Rezension

"Zurück in die Zukunft" meets Orient, was leider nicht zusammenpasste und klischeehaft und oberflächlich umgesetzt wurde

Amrita. Am Ende beginnt der Anfang - Aditi Khorana

Amrita. Am Ende beginnt der Anfang
von Aditi Khorana

Amrita macht auf den ersten Blick einen wirklich epischen Eindruck: Episches Cover, epischer Klappentext und eine Erwartungen schürende Ankündigung auf der Rückseite. Das Cover glitzert, und wenn man den Umschlag abnimmt, sieht das Buch immer noch ziemlich schick aus, denn es ist auch darunter bedruckt! Rein äußerlich stimmt also alles und ich war richtig hibbelig, mit dem Lesen anzufangen. Erwartet habe ich ein opulentes Märchen aus Tausendundeiner Nacht mit zauberhaften Fantasyelementen. Aber habe ich das auch bekommen?

Um gleich mal die Spannung zu lösen: Leider nein. Dabei fing es eigentlich gut an. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und die Autorin findet passende Worte, sodass ich das orientalische Flair direkt vor Augen hatte. Amrita ist ein nachvollziehbarer, sympathischer Charakter und ich fühlte mit ihr mit. Auch die Ausgangssituation im Palast mit Sikander fand ich interessant und der Konflikt verschärfte sich zusehends, als er Amritas Vater mit Krieg drohte, wenn er ihm nicht seine Tochter zur Braut gibt. Daraus hätte man etwas Gutes machen können.

Doch leider, leider geht es ab Amritas Flucht aus dem Palast nur noch bergab. Die Lovestory mit ihrem Jugendfreund kam null bei mir an, weil die Gefühle fehlten und auch die weitere Handlung konnte mich nicht fesseln, denn alle Charaktere wurden nur schablonenartig ausgearbeitet. Sie sind blass, stereotyp und erheben sich zu keiner Zeit vom Papier, bleiben nur Marionetten an Fäden, an denen die Autorin hin und wieder zieht, wie es ihr gerade passt.

Ich finde, dass generell ALLES in „Amrita“ viel zu kurz abgehandelt wird. Die Szenen, die alle abgehackt zu Ende gehen und im nächsten Kapitel einen kleinen Zeitsprung hinter sich hatten, gaben mir das Gefühl, förmlich durch die Story zu hetzen. Mit Affenzahn. In Lichtgeschwindigkeit. Dazu kamen kitschige Liebesszenen und klischeehafte Dialoge. Andauernd werden Platitüden gedroschen, à la: „Alles wird gut“, „Wir finden einen Weg“, „Das ist dein Schicksal“ und so weiter. Auf so etwas reagiere ich als Vielleserin mittlerweile allergisch und daher konnte ich das Buch einfach nicht ernst nehmen.

Ich war eigentlich schon ab Amritas Flucht am Anfang aus der Geschichte raus. Ich habe trotzdem weiter gelesen und auf Besserung gehofft, doch leider kam ich auch nicht wieder rein. Bis zum Schluss durchgehalten habe ich ehrlich gesagt nur, weil es ein Rezensionsexemplar war, sonst hätte ich es abgebrochen. Zum Storyverlauf kann ich nur sagen, dass sich alles viel zu einfach fügt, Amrita muss gar nichts tun. Alles läuft glatt und die Gefahren sind viel zu unspektakulär geschildert, sodass ein Mitfiebern gar nicht möglich war.

Für meinen Geschmack waren auch zu wenig Fantasyelemente vorhanden. Und die, die vorhanden waren, wurden so unspektakulär geschildert, dass sie mich kalt ließen. Im Grunde ist „Amrita“ nur eine gewöhnliche Zeitreisegeschichte – „Zurück in die Zukunft meets Orient“. Das passte für mich einfach nicht zusammen.

Ich hatte mich, aufgrund des Klappentextes und einiger Bewertungen, auf eine starke weibliche Heldin gefreut und war dann umso enttäuschter von Amrita. Sie ist keineswegs stark und heldenhaft, sondern eher wankelmütig, naiv und schafft nichts allein. Andauernd rast ihr Herz, ist sie im Schock erstarrt und ihr wird irgendwas bewusst. Sie lässt sich ständig herumschubsen und beeinflussen.

Zum Ende hin zeigt sie zwar deutlich mehr Reife und Opferbereitschaft, aber auch das konnte das Ruder für mich nicht mehr rumreißen – auch wenn ich den Gedanken dahinter nicht schlecht fand und die Botschaft der Geschichte in Ordnung war. Apropos Botschaft: Die wird hier leider mit dem Holzhammer vermittelt. So etwas mag ich gar nicht, zumal die Autorin in einem Nachwort nochmal extra ihre Intentionen erläutert. Auch war mir das Ende zu abgehoben und esoterisch und vom ganzen Storyverlauf hatte ich mir einfach etwas anderes erwartet (ich kann hier nicht spoilern). Schade.

Fazit: Tolle Aufmachung, interessante Ausgangssituation, angenehmer Schreibstil, schöne Kulisse, gute Idee. Das war es aber leider auch schon. Denn hier wurde alles zu hastig und oberflächlich ausgearbeitet: Story, Charaktere, Weltenbau. Die Liebesgeschichte kam nicht bei mir an, Spannung stellte sich keine ein, alles wirkte klischeehaft und vorhersehbar.

Die Charaktere wurden vor meinen Augen nicht lebendig und blieben bloße Schablonen, die die Autorin nach Belieben ausfüllte. Das wirkte aufgesetzt und wenig glaubhaft. Die Botschaft an sich war dabei gar nicht schlecht, aber es scheiterte an der Umsetzung. So bleibe ich schlussendlich enttäuscht zurück. Not my cup of tea.