Rezension

„Zurück in ihrem Labor, begann die Suche.“

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung - Ulrike Schweikert

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
von Ulrike Schweikert

Dr. Rahel Hirsch ist die erste Ärztin an der Charité in Berlin und muss sich gegen die vielen männlichen Kollegen durchsetzen. Aber die Abneigung, gegen eine Frau in diesem Beruf, spürt sie mehr als sie das erwartet hat. Direktor Kraus hält viel von ihr und es gibt sogar einen Kollegen, nämlich Dr. Brugsch, der ihr Wissen sehr schätzt. So vergehen die Jahre und Rahel, die mit Leib und Seele Ärztin ist, lässt sich nicht unterkriegen. Allen gegenüber ist sie freundlich und sie liebt ihre Arbeit.

Wir lernen auch die Arbeiterin Barbara Schubert kennen. Sie schuftet Tag ein Tag aus in der Wäscherei der Charité und sorgt so dafür, dass sie mit Tante und Cousin, über die Runden kommt. Sie ist genau das Gegenteil von Rahel, lebenslustig, kratzbürstig und genießt das Leben. 

Als die beiden Frauen sich das erste Mal begegnen, kann sich keiner von ihnen auch nur im Entferntesten vorstellen, dass aus diesem Zusammentreffen einmal eine starke und tolle Freundschaft entsteht. 

Dann bricht der 1.Weltkrieg aus und verändert alles. Wir begleiten Rahel und Barbara und erfahren, wie schwer sie arbeiten müssen um zu überleben und die Angst ist ihr ständiger Begleiter. Wie geht es den Angehörigen im Krieg und kommen sie bald und heile wieder?

Über den Krieg erfahren wir von Franz, dem Cousin von Barbara, und Michael dem Piloten, die in ihren Briefen berichten, wie es ihnen an der Front geht und was sie dabei empfinden, wenn wieder ein Kamerad sein Leben lassen muss. 

Fazit:

Die Autorin Ulrike Schweikert schriebt hier die Fortsetzung über die Charité und nimmt uns mit nach Berlin und in die Anfänge der Frauenbewegung.

Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig zu lesen. Die Geschichte der Charité fesselt mich sofort wieder. Schockierend empfinde ich die ausführliche Beschreibung des 1. Weltkrieges und die vielen detailgenauen Schilderungen der verschiedenen Verletzungs- und Todesarten. Ich empfinde die Kriegsbeschreibungen als zu ausschweifend und vermisse die Lebendigkeit der Charité. 

Die Charaktere sind gut gezeichnet und Rahel und Barbara erreichten sofort mein Herz. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie die beiden Frauen aufeinander zugingen und gute Freundinnen wurden. Auch Michael mochte ich sofort. Alle Protagonisten, und es gibt sehr viele, haben ihre eigenen Geschichten und Meinungen. Das hat mir sehr gut gefallen in den Beschreibungen.

Die gute Recherche dieses historischen Romans ist hervorzuheben. Wir erfahren so viel aus und über den 1. Weltkrieg. Wie die Soldaten an der Front in den Schützengräben liegen und abwarten müssen. Ihre aussichtlosen Kämpfe, das Hungern und ihre Angst sind sehr gut herausgearbeitet.

Ich persönlich hätte aber lieber noch mehr über die Arbeit der Ärzte an der Charité und der Weiterentwicklung der Forschung gelesen. Nicht, das darüber nicht berichtet wird, aber für mich hätte dieser Teil noch ausführlicher sein können.

Mir hat der 1. Teil der Charité-Reihe ein wenig besser gefallen, doch ist auch dieser hervorragend. Ich vergebe hier 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.