Rezension

Zwei Geistesgrößen

Und Marx stand still in Darwins Garten - Ilona Jerger

Und Marx stand still in Darwins Garten
von Ilona Jerger

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Männer, deren Werke das Denken unserer Zeit maßgeblich beeinflusst haben – Charles Darwin und Karl Marx. Sie waren Zeitgenossen, haben sich zwar nie getroffen, scheinen aber jeweils das Werk des Anderen gekannt und geschätzt zu haben.
Der Autorin Elena Jerger ist gelungen mit der Kunstfigur des Arztes Dr. Beckett eine Verbindung zwischen den beiden Geistesgrößen zu knüpfen. Beide Männer sind am Ende ihres Lebens angekommen und immer mehr machen ihnen Krankheiten – erstaunlicherweise sehr ähnliche – zu schaffen. Dazu kommt auch immer das Gefühl, noch nicht alles erreicht zu haben, ein unvollendetes Werk zurückzulassen und auch manchmal Zweifel am Erreichten und an ihren Erkenntnissen.
Ich finde die Idee der Autorin genial, beide Männer quasi ein Zwiegespräch mit Dr. Beckett als Mittler führen zu lassen. Obwohl sie wenig gemeinsam hatten, verbindet sie die Wahrheitssuche, oft verbunden mit einem schmerzhaften Bruch der Konventionen. Besonders nahe kommt mir das Buch durch die Aktualität. Wie zu Beginn der Erkenntnisse Darwins wird heute wieder seine Abstammungslehre diskutiert und von fundamentalistischen Gruppierungen und Regimes geleugnet.
Der Roman ist eine faszinierende Mischung aus Literatur, Sachbuch und Lebensbeschreibung, fesselnd geschrieben, mit vielen kleinen Einschüben, die die Exzentrik der beiden Protagonisten ins Blickfeld rücken. Unterhaltsam, amüsant – eine stilvolle Erzählweise, die man sonst fast nur bei englischen Autoren vermutet. Für mich ist das Buch eine echte Entdeckung und ein Lesehöhepunkt.