Rezension

Zum Träumen und Hoffen

Sommerhaus zum Glück - Anne Sanders

Sommerhaus zum Glück
von Anne Sanders

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte zeigt auf wundervolle, lustige und traurige Art und Weise, wie das Leben so spielt und dass Aufgeben einfach keine Option ist.

Inhalt/Meinung

Ich liebe die Romane von Anne Sanders. Ich habe sie alle in meinem Regal stehen und deswegen musste dieser auch bei mir einziehen. Etwas tricky, denn meine Buchhandlung musste das Buch erst bestellen, aber als ich es dann endlich in den Händen hielt, habe ich sofort mit dem Lesen angefangen.
Elodie ist eine junge, taffe Frau, die einen großen Fehler begangen hat und nun versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Irgendwie muss das gehen, irgendwie muss es möglich sein, dass sie ihre Vergangenheit hinter sich lässt. Nichts möchte Elodie mehr, als neu anfangen. Ein Leben leben, ohne die Person im Schatten zu sein. Elodie möchte gerne zu jemandem gehören, neben dem Menschen stehen, der immer zu einem hält, egal wie schwer es gerade ist. Und mal ehrlich, wer möchte das nicht? Elodie kauft im Wahn ein Haus, mitten in Cornwall, in St. Ives – und hat keine Ahnung, dass sie nun eine Bruchbrude besitzt, die sie genau wie ihr eigenes Leben von Grund auf wiederaufbauen muss. Sie ist eine leidenschaftliche, lebenslustige Frau, die in ihrer neuen Wahlheimat sofort neue Freunde findet, die ihr zur Seite stehen und denen sie ihre Hilfe anbietet, egal wie schwer es ist, denn jeder hat sein Päckchen zu tragen. Manchmal sieht man dieses Päckchen nicht, denn nicht jeder zeigt seine Sorgen und Ängste. Und nicht jeder weiß, dass er welche hat. Elodie wirbelt ganz schön viel Staub in dem malerischen St. Ives auf und das nicht nur in ihrem neuen Haus, sondern auch unter den Menschen, die dort schon ihr ganzes Leben verbringen.
Zu diesen Menschen gehören Helen und Brandy. Die zwei Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Helen, schüchtern, zurückhaltend und ihre Routine liebend, liebt ihren Mann, ihre Kinder und das Leben im Café, auch wenn es tag ein und tag aus gleich ist. Es dauert, bis sie merkt, dass sie irgendwie festgefahren ist, dass sie und ihr Mann sich auseinandergelebt haben und ihre Kinder sie lächerlich finden. Brandy ist laut, auffällig und scheint alles über jeden zu wissen. Sie trägt ein Päckchen, dass sich erst langsam öffnet, dann aber jeden vor Erstaunen erstarren lässt.
Gemeinsam heißen die beiden Elodie willkommen und sorgen dafür, dass sie sich gleich angenommen und angekommen fühlt. Das Alter spielt bei Freundschaft keine Rolle und das zeigen diese drei wundervollen Frauen auf ihre ganz eigene, sympathische Weise.
Freundschaft hat überall eine Chance zu wachsen, wenn man sie nur lässt.
Die Schreibweise der Autorin lässt federleicht Bilder im Kopf entstehen. Ich saß mit Elodie in ihrem Haus und verzweifelte innerlich, weil nichts so war, wie wir uns das vorstellten. Ich hetzte mit Helen durch das Café und fragte mich zwischen Kaffee einschenken und Diskussionen mit den Kindern, wo wir falsch abgebogen waren. Und dann wurde ich mit Brandy schrullig, eigensinnig und seltsam und sah den anderen Leuten dabei zu, wie sie ihr Leben lebten, wo wir unseres doch schon vergessen hatten. Ich roch Fisch, Zigarettenrauch und Kaffee. Ich spürte den Wind auf der Haut und den Regen in meinen Schuhen. Fühlte den Hass, die Verzweiflung und die Trauer über all die verlorenen Möglichkeiten, die einem im Leben so begegnen und die man akzeptieren muss, sobald man eine Entscheidung trifft.
Anne Sanders zieht ihre Leser mitten in die Geschichte, mitten in die Sätze, zwischen die Zeilen und entlässt einen erst wieder, wenn man sich wie jemand fühlt, der dazu gehört und nicht wie jemand, der nur zusieht. Man wird als Leser teil der Geschichte, man Haut, Haaren und Herz. Vor allem mit dem Herzen!
„Sommerhaus zum Glück“ ist nicht nur eine Geschichte über eine junge Frau, eine Frau in der Mitte ihres Lebens und eine Frau, die schon viele Jahre erlebt hat. „Sommerhaus zum Glück“ ist eine Geschichte über die Liebe und die vielen Gesichter, die diese hat. Es ist nicht immer leicht, die Liebe sofort zu erkennen, denn manchmal versteckt sie sich, täuscht etwas anderes vor und braucht ganz viel Zeit, um sie aus ihrem Loch hervorzulocken. Aber wenn sie erstmal da ist, dann bleibt sie, weil sie sich wohl fühlt.
Manchmal schläft die Liebe und man muss wirklich alles geben, um sie wieder aufzuwecken. Und manchmal weiß man gar nicht, dass da noch Liebe ist, einfach weil man sie so lange schon nicht mehr gesehen hat. Sie ist nie wirklich weg, sie war nur ganz leise und hat gewartet bis jemand kommt, sie bei der Hand nimmt und sagt „Komm raus, jeder soll dich sehen!“
Liebe muss gezeigt werden und es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Solche Kämpfe können lange dauern, kurz sein oder weh tun, aber man darf nie aufgeben. Denn am Ende bekommt jeder das, was er verdient.
Elodie, Helen und Brandy sind wundervolle Frauen, die auf verschiedene Arten die Liebe (wieder) finden. Anne Sanders hat geschickt ihre Geschichten verwoben, sodass am Ende etwas Großes, etwas Schönes, etwas herauskommt, dass Liebe verspricht, wo andere nur ein altes Haus, Einsamkeit und Vergessen sehen.

Fazit

„Sommerhaus zum Glück“ war ein Ritt in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Was ist passiert? Was geschieht? Und was könnte sich noch ereignen? Wie ist das mit der Liebe?
Die Geschichte zeigt auf wundervolle, lustige und traurige Art und Weise, wie das Leben so spielt und dass Aufgeben einfach keine Option ist. Außerdem habe ich mich sehr gefreut, wieder in St. Ives sein zu dürfen.
Die Geschichte um Elodie und ihre neuen Freundinnen ist ein wunderbarer Sommerroman, der zum Träumen und zum Hoffen einlädt. Und bei dem man sich wünscht, noch ein bisschen länger bleiben zu können.