Rezension

Zutiefst bewegend

Am Ende des Winters - Daniela Sacerdoti

Am Ende des Winters
von Daniela Sacerdoti

In diesem sehr gefühlvollen Roman lernen wir vornehmlich zwei Personen kennen: Jamie und Eilidh. Sie beide haben eines gemeinsam: Sie sind beide zusammen in einem kleinen, friedlichen Ort in Schottland groß geworden und haben dort ihre Kindheit verbracht. Im Alter von 35 Jahren kehrt Eilidh an diesen Ort zurück und trifft zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren wieder auf Jamie, der sich dort inzwischen ein Leben als erfolgreicher Schmied und Künstler aufgebaut hat. Doch die Umstände ihrer Begegnung sind eher trauriger Art, denn so versucht Eilidh in ihrem Heimatdorf Ruhe zu finden, nachdem sie viele Jahre vergeblich versuchte, von ihrem sie betrügenden Ehemann schwanger zu werden und zuletzt eine Fehlgeburt erlitt…

Das Buch wird aus unzähligen verschiedenen Perspektiven erzählt und berichtet teilweise auch durch Personen, die aus dem Jenseits, aus dem „Himmel“ auf das Geschehen blicken und es kommentieren. Doch zu keiner Zeit hat man das Gefühl, den Überblick zu verlieren, da die verschiedenen Perspektiven perfekt das ergänzen, was man ohnehin schon weiß und so sehr viel Abwechslung und Vielschichtigkeit in die Handlung bringen.

Besonders an diesem Buch ist außerdem die Art und Weise, wie Personen und Orte charakterisiert werden. Alles ist einem so bildlich vor Augen, man fühlt sich, als sei man persönlich von Eilidhs Schicksal betroffen und als könnte man die Welt durch ihre Augen sehen. Es ist die eigentümlich schöne und idyllische Welt der schottischen Kleinstadt, die man erwartet, wenn man mal vom Lesen auf und aus dem Fenster hinaus schaut.

Insgesamt wurde die Geschichte von der Autorin wundervoll verpackt, die Gefühle der Figuren bewegen mich als Leser zutiefst, sie lassen mich nachdenken und vor allem lassen sie nicht los. Ich konnte nicht aufhören, dieses Buch zu lesen, bis ich es innerhalb weniger Stunden komplett durchgelesen hatte. Einziges Manko war für mich nur die unglaubliche Vorhersehbarkeit der Handlung. Kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, wusste ich zu 100%, was am Ende geschehen würde und tatsächlich traten auch alle meine Vermutungen ein. Die Schuld hierfür sehe ich einzig und allein im Klappentext, da dieser mir in wenigen Worten bereits alles verrät, was passieren wird. Hier hätte der Verlag durchaus ein wenig zurückhaltender sein können.

Aber nun gut, ein großartiges Buch muss nicht zwingend spannend sein, es reicht auch, wenn es mich mit schönen Worten einfach nur berührt.