Rezension

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Zum Wohl des Volkes

Der Patriot - Pascal Engman

Der Patriot
von Pascal Engman

Bewertet mit 4 Sternen

Pascal Engmann widmet sich in seinem ersten Roman einem äußerst aktuellen Thema. Wie die meisten europäischen Länder, hat auch Schweden eine Vielzahl an Flüchtlingen aufgenommen, was manchen in der Bevölkerung ein Dorn im Auge ist, da die Einwanderer ihrer Meinung nach besser gestellt sind als sie selbst. 

Carl, ein junger Mann, der sich selbst für ein Genie hält, es jedoch zu nichts gebracht hat und vom Geld seines Vaters lebt, will diese seiner Meinung nach schweigende Mehrheit rächen, indem er gemeinsam mit seinen Helfern Journalisten angreift und tötet, die ein für seine Begriffe viel zu positives Bild von der Flüchtlingssituation zeichnen. Er schmiedet den perfiden Plan eines Bombenanschlags auf ein Hotel, wobei er die Tat einem syrischen Einwanderer in die Schuhe schieben will. Dass dabei viele unbescholtene Schweden ums Leben kommen, stört ihn nicht, er verbucht die Toten als Kollateralschäden, als Opfer für eine gute Sache.

Zu Beginn des Buchs werden mehrere Handlungsstränge eingeführt, einer davon führt den Leser nach Chile, wo der Schwede August für einen skrupellosen russischen Verbrecher arbeitet. Er gerät selbst ins Visier des Russen, weshalb er aus Chile fliehen muss  und nach zehn Jahren im Ausland nach Schweden zurückkehrt. Dort trifft er seine erste Liebe Amanda wieder, die inzwischen eine erfolgreiche Journalistin ist und ebenfalls auf der Todesliste der selbsternannten Patrioten steht. August und Amanda lassen ihre Beziehung wiederaufleben. Dass August während seiner Zeit als Söldner selbst Menschen getötet hat, scheint kein Thema zu sein oder Amanda nicht zu stören.

Die ersten zwei Drittel des Thrillers habe ich als sehr spannend empfunden, wobei mir die Szenen in Chile zu ausufernd und teilweise irrelevant für die Gesamthandlung erschienen. 

Nach dem Bombenanschlag gelingt es Engmann leider nicht ganz, die Spannung zu halten. Der Showdown an Bord einer Fähre bildet ein furioses Finale, bei dem August sozusagen frühere Verbrechen sühnt, indem er viele Menschenleben rettet. Vom Mörder zum Märtyrer, das war mir dann doch ein bisschen zuviel.

Engmann geht in seinem Debütroman viel auf die Motive des „Patrioten“ und dessen Ansichten ein. Einerseits fand ich diese Erklärung seiner Weltsicht und verqueren Logik durchaus interessant, andererseits nahm es mir doch ein wenig zu viel Raum ein. Alles in allem ein Buch, das ich durchaus empfehlen kann, dem 50 Seiten weniger jedoch gut getan hätten.