Rezension

Zuviel des Guten

Der Freund - Sigrid Nunez

Der Freund
von Sigrid Nunez

Der Gewinn des renommierten National Book Award (2018) und viele positive Kritiken haben mich auf Sigrid Nunez´ neuen Roman neugierig gemacht.

Die Trauer um ihren verstorbenen Freund und Mentor, der in seinem Leben nicht nur Schriftsteller, sondern vor allem ein ausgeprägter Schürzenjäger gewesen zu sein scheint, bringt die Ich-Erzählerin dazu, über sein Leben und ihre gemeinsamen Momente zu reflektieren. Als sie den ebenfalls zu trauern scheinenden Hund des Toten  -  eine große Dänische Dogge  -  übernimmt, überträgt sie ihre Freundschaft auf ihn und kümmert sich rührend und liebevoll um Apollo bis es auch mit ihm langsam zu Ende geht.

Soweit der äußere Rahmen. Von einzelnen Geschehnissen ausgehend, springt die Autorin assoziativ zu eigenen Erinnerungen oder sie nutzt sie, um immer wieder Gedanken von anderen Schriftstellern aufzugreifen, Zitate aus der Literatur anzubringen und zu kommentieren. Kluge Gedanken, sicherlich, aber (für mich) auf die Länge von 233 Seiten etwas zu viel des Guten und auf die Dauer ermüdend. Dabei ist die Geschichte gut geschrieben und das (Ober-)Thema interessant gewählt. Der Roman könnte durchaus "packen" ; doch die Ausführungen ihrer Gedanken geraten oft recht langatmig und stellen die Geduld des Lesers auf die Probe. Ich hatte den Eindruck, Nunez wolle zuviel in ihrem Buch unterbringen.