Rezension

Zwei gebrochene Personen suchen Neuanfang

From Scratch - Alles neu mit dir - Stacey Kade

From Scratch - Alles neu mit dir
von Stacey Kade

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wer von „From Scratch – Alles neu mit dir“ eine typische, vielleicht sogar kitschig romantische Liebesgeschichte erwartet, wird meiner Meinung nach enttäuscht oder aber für die etwas „andere“ Abwandlung äußerst froh sein.

 

Amanda ist weitreichend bekannt, jedoch wohl eher ungewollt, vor allem bezüglich ihrer brutalen und schlimmen Vergangenheit. Sie wurde als Jugendliche entführt, geschlagen, vergewaltigt, missbraucht. Ihr einziger „Freund“ in dieser Hölle war Chase – ihre imaginäre Stütze hervorgerufen durch ein Poster des Stars in ihrem Verlies des Entführers. Trotz ihrer Rettung ist, wie auch anzunehmen war, nicht wieder alles in Ordnung, sondern auch nun Jahre später alles andere als normal. Sie versteckt sich in ihrem Schrank um wenigstens ein kleines Sicherheitsgefühl zu verspüren. Ihre Familie steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die früheren Ereignisse sind immer noch mit dem jetzt verwoben und lassen letztendlich alle in der Familie und nicht nur Amanda immer noch nicht los.

 

Auf der anderen Seite lernen wir Chase kennen. Er war ein Superstar durch seine Rolle in einer berühmten Fernsehserie, doch setzte er alles aufs Spiel durch dumme Alkoholeskapaden, eine sehr geringe Arbeitsmoral und viele Skandale. Nun versucht er wieder aus dem tiefen Loch herauszukommen das er sich vor einiger Zeit selbst gegraben hat. Er wirkt gepeinigt und auch irgendwie wie ein kleiner Junge, der nur noch seine Presseagentin hat und ihr unter anderem aus diesem Grund sehr hörig ist.

 

Was für Gemeinsamkeiten sollen die zwei nun haben? Beide wollen ihre derzeitige Situation verbessern und Chases Presseagentin hat das Gefühl, dass sie – als Amanda und Chase – sich beide dabei behilflich sein könnten. Dies klingt von Anfang an nach einem sehr einseitigen Vorteil…

 

Der erste Teil der Geschichte hat mich stark emotional heruntergezogen. Amandas Entführung bzw. Rettung wird gut beschrieben und ist sehr aufwühlend. Man bekommt einen richtigen Hoffnungsschub und dann wird man eiskalt in die „heutige“ Situation mit Amandas Familie geworfen. Die Überforderung und auch Resignation ist total greifbar und wahnsinnig bedrückend. Ich wollte teilweise gar nicht mehr weiterlesen da mich die Stimmung an sich sehr heruntergezogen hat. Umso positiver empfand ich es, als Amanda ihren „Ausflug“ wirklich durchzieht. Sie blüht meiner Meinung nach regelrecht auf, hat auch eine Chance sich nicht nur auf sich zu konzentrieren oder eben ihre Vergangenheit. Ihre Bereitschaft für Chase etwas zu tun, machte sie mir sehr sympathisch. Insgesamt wird sie eigentlich als recht intelligent dargestellt und nicht als naives junges Ding, was mich wirklich gefreut hat.

Andererseits ist da Chase, der einige Zeit gebraucht hat um von mir Sympathiepunkte zu ernten. Er wirkt anfänglich so unbeholfen und wenig erwachsen bzw. selbständig. Dass er nicht ganz so unselbständig und kindlich ist, beweist er über die Kapitel hinweg immer mehr. Er sieht seine früheren Fehler ein, trotzdem kann er kaum ein Fettnäpfchen auslassen und verstrickt sich doch wieder in alte Muster, obwohl er teilweise wirklich nichts Böses im Sinn hatte. Seine PR-Agentin ist hierbei natürlich nicht besonders hilfreich. Sie löste bei mir des Öfteren kleinere Wutanfälle aus, denn ihre Art und auch Denkweise geht so gar nicht – skrupellos par excellence.

Gleich hinten anstellen darf sich Amandas Psychologin. Für das große Geld würde sie wohl über Leichen gehen.

Amandas Familie hätte von den Charakteren wohl nicht anstrengender ausfallen können. Ich war früh für Amanda, wenn sie sie einmal in Ruhe ließen und keinen Kontakt suchten, der eindeutig toxisch für das arme Mädchen ist.

 

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Man erfährt die Situationen jeweils aus der Sichtweise eines der beiden Hauptcharaktere. Somit bekommt man viel Einblick, ich hatte jedoch auch nicht das Gefühl, dass bereits alles weit vorher vorausgenommen wurde. Von der Wortwahl her ist das Buch leicht zu lesen und kann innerhalb relativ kurzer Zeit durchgelesen werden.

In der Mitte der Geschichte zog es sich teilweise etwas, was die Autorin jedoch zum Schluss auszugleichen versuchte, denn der flitzte nur so dahin. Meiner Meinung nach gibt es kein richtiges Ende, denn die letzten Ereignisse erschienen mir etwas aus der Luft gegriffen zu sein. Viele Bereiche blieben für mich unzureichend beantwortet bzw. komplett offen, was mich doch sehr störte.

Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, da das Ende doch etwas unzureichend ausgefallen ist.