Rezension

Zwei Freundinnen und ein ungewöhnliches Projekt

Unser Buch der seltsamen Dinge -

Unser Buch der seltsamen Dinge
von Jennie Godfrey

Bewertet mit 5 Sternen

Die 12jährige Miv lebt mit Vater, Mutter und Tante in einem kleinen Ort im ländlichen Yorkshire. Die früher so liebevolle und lustige Mutter ist vor zwei Jahren verstummt, was genau mit ihr passierte und weshalb sie depressiv wurde, ist lange nicht klar. Die resolute alleinstehende Tante Jean führt seitdem den Haushalt, ist aber kein Ersatz für die Mutter, die Miv sehr vermisst. Ein Glück, dass sie ihre beste Freundin Sharon hat, mit der sie ein Herz und eine Seele ist. 

Die Geschichte spielt in den 1980er Jahren, einer Zeit, in der der Yorkshire Ripper in der Gegend sein Unwesen treibt und schon etliche junge Frauen, hauptsächlich Prostituierte, ermordet hat. Nicht zuletzt wegen des Rippers, aber auch, weil ihm ein lukrativer Job angeboten wird, will Mivs Vater in den Süden ziehen. Eine Katastrophe für Miv, denn dann müsste sie sich von Sharon trennen! So kommt sie auf die Idee, eigenhändig den Yorkshire Ripper zu stellen und überzeugt Sharon davon, bei ihrem Plan mitzumachen. Sie beginnen damit, Leute aus ihrer Umgebung zu beobachten und alles, was ihnen seltsam erscheint, in einem Buch festzuhalten. Dazu zählen unter anderem Beobachtungen wie „mal gute Laune, mal schlechte“. Aber auch „Er hat einen Schnurrbart“ kann schon dazu führen, als Verdächtiger geführt zu werden, denn auch der Ripper soll Schnurrbartträger sein. Im Laufe ihrer Ermittlungen erfahren die beiden Mädchen so einiges über ihre Mitmenschen, zum Beispiel über die nette junge Bibliothekarin mit einem Hang zu Unfällen.

„Unser Buch der seltsamen Dinge“ ist ein wunderschönes und herzerwärmendes Buch. Da es aus der Sicht einer Zwölfjährigen geschrieben ist, mutet der Schreibstil altersentsprechend etwas naiv an, doch stört dies überhaupt nicht. Es ist ein Buch über Freundschaft und erste Liebe, über Mobbing und Rassismus und natürlich über das Aufwachsen im England der 1980er Jahre, als es noch keine TikTok Videos und Handys gab. Wir erleben, wie Miv zunehmend erwachsen wird und begleiten sie auf ihren teilweise doch recht gefährlichen Exkursionen auf der Suche nach dem Yorkshire Ripper. Mir hat dieser Debütroman ganz hervorragend gefallen und ich kann ihn wärmstens empfehlen.