Rezension

Zum Eintauchen in eine frühere Zeit

Das Lied der Störche - Ulrike Renk

Das Lied der Störche
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Gleich vorweg: Dies ist ein historischer Roman, in dem man vollkommen versinken kann, der einen enführt in eine andere Zeit und der Sog dabei hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen!

Es beginnt im Jahr 1920, Friederike ist gerade 11, als ihre Mutter ein drittes Mal heiratet und mit den 3 Kindern aus den ersten beiden Ehen nach Ostpreußen, auf das Gut Fennhusen zieht. Anfangs ist es Freddy, wie sie von ihrer Familie genannt wird, langweilig, ist es doch auf dem einsam gelegenen Hof so ganz anders als in Berlin, wo sie die ersten Jahre verbracht hat. Aber schnell ist sie begeistert von den Tieren und den Menschen, die auf dem Gut leben.
Friederike wächst heran, währenddessen ist es ein Mann, der durch seine Freundschaft mit Stiefvater Erik immer wieder Fennhusen besucht : Ax von Stieglitz. Wesentlich älter als Friederike, aber schon von Anfang an ist sie von ihm fasziniert. Doch sie fragt sich auch: Warum ist er nicht verheiratet ? Warum ist er manchmal so still und in sich gekehrt?

Urlike Renk hat es geschafft, dass ich kaum aufhören konnte zum Lesen, jede freie Minute genutzt habe und die 500 Seiten so schnell wie möglich ausgelesen hatte...mit Bedauern bin ich wieder aus dieser Zeit aufgetaucht als ich es durch hatte. Lange hat mich ein Roman nicht mehr so mit hinein gezogen. Die Autorin hat einen ungemein fesselnden Schreibstil, sie berichet aus der Sicht von Friederike, mit ihren Augen sehen wir förmlich das Gutsleben vor uns. Sie hat es auch geschafft, dass sich die Protagonistin glaubhaft entwickelt. Von einem Backfisch zu einer jungen Dame. Von einem Stadtkind zu einer Dame vom Land, die Tiere und die Natur liebt und Verwantwortung tragen kann.
Was mir beim Lesen immer im HInterkopf geblieben ist, ist, dass der Roman eine reale Vorlage hatte, dass es diese "Friederike" (Namen und Ort wurden verändert) so oder so ähnlich gegeben hat. Die Rahmenbedigungen sind historisch, der Autorin ist es gelungen, sie überaus interessant mit Leben zu füllen.
Als Leser hat man das Gefühl man sitzt in der ersten Reihe, man kann sich dieses Leben auf dem adligen Hof in Ostpreußen mit Gesinde und Gesellschaften so gut vorstellen. Auch die Tierliebe der Hauptfigur zu Pferden, Hunden und sogar Wölfen werden hier teils sehr magisch beschrieben.
Dazu werden immer wieder - zwar am Rande - auch die politischen Rahmendbedingungen geschildert. Wie z.b. der polnische Korridor und Ende der 20er Jahre die steigenden Nöte und Probleme z.B. in der Landwirtschaft.

Der Roman ist nicht auf "Action" ausgelegt, es ist eher wie ein ruhiger Fluss, der immer mal wieder einige Stromschnellen, einige geheimnisvolle, spannende oder auch humorvolle Momente hat. Aber dieser Lesefluss hat einen unheimlichen Sog, eine unheimliche Erzählkraft, die mich nicht losgelassesn hat, bis ich die letzte Seite gelesen hatte. Es ist der erste Teil der Geschichte von Friederike und es wird weitere geben. Zum Glück !!!

Und während der Wartezeit auf die folgenden Bände werde ich mir die Serie um "Die Australierin" der Autorin vornehmen.

Fazit:

So mag ich historische Romane: wenn ich das Buch nicht aus der Hand legen kann und vollkommen in eine andere Welt versinke!!!
Meine Empfehlung an alle, die opulente historische Romane mögen !!!!