Rezension

Zwei einsame Seelen finden sich

Nur wer fällt, lernt fliegen - Anna Gavalda

Nur wer fällt, lernt fliegen
von Anna Gavalda

Bewertet mit 3 Sternen

Der Inhalt dieses recht kurzen Büchleins ist rasch wiedergegeben: Billie und Franck stürzen während einer Wanderung einen Berg herab. Francks Verletzungen für vermeintlich lebensbedrohlich haltend, erzählt Billie, im Gegenzug auf Hilfe hoffend, einem Stern die gemeinsame Lebensgeschichte. Am Anfang steht eine Theateraufführung in der Schule zehn Jahre zuvor, die die aus asozialen Verhältnissen stammende Billie und den homosexuellen Franck zu wahren Freunden macht.

 

Die Lektüre des Buches ist einfach. Das ist schon auf Billies schnoddrige, im Plauderton gestaltete Erzählweise zurückzuführen, der auch Schimpfworte und Fäkalausdrücke nicht fremd sind. Die Sprache ist lebensecht der einfach strukturierten Protagonistin angepasst. Für Lebendigkeit sorgen die direkte Ansprache des Sterns und des Lesers. Der Autorin ist es auch gut gelungen, ihre Botschaft zu vermitteln – wenn zwei zusammenstehen, entsteht wahre Freundschaft. Nicht so sehr spricht mich hingegen die Aneinanderreihung einzelner Szenen in Billies Rückschau an. Das erinnert mich zu sehr an ein Theaterstück, passt natürlich insoweit gut zu dem immer wieder in Bezug genommenen Theaterstück „Man spaßt nicht mit der Liebe“ von Alfred de Musset, dessen nähere Kenntnis wegen der bestehenden Querverbindungen auf jeden Fall hilfreich ist.

 

Insgesamt hatte ich angesichts der früheren Erfolge (z.B. Ein geschenkter Tag) der Autorin mehr erwartet.