Rezension

Zum Ende gebracht (leider nicht ganz so traumhaft, wie zuvor)

Silber - Das dritte Buch der Träume
von Kerstin Gier

Bewertet mit 3 Sternen

Das Leben der 16-jährigen Liv Silber wurde im vergangenen Jahr mächtig auf den Kopf gestellt. Ihre Mutter ist im Begriff wieder zu heiraten, sie erlebt ihre erste Liebe und eine geheimnisvolle Bloggerin (oder ist es doch ein Junge ?!) enthüllt ihre bestgehüteten Geheimnisse. Doch als wäre das noch nicht genug, muss Liv selber versuchen einem großen und gefährlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dem der mysteriösen Träume, die sie und einige ihrer Freunde seit einiger Zeit haben. Im Schlaf sind sie sich des Träumens bewusst und können durch eine Tür in einen Korridor gelangen, von dem aus sie andere in ihren Träumen besuchen können. Doch nicht jeder tut dies mit guten Absichten, denn nirgendwo lassen sich Menschen so einfach manipulieren, wie in ihren Träumen. Irgendjemand scheint sich dessen bewusst zu sein und bringt Menschen aus Liv´s nächstem Umfeld dazu ungeheuerliche Dinge zu tun. Um das schlimmste zu verhindern versuchen Liv, ihr zukünftiger Stiefbruder, sowie ihr Freund Henry den Übeltäter unschädlich zu machen. Doch dieser scheint deutlich mehr über die Geheimnisse der Traumwelt zu wissen und ihnen stets einen Schritt voraus zu sein. Und wer ist überhaupt ihr Gegner? Ist es die psychisch gestörte Anabel, die fest an die Existenz von Dämonen glaubt? Oder Arthur, ihr ehemaliger Freund, der die Zurückweisung seiner Freunde nicht verkraftet und sich nun rächen will? Oder gibt es Dämonen am Ende sogar doch?! Um das Rätsel zu lösen, bleibt den Freunden nichts anderes übrig als jeder Spur zu folgen und das Puzzle Stück für Stück zusammen zu setzen. Aber wird die Zeit reichen, oder sind die Fähigkeiten ihres Gegners am Ende doch zu groß?

Ich bin ein bisschen enttäuscht vom Abschluss dieser Geschichte rund um Liv und die Träume. Während mir besonders am zweiten Band noch gut gefallen hat, dass sich die Geschichte in eine bestimmte Richtung entwickelte, bei der alles miteinander (und vor allem mit dem großen Geheimnis) in Verbindung zu stehen schien, kamen mir bei diesem Teil zu viele neue Handlungsansätze dazu, die meistens recht bald wieder im Sande verliefen. Am Ende der beiden ersten Bände hat Kerstin Gier einen Brief an ihre Leser geschrieben, und Andeutungen auf den möglichen Weitergang ihrer Geschichte gemacht. Einige wurden auch wirklich umgesetzt, andere jedoch nicht. Daran zeigt sich, dass die Autorin zahlreiche Ideen für den Verlauf ihrer Geschichte hatte, die sich durchaus auch mal geändert haben, auch wenn das Haupthandlungskonzept feststand. Dieser Umstand zeigt sich für mich im dritten Teil leider zu deutlich. Zu viele Möglichkeiten; zu viele Probleme, die einer Lösung bedürfen. Zum Beispiel finde ich die Einführung von Matt, dem neuen Nachbarn, ziemlich überflüssig. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, dass sich Kerstin Gier noch während des Schreibens nicht darüber im Bewusstsein war, was ihren Protagonisten schlussendlich wiederfahren sollte. Die Auflösung am Ende ist meiner Meinung nach dann auch recht kurz und schlicht, und teilweise auch sehr vorhersehbar, während andere Fragen nach wie vor ungeklärt bleiben. Dies finde ich sehr schade, denn ich war wirklich gespannt auf den Abschluss der Trilogie, und auf die Lösung des Rätsels. Auch die Sprache, die mich zuvor immer sehr begeistert hat fand ich nicht mehr ganz so gut. Zwar schreibt Kerstin Gier immer noch wunderbar bild- und lebhaft und dem Genre angemessen, aber der Zauber ist für mich irgendwie verloren gegangen.

Dennoch ist „Silber – Das dritte Buch der Träume“ kein schlechtes oder nicht zu empfehlendes Buch. Ich würde nur die Gruppe auf diejenigen Einschränken, die vom Auftakt der Trilogie begeistert waren und gerne wissen möchten, wie es ausgeht. Generell denke ich, dass sich in diesem dritten Band am deutlichsten zeigt, dass es sich bei der Trilogie um Jugendbücher handelt. Liv verhält sich oft doch sehr kindlich, während sie gelichzeitig als ziemlich erwachsen für ihr Alter dargestellt wird. Von daher könnte ich mir vorstellen, dass jüngere (Mädchen) sich auch von diesem Teil begeistern ließen.