Rezension

Zurecht gehypt

Gone Girl - Das perfekte Opfer - Gillian Flynn

Gone Girl - Das perfekte Opfer
von Gillian Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch hat mich geflasht! Überall hört man von „Gone Girl“, sieht man das Buch, den Film und so musste ich es endlich auch lesen – was ich nicht bereut habe. Ich will hier nicht zu viel verraten, der Klappentext ist auch mit Absicht so kurz gehalten, damit wirklich nichts vorweggenommen wird. Dadurch wird man immer wieder von der Geschichte überrascht.

Ich muss zugeben, ich hab ein wenig zögerlich angefangen, wusste nicht, ob ich in der Stimmung für so einen düsteren Thriller war. Trotzdem, ich wollte das Phänomen "Gone Girl" endlich selbst erleben und habe begonnen zu lesen. Zuerst bin ich nicht ganz so reingekommen, musste mit den Personen warm werden und damit, wie alles geschrieben ist. Doch es hat nicht lange gedauert, bis ich total süchtig nach dem Buch war.

Der Schreibstil ist von Anfang an sehr gut, lässt sich schön leicht lesen. Das Buch ist ja aus zwei Sichten erzählt: Einmal ist da Nick, der Ehemann, dessen Geschichte an dem Tag anfängt, an dem seine Frau verschwindet, ihrem fünften Hochzeitstag. Ihn begleitet man während des gesamten Prozesses der Suche nach Amy. Und dann ist da Amy, die verschwundene Ehefrau. Ja, man bekommt auch von ihr eine Geschichte erzählt, beziehungsweise die Hintergründe, Einträge aus ihrem Tagebuch. Durch diese beiden Sichtweisen - eine in der Gegenwart, eine in der Vergangenheit - werden immer mehr Puzzleteilchen an seinen Platz gesetzt. Die Geschichte fängt vielleicht ein bisschen langsam an mit der Suche nach Amy, nimmt aber schnell Fahrt auf, als Nick und die Polizei Hinweise zu Amys Verschwinden finden oder Amys Tagebucheinträge Dinge über eine Ehe aufklären, die man so vorher nicht erwartet hätte.

Zugegeben, das Buch macht es einem nicht leicht, seine Charaktere zu mögen. Nick ist alles andere als der perfekte Ehemann, das merkt man schon von Anfang an und wird auch immer klarer, je weiter die Geschichte voranschreitet. Seine Schwester Margo ist mir auch nicht besonders ans Herz gewachsen. Die Polizisten, die sich dem Fall annehmen, Boney und Gilpin, sind ebenso wenig das, was man nette Menschen nennt. Und Amy kennt man nur aus dem Tagebuch. Genau das macht es aber auch so interessant, man hat hier keine Person, die das Gute verkörpert, nur welche, die Grau sind und eher ins Schwarze gehen. Das führt vielleicht nicht dazu, dass man besonders mit den Hauptfiguren mitfühlt, aber doch -fiebert. Manches gönnt man ihnen, anderes nicht.

Am krassesten finde ich nach wie vor, wie die Autorin es schafft, die Leser zu manipulieren. Man liest das Buch und hat sich vielleicht eine Meinung über Ereignisse oder Charaktere gebildet und dann - BÄMM!! Ein Schocker. Und immer so weiter und weiter. Dauernd bin ich zu Leuten gerannt, die das Buch noch nicht gelesen haben, hab ihnen gesagt, dass sie es lesen müssen, weil es so krass ist, so verrückt, so krank. Am Ende saß ich dann da und dachte "Wow, ja, das Buch hat es verdient, so gehypt zu werden!"