Rezension

Zufall, ick hör dir trapsen

Die fehlende Stunde - Dinah Marte Golch

Die fehlende Stunde
von Dinah Marte Golch

Bewertet mit 2.5 Sternen

Einen Krimi zu rezensieren, fällt mir immer recht schwer. Zum einen weil ich kein passionierter Krimileser bin und mir das meistens nach der Lektüre eines Kriminalromans wieder einfällt. Und zum anderen, weil man ja nix verraten darf, all die Längen, Ungereimtheiten, Splattereffekte etc. Damit nimmt man ja allen folgenden Lesern den Spaß an dem Fall, wenn man die Rezension damit beginnt, dass man nicht versteht, warum ausgerechnet XY der Mörder ist. Dieses Genre lebt ja davon, dass die Spannung beim Leser so hoch wie möglich gehalten wird und der/die Täter so lange wie möglich nicht enttarnt werden.

Also, über die Handlung kann ich nur soviel verraten, wie auch der Klappentext preisgibt. Zwei Kinder verschwinden, zwei Mütter schweigen und Sigi Kamm hat keine Lust, den Fall alleine aufzuklären, also holt er sich die Psychologin Alicia Behrens wieder an die Seite. Mit der lässt es sich gut streiten und es fliegen auch kleine Funken hin und her, die Leser, Ermittler und Psychologin noch nicht so recht einzuordnen wissen. Mich hat das sehr bei Laune gehalten, weil ich beide Protagonisten sympathisch finde und mich amouröses Zwischengeplänkel einfach gut unterhält.

Die eigentliche Story hat mich nämlich nicht so recht überzeugt. Auf den nicht mal 300 Seiten hat Dinah Marte Golch so ziemlich alles aus dem Hut gezaubert, was nur geht. Gefühlt gab es keine vernünftige, normale Figur in diesem Szenario. Jeder hatte etwas zu verbergen oder war nicht der, als der er sich ausgab. Sehr untypisch für Potsdamer Verhältnisse. Aber alle Figuren scheinen auch „Hinzugereiste“ zu sein, da hat es Sigi Kamm als einziger Potsdamer nicht leicht, zu ermitteln und die investigativen Ausflüge nach Berlin häufen sich in diesem Fall dementsprechend.

Mit der großen Auflösung am Ende bin ich nicht sehr glücklich. Mir bleiben einfach zu viele Fragen und Ungereimtheiten offen. Vieles wirkte mir zu sehr inszeniert und auf die Verwirrung des Lesers hin konstruiert. Hier ein Zufall, da ein Zufall, da ein Täter, hier ein Täter. Das kam mir zum Schluss wirklich nur noch wie Effekthascherei vor. Sehr schade, weil die Autorin an sich erzählen kann – nur nicht in Romanform. Ähnlich wie bei ihrem Debüt vor einigen Jahren, stört mich massiv die szenische Gestaltung des Romans. Der Aufbau gleicht einem typischen Sonntagabendkrimi im Fernsehen, es fehlen mir beim Erzählen einfach die Tiefen und die wichtigen Zwischentöne. Der Roman liest sich, als wäre er die Verfilmung eines Buches. Es gibt keine Längen, keine komplexere innere Ausgestaltung der Figuren. Dafür schöne Kulissen und kaputte Menschen. Das ist mir persönlich einfach zu wenig.