Rezension

Zwei dümmliche Protagonistinnen, zu wenig Italien-Flair - für mich ein Flop.

Verpissimo! - Ein Sommer in Italien - Anna Gold

Verpissimo! - Ein Sommer in Italien
von Anna Gold

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zum Inhalt:

Dana und Mel, beide Mitte 20, sind seit Schultagen beste Freundinnen. Während es die nicht sehr helle, dafür aber gut aussehende Mel als Chefsekretärin nach München verschlagen hat, langweilt sich die unterbezahlte Dana im öffentlichen Dienst zu Tode. In der Liebe sieht es auch nicht so rosig aus: Danas große Liebe Mickey ist nicht nur wortkarg, sondern kann sich auch nicht gegen seine extrem dominante Mutter durchsetzen. Mels Dauerfreund Klaus hingegen scheint sie zu betrügen.

Kurzerhand beschließen die beiden, nach Italien auszuwandern, um dort eine Pension zu eröffnen. Mel investiert das Erbe ihrer Tante sowie ein Darlehen ihrer Eltern in eine Villa im Piemont. In Italien angekommen, läuft alles schief, was nur schieflaufen kann. Zwar ist die Pension entgegen aller Befürchtungen recht gemütlich, doch mangelt es den Freundinnen nicht nur an einem Geschäftsplan, der nötigen Knete, Pensionsgästen und Italienischkenntnissen; sie haben auch noch mit Vorbesitzer Mastro einen ungebetenen Gast, der gar nicht einsieht, aus seinem alten Haus auszuziehen... 

Meine Meinung: 

Es tut mir leid, das so direkt sagen zu müssen, aber dieses Buch war für mich ein ziemlicher Flop. Ich habe mich wirklich ganz schön durchquälen müssen. Vielleicht hat mich das Buch auf dem falschen Fuß erwischt und ich war gerade nicht im Chick Lit-Modus. Vielleicht mögen andere das Buch megalustig finden. Aber bei mir hat es wirklich gar nicht gezündet.

Beide Protagonistinnen waren für mich unerträglich. Die Ich-Erzählerin Dana, Mitte 20, arbeitet in einer Behörde bei Frankfurt, was natürlich furchtbar langweilig und unterirdisch schlecht bezahlt ist. Sie hat einen – wie oft betont wird – ultrahässlichen Freund und allgemein ein Faible für hässliche Kerle. Ihr Freund Mickey ist komplett abhängig von seiner Mutter Corabelle (Danas Spitznamen „Kontradelle“ fand ich leider sehr unlustig.), die Dana hasst und alles tut, um sich zwischen das junge Paar zu drängen. Sehr erfolgreich, denn Mickey fliegt spontan für 6 Monate mit seiner Mutter alleine nach Florida und soll danach sein Studium in Hamburg fortsetzen. Dana wird nicht gefragt, Mickey kriegt prinzipiell das Maul nicht auf, hat keine eigene Meinung und lässt alles seine bösartige Mutter erledigen, selbst das Schlussmachen am Flughafen.

Dana schafft es nicht, sich zu entblöden, schluckt jede Kröte, entschuldigt auch noch Mickeys und Kontradelles Verhalten, zerfließt in Mitleid und Liebe zum ach so armen Mickey, an dem eigentlich überhaupt nichts toll ist. Obwohl er die Liebe ihres Lebens ist, verliebt sie sich in Italien dann aber doch nach 5 Sekunden in den nächsten potthässlichen Typen. Ich betone das „hässlich“ absichtlich, denn es wird gerne darauf herumgehackt, wie schlecht Danas Männergeschmack ist.

Dann haben wir noch Mel. Sie ist dumm wie ein Eimer Treibsand, hat es dennoch dank ihres Aussehens zu einem saugut bezahlten Job gebracht, klar. Mit ihrem Freund Klaus, einem rustikalen Natur- und Käferfreak, ist sie seit der Pubertät zusammen, aber sie ist sich ganz sicher, dass er sie betrügt – natürlich ohne jegliche Beweise. Mel sieht furchtbar gut aus, was Dana, die natürlich im Gegensatz dazu mollig und unscheinbar ist, sehr gerne und oft betont. Außerdem ist Mel sehr weinerlich und hat gegen so ziemlich alles eine (eingebildete) Allergie, was auch noch so ein Nervfaktor ist.

Mel ist also toll und dumm, Dana unscheinbar, aber dafür schlau. Allerdings nicht so schlau, Mel davon abzuhalten, Hals über Kopf über einen fragwürdigen Makler eine alte Pension in Piemont zu kaufen. Mel steckt also ihr komplettes Erbe von 40.000 € in das Häuschen, nimmt dazu noch 60.000 € Kredit auf und setzt damit das Haus ihrer Eltern aufs Spiel. Und all das, ohne die Pension mal besichtigt zu haben und in dem Glauben, dass Piemont direkt am Meer liegt (Soviel dazu, wie viele Gedanken sich die Geldgeberin gemacht hat.). Dass die beiden nicht Italienisch sprechen (und Mel nichtmal Englisch), kommt auch noch erschwerend hinzu.

Ich fand beide Mädels einfach nur nervig. Ich hatte die Hoffnung, dass sich wenigstens eine der beiden in eine positive Richtung hin entwickelt, aber da wurde ich leider enttäuscht. Zwar hat Dana ihre beste, tolle Freundin mit der Zeit doch etwas realistischer betrachtet und gemerkt, dass sie eine jammernde Egoistin ist, aber das war’s auch schon. Auch in punkto Beziehung ließen beide Damen nicht gerade den besten Charakter durchblicken – wenn ich angeblich meinen langjährigen Freund sooo sehr liebe, knutsche ich nicht gleich mit einem Anderen, den ich gerade seit ein paar Stunden kenne, herum oder lande sogar mit ihm im Bett, nur weil er genau mein Typ ist, oder? Na gut, vielleicht sehe ich das zu verkrampft.

Dazu noch ständig die Betonung, wie eklig und stinkig Mastro, der unliebsame Hausgast, ist – die Ausführungen über Mastros Körperausdünstungen, die sich seit der 1. Szene, in der er auftaucht, konsequent durch das Buch ziehen, waren so übertrieben, dass mir beim Lesen teilweise regelrecht schlecht wurde. Eigentlich hätte ich mir den Spaß erlauben und eine Strichliste machen sollen, wie oft Wörter mit dem Wortstamm „stink“ vorkommen.

Die witzigen Szenen hielten sich stark im Rahmen. Wirklich lachen konnte ich über nichts, die kurzen Schmunzelmomente konnte ich an einer Hand abzählen. Die Missverständnisse und Missgeschicke fand ich auch nicht komisch, sondern nervig und übertrieben. Und von Italien an sich kriegt man eigentlich kaum etwas mit. Außer natürlich, dass Italiener generell korrupt sind und nichts ohne Gegenleistung machen.

Das Ende hat mich dann auch keineswegs versöhnt. Natürlich gibt es erwartungsgemäß ein Happy End, und ich kann jetzt leider nicht konkret schimpfen, weil ich sonst zu arg spoilern würde. Ich sag nur soviel: Die beiden Damen entwickeln sich nicht wirklich weiter. Dana entblödet sich tatsächlich nicht mehr in diesem Buch und tut in punkto Männern genau das, was ich nicht gehofft hatte. Dass ihr neuer „Beruf“ dann auch für sie die absolute Erfüllung ist, ist Einstellungssache, aber für mich war es einfach nur die gemütlichste Lösung für sie.

Mein persönliches Fazit: Das Lustigste an diesem Buch ist der gelungene Titel „Verpissimo!“, der mich – zusammen mit dem vielversprechenden Klappentext – auf ein lustiges Abenteuer in Italien hoffen ließ. Mir haben allerdings weder die Figuren noch die Handlung gefallen.