Rezension

Zwei Brüder, eine junge Frau - ein Mord

Dangerous Boys - Abigail Haas

Dangerous Boys
von Abigail Haas

Ein intelligenter und durchdachter Thriller, bei dem mir aber die Charaktere relativ egal blieben und Kleinigkeiten den Lesegenuss eintrübten.

Inhalt

Chloe ist eine der Spitzenschülerinnen und zählt die Tage, bis sie endlich die High School und die Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist, hinter sich lassen und aufs College gehen kann. Doch dann verlässt ihr Vater sie und ihre Mutter für eine andere Frau, die er geschwängert hat. Ihre Mutter wird depressiv, verliert ihren Job, kein Geld ist da. Also bleibt Chloe im Kuhkaff und jobbt in einem Café und auf der Polizeistation, um Rechnungen zu bezahlen.

Wenigstens ist Ethan, der mit seinen Eltern hergezogen ist, ein Lichtblick. Die beiden beginnen zu daten. Doch dann taucht sein älterer Bruder Oli auf der Bildfläche auf. Und gleich im ersten Kapitel erfährt man, dass die beiden Brüder in einen Kampf um Chloe geraten, den einer mit dem Leben bezahlen muss. Wer hat überlebt? Warum musste er sterben? Wie ist das Ganze dermaßen eskaliert?

Meine ausführlichere Meinung

Dieser Thriller hat wirklich viel richtig gemacht. Mir hat der Anfang wirklich gut gefallen: man weiß, da gibt es zwei Brüder, man weiß, einer ist tot. Und nun lernt man immer wieder in Rückblenden und während Chloe im Krankenhaus darauf wartet, ob der andere Bruder es überlebt oder nicht, mehr über Chloe. Hat also immer viel Zeit zu spekulieren, ob es nun Ethan oder Oliver ist, der sterben musste. Ich gebe zu, ich habe immer wieder mal meine Meinung geändert. Eine große Stärke ist, dass man auch erst wirklich gegen Schluss erfährt, wer denn nun im Krankenhaus liegt und wer sein Leben lassen musste.

Allerdings hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit Chloe, mit der ich überhaupt nicht warm werden konnte. Und da sie die Protagonistin ist, ist das natürlich nicht besonders gut. Natürlich ist es schlimm, wie schlecht es ihrer Mutter geht, aber ein paar Aspekte sind mir dann doch zu extrem gezeichnet worden, so, als würde Chloe wirklich keine andere Möglichkeit haben. Manche Dinge, wie etwa eine Versicherungsfrage, waren für mein Verständnis schlichtweg falsch und trübten daher das Lesevergnügen etwas ein. Auch die übrigen Figuren waren mir ein wenig zu blass bzw. zu platt. Von Chloes bester Freundin kriegt man so gut wie nichts mit und eigentlich war sie für die Story wirklich unnötig.

Ethan ist so ein rundum All-American-Boy ohne Makel, das er in meinen Augen einfach langweilig war. Oliver war da schon interessanter, aber er war mir viel zu überspitzt dargestellt und ich konnte Chloes Anziehung zu ihm nicht wirklich nachvollziehen.

Außerdem fand ich die Storyline mit Chloes Professor sowie rund um ihre Bekannte Crystal irgendwie im Gesamtbild zu passend, da es den Schluss viel zu einfach machte. Zudem ist es für mich unverständlich, wie derjenige der Brüder, der überlebt hat, am Schluss handelt.

Fazit

Wären die Charaktere etwas besser ausgearbeitet gewesen, hätte ich mehr für Chloe empfinden können, dann hätte mir sicherlich das Buch auch wesentlich besser gefallen. Es spielt sich viel auf psychologischer Ebene ab, was mir grundsätzlich gut gefällt, aber was ich eben wegen der für mich zu platten Charaktere nicht so ganz abkaufen und nachvollziehen konnte. Dennoch, ein gut gemachter Thriller, der mich lange im Ungewissen gelassen hat.