kapitelabschluss begleitet hat. Allerdings waren es immer Auszüge von einem der sieben Bücher der fiktiven Autorin Gemma T. Leslie oder Cathers Fanfiction, ich war nun gespannt, welche der Geschichten, denn wir nun bekommen würden und ob ich wirklich was damit anfangen kann. Ich fand nämlich die Einflüsse bei Fangirl passend, aber umgehauen haben sie mich nicht. Ob mich Simon nun doch noch begeistern konnte, erzähle ich euch jetzt.

Der Titel war auch für mich totales Programm, denn vor dem Aufstieg kam für mich der Fall. Das Buch ist in vier Teile gegliedert und der Erste (150 Seiten) war für mich sterbenslangweilig, langatmig und hat mich wirklich Kraft und Nerven gekostet. Gut wir lernen Simon kennen, aber das macht es nicht wirklich gut. Er ist ein armer Waisenjunge, der auf einmal übermächtige Zauberkräfte hat und auch noch der Erbe des Magiers ist. Dazu noch das Internat mit den vielen Schülern und Uniformen und der überschlauen besten Freundin Penelope. Kommt euch das ein bisschen bekannt vor, vielleicht? Zumindest ich hatte ständig Harry Potter im Kopf und fand das überaus störend, ich hatte das Gefühl, die Autorin möchte dieser Welt ihren Stempel mit aller Macht aufdrücken und für ihres verkaufen. Nun gut, wir wissen das es in Fangirl eben um den Wahn eines Fangirls geht, aber muss Simon Snow auch eine Fanfiction sein. Ob gewollt, oder nicht, zumindest war das mein erster Eindruck und ganz ehrlich, ich wollte es schon abbrechen, aber ich habe dann immer das Gefühl, meine Zeit wirklich verschwendet zu haben und in den ersten 150 Seiten steckte schon viel Energie drin.

Was mich auch total verrückt gemacht hat, ich wusste nicht, welche Geschichte ich nun lese, die von der fiktiven Autorin Leslie, die Fanfiction, oder doch was anderes. Ständig habe ich nach Ähnlichkeiten im Text gesucht und überhaupt wurde somit jede Zeile analysiert. Erst am Ende des Buches gibt es die Anmerkung, das Rainbow Rowell ihre ganz eigene Geschichte über Simon schreiben wollte, weil sie dachte, was würde ich mit dieser Figur tun. Aha! Hätte ich gern früher gewusst, oder vielleicht stand es irgendwo und ich habe es nicht wahrgenommen, aber es hat mir ein bisschen das Lesevergnügen zerstört.

So nun aber genug gemeckert, das waren meine absolut großen Kritikpunkte und dann kam Baz! Der Magier, aus gutem Hause, der Letzte, der aus der Pitch Reihe und der, der seine wahre Identität in der Zauberwelt verheimlich muss, da er nämlich ein Vampir ist. Mein erster Eindruck, überheblich, arrogant, kühl und immer zu einem ironischen Spruch aufgelegt und was soll ich sagen, erfrischend, wohltuend, eine wahre Bereicherung der Geschichte, denn dann nahm sie Fahrt auf.

Die große Magie in diesem Buch ist wohl die Gefühlsachterbahn von Simon und Baz. Zwei junge Männer, die sich ihr ganzes Leben lang bekriegt und gehasst haben, zumindest an der Oberfläche. Ihre Sprüche, ihre Szenen sind einfach das Bonbon in der ganzen Handlung und der Rest fließt dann schnell zusammen und lässt einen endlich die Welt von Harry Potter vergessen. Das ist die große Stärke im Buch, nämlich die Figuren. Was habe ich den Szenen der beiden hintergehechelt, was habe ich mich beim Lesen überschlagen, um sie in der nächsten zusammen zu erleben. Die beiden waren einfach herzallerliebst und so goldig, da geht einfach das Herz auf. Trotzdem war die Handlung in der Magierwelt vorher sehbar und man wusste einfach, wohin der Hase laufen würde, hat mich das gestört, nicht die Bohne. Ich merkte nämlich, dass ich im Lesesog war und die letzten 300 Seiten an einem Stück verschlungen habe und es mit einem, oh schon zu Ende, zu geklappt hatte. 

Wer sich den ersten 150 Seiten tapfer stellt, wird am Ende belohnt, mit einer witzigen und sehr romantischen Geschichte über zwei Zauberer mit Handicap, die einfach wahre Künstler der Kommunikation sind und uns Leser immer zum Lachen, schmunzeln und seufzen bringen. Natürlich kommt, die Zauberei und das Abenteuer auch nicht zu kurz. Dank Baz, hat sich diese Geschichte für mich noch sehr gelohnt.