Rezension

Zum Nachdenken (wenn man nicht einschläft)

Die Entdeckung der Fliehkraft, 5 Audio-CD - Kai Weyand

Die Entdeckung der Fliehkraft, 5 Audio-CD
von Kai Weyand

Bewertet mit 3 Sternen

Über Schuld, Verantwortung, die Liebe und den Wunsch, dem Alltag zu entfliehen. Von außen betrachtet ist Karls Leben völlig in Ordnung, aber trotzdem hat er das Gefühl, dass alles ins Wanken gerät: Die Nähe zu seiner Frau und seinem Sohn schwindet immer mehr, ihre Gespräche laufen ins Leere, und auch die Beziehung zu seinem pflegebedürftigen Vater ist kompliziert. Zum Nachdenken über sein Leben bringen ihn nicht nur seine Schüler im Gefängnis, sondern auch Homer, ein ganz besonderer Junge, den er täglich auf seinem Weg zur Arbeit trifft. Und dann ist da Karoline, die er gar nicht wirklich kennt, an die er aber immer öfter denken muss. Aus einer spontanen Laune heraus schreibt er ihr und ist von ihrem intensiven Austausch über Schuld, Verantwortung, die Liebe und das Leben selbst überrascht. Mit wenigen Worten zeichnet Kai Weyand in seinem neuen Roman eigenwillige Figuren und beweist dabei viel Sinn für Komisches und Skurriles. Er erzählt von Freundschaft, Beziehungen und der Kraft, mit der Gedanken und Entscheidungen auf das eigene Leben wirken. Fahrtwind auf der Kreisbahn des Lebens - Die Entdeckung der Fliehkraft Deutschlehrer lieben Buchstaben. Das gilt auch für Karl, der sowohl seine Schüler im Knast wie auch seine Frau mit den Feinheiten der Lyrik und des Konjunktivs beglückt. Wie das in festgezurrten Bahnen verlaufende Leben des wahrheitsliebenden Alltagsflaneurs und Träumers Karl Löffelhans aus den Fugen gerät, erzählt Kai Weyand in "Die Entdeckung der Fliehkraft". Das Hörbuch wird vom Autor selbst gelesen. Wie falsch gesetzte Kommata - korrekter Plural! - registriert Karl die feinen Sprünge in seinem geordneten Alltag zwischen Familie und Arbeitsplatz. Vorwurfsvolle Leere ersetzt die einstige Nähe zu Frau, Sohn und dem pflegebedürftigen Vater. Die Erkenntnisse seiner Schüler im Strafvollzug zu universellen Lebensfragen entlässt er als Papierflieger-Botschaften vom Münsterturm aus in die Freiheit - und dockt so an Karoline an, mit der er sich über Schuld, Sehnsucht, Trekkingsandalen und Kaffee austauscht. Welche Freiheiten wird sich der Antiheld Karl von der geregelten Grammatik seines Lebens nehmen, wo kann er nach der verlorengegangenen Alltags-Leichtigkeit suchen? Mit viel Sinn für Komisches und Skurriles findet der Freiburger Autor Kai Weyand eine treffsichere Sprache für seine eigenwilligen Figuren. Liebenswürdig und scharf beobachtend erzählt er von Freundschaft und Beziehungen, von Schuld und Verantwortung und von der Freiheit und Kraft der eigenen Gedanken und Entscheidungen.

Karl Löffelholz ist Lehrer im Gefängnis, er ist verheiratet und hat einen Sohn. Doch irgendwie gerät sein Leben vollständig aus den Fugen. Deshalb nimmt er einen E-Mail-Kontakt mit Caroline auf, die er einmal vor Jahren kurz gesehen hat. Und er versucht überall hinter die Fassaden zu sehen bzw. einen tieferen Sinn in Allem zu finden.

Das Cover des Buches bzw. Hörbuches ist sehr einfach und nicht wirklich auffällig, passt aber mit dem Trampolin sehr gut zum Buch, auch wenn es erst spät augenscheinlich wird.

Der Schreib- bzw. Sprachstil ist nicht ganz einfach, da über sehr viel philosophiert wird. Die Charaktere werden ausgezeichnet dargestellt.

Das Hörbuch ist ungekürzt (so mag ich es!) und vom Autor selbst gelesen. Dies ist primär gut, aber nur wenn der Autor auch eine angenehme Sprechstimme mit (richtiger) Betonung hat und auch im Sprechen Emotionen mitschwingen. Dies kann Autor Kai Weyand leider nicht. Das ganze Hörbuch (5 CD´s zu je 8 Kapiteln und etwas über 1 Stunde Hörzeit) ist relativ monoton gesprochen, auch wenn sich der Autor/Sprecher an manchen Stellen hörbar bemüht und die Sprechstimme an sich angenehm ist. Begleitet wird das ganze nicht nur hin und wieder durch Geräusche, sondern auch mit Klavierbegleitung (speziell zu Kapitelbeginn) von Tomasz Edwards, der das Instrument sehr gut beherrscht. Die Musik passt auch zum Buch - mit ihrem melancholischen Klang. Manchmal hätte ich mir sogar etwas mehr Musik gewünscht.

Das Buch scheint daher um einiges besser zu sein, als das Hörbuch, denn es regt zum Nachdenken an. Allerdings muss man da mit dem Sprechtempo - das an sich angenehm ist - mitdenken können. Zudem muss man sich auch sehr konzentrieren, da man sonst aufgrund der monotonen Stimme Gefahr läuft einzuschlafen.

Der Plot selbst war für mich etwas zwiespältig. Zum einen passierte sehr viel, zum anderen fast gar nichts. Zu sehr war man in den Gedanken von Karl, der insgesamt keinen sehr sympathischen Eindruck machte. 

Außerdem konnte mich das Ende, das eigentlich kein wirklicher Abschluss war, auch nur ärgern.

Und trotzdem bleiben einige Passagen im Gedächtnis, die zeigen, was in dem Buch eigentlich drinsteckt. Allerdings als Hörbuch noch weniger, als in geschriebener Form.

Fazit: Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, wenn man es liest. Als Hörbuch wurde die Chance leider vertan. 3 von 5 Sternen