Rezension

Zwei gegensätzliche Charaktere ermitteln

Gegenspieler -

Gegenspieler
von Arno Strobel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch „Gegenspieler“ ist eine Zusammenarbeit der beiden Autoren Arno Strobel und Ingo Bott, die hier ihre beiden Protagonisten Max Bischoff und Anton Pirlo „aufeinander loslassen“. So weit klingt das vielversprechend und ich war gespannt, wie das gemeinsame Schreiben an einem Buch funktionieren wird. Bisher kannte ich nur Max Bischoff und mochte Strobels spannungsgeladene Bücher sehr gerne.

Zunächst zur Optik: „Gegenspieler“ hat ein tolles Cover, auf dem die Autoren abgebildet sind. Die Farbgebung finde ich sehr gelungen, sie wirkt direkt mysteriös und spannend. Außerdem mag ich die Faltung des Umschlags sehr gerne und das Interview mit den Autoren auf der Innenseite des Buchrückens war aufschlussreich und interessant.

Die schriftstellerische Zusammenarbeit der Autoren ist sehr gelungen. Sie haben einen ähnlichen Schreibstil, so dass der Lesefluss nicht gestört wird. Jeder Autor hat aus Sicht „seiner“ Figuren geschrieben, die Geschichte ich dennoch lückenlos ineinandergeflossen. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie viel Abstimmung und Gegenlesen hierfür notwendig war. Respekt vor dieser tollen Leistung!

Was mir noch gefallen hat waren die verschiedenen Perspektiven, aus denen geschrieben wurde. So haben wir Leser mehr Einblick in verschiedene Sichtweisen unterschiedlicher Personen erhalten. Spannend waren die Kapitel des Mörders, durch die man als Leser einen Wissensvorsprung vor den Ermittlern hatte. Durch die beiden Protagonisten ist das Buch eine Mischung aus Ermittlungsarbeit seitens Profiler und Anwalt, es war amüsant zu lesen, wie sich die beiden doch sehr unterschiedlichen Charaktere angenähert haben. Die Schlagabtausche waren teilweise wirklich sehr amüsant, die vielen kleinen Spitzen und das Geplänkel der beiden haben mir gut gefallen. Leider konnte der Max Bischoff, den ich aus Strobels anderen Bücher kannte, sein volles Potenzial aber nicht ausschöpfen, ich hätte mir mehr Analysearbeit seinerseits gewünscht.

Womit wir bei meinem größten Kritikpunkt am Buch wären: Mich hat die Geschichte an sich leider nicht abgeholt. Lange Zeit passiert sehr wenig, die Ermittlungen stehen auf der Stelle und es ziehst sich. Der große Fokus des Buches liegt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander, der Fall an sich gerät dabei leider gänzlich in den Hintergrund. Es gibt viele Nebelkerzen und Nebenschauplätze, irgendwann werden innerhalb weniger Kapitel sehr viele neue Verdächtige eingeführt, die dann aber auch wieder schnell verschwinden. Insgesamt hat mich die schiere Anzahl an Personen etwas überfordert, jeder Autor hat gefühlt die komplette soziale Umgebung seines Protagonisten mit erwähnen müssen, egal ob die Personen für die Geschichte relevant waren oder nicht. Da muss man als Leser schon über viel Hintergrundwissen aus den vorherigen Büchern der Autoren verfügen, um durchzublicken. Teilweise wirkt das Buch sehr künstlich in die Länge gezogen. Das Umfeld rund um Anwälte, Banken, Politik und Steuergeschichten ist aber auch nicht meine Welt und es wurde hier auch nicht an Klischees gespart.

Be mir kam leider keine rechte Spannung auf, ich war bis zum Schluss nicht wirklich gefesselt von der Story. Diesen fand ich ebenfalls etwas unbefriedigend. Die Auflösung des Falls war nicht überraschend, kam dann aber doch sehr plötzlich und zufällig. Das hatte etwas Konstruiertes, was ich sehr schade finde, wenn man schon zwei so hochrangige Ermittler hat. Gerade Fallanalytiker Max konnte meiner Meinung nach sein Potenzial so gar nicht entfalten. Auch waren für mich noch einige Punkte offen am Ende, da hätte ich mir mehr Erklärung und Beschreibung gewünscht, die an anderen Stellen im Buch zu häufig vorkamen.

Insgesamt fand ich das Buch ganz okay, die Geplänkel zwischen den Protagonisten haben mir gefallen und es waren einige witzige Dialoge dabei. Mir persönlich ist jedoch die Spannung bei der Ermittlungsarbeit viel zu kurz gekommen und die Auflösung fand ich eher ungeschickt und übertrieben theatralisch gelöst. Ich mag Strobel lieber, wenn er solo schreibt. Dennoch hat mich das Buch im Großen und Ganzen gut unterhalten.