Rezension

Zum Thema Schuld

Der Vorleser
von Bernhard Schlink

Bewertet mit 5 Sternen

Der 15jährige Schüler Michael hat in den 50er Jahren eine Liebesbeziehung mit der 36jährigen Straßenbahnschaffnerin Hanna. Ihre Begegnungen verlaufen immer gleich – er liest ihr hingebungsvoll vor, sie duschen, lieben sich, liegen beieinander. Eines Tages verschwindet Hanna spurlos. Michael fühlt sich schuldig. Während seines Jurastudiums belegt er en Seminar über NS-Verbrechen und beobachtet einen Prozess, in dem Hanna als frühere Aufseherin in einem KZ angeklagt ist. Michael kommt hinter ihr peinlich gehütetes Geheimnis. Sie ist Analphabetin. Um nicht bloßgestellt zu werden, verheimlicht sie es auch im Verfahren. Michael gerät in einen Gewissenskonflikt – soll er dem Gericht von Hannas Analphabetentum erzählen, um ihre Schuld zu mindern, weil es Auslöser für viele ihrer Entscheidungen war?  

 

Dieses Buch zählt mittlerweile zu Recht als Pflichtlektüre im Deutschunterricht. Es setzt sich hervorragend mit dem Thema Schuld auseinander. Ist Michael schuldig, weil er eine Verbrecherin geliebt hat? Ist Hanna der Verbrechen im KZ schuldig? Ist Hannas Verhalten, ihr Gesicht zu wahren, entschuldbar? Auf jeden Fall regt das Buch zum Nachdenken an. Sehr empfehlenswert.