Rezension

Zwei Große ihrer Zeit

Und Marx stand still in Darwins Garten - Ilona Jerger

Und Marx stand still in Darwins Garten
von Ilona Jerger

Bewertet mit 3 Sternen

Charles Darwin hat Jahre nach seiner Entdeckungsreise mit der Beagle das Forschen noch lange nicht aufgegeben. Aktuell befasst er sich mit den hilfreichen Regenwürmern in seinem Garten. Doch der Forscherdrang wird durch kleine und große Wehwehchen ausgebremst; man wird ja schließlich nicht jünger. Ein Doktor soll Abhilfe schaffen. Der hat in näherer Umgebung noch einen anderen großen Kopf zum Patienten und zwar niemand geringeren als Karl Marx. Wäre doch zu schön, wenn die beiden aufeinander träfen?

 

Ilona Jerger lässt in ihrem ersten Roman der Fantasie freien Lauf. Marx und Darwin wohnten zwar zeitweilig nur wenige Meilen auseinander, kannten sich aber nicht. Die Autorin lässt sich Zeit beide ausführlich vorzustellen, insgesamt liegt der Fokus aber auf Darwin. Der kommt auch wesentlich sympathischer rüber und ich habe ihn gerne bei seinen kleinen Experimenten im eigenen Garten begleitet. Was mich nicht begeistern konnte, war die ständige Litanei über seine Gebrechen. In aller Ausführlichkeit erfahren wir von jedem Haar, das ihm krumm liegt und welche Pillchen und Säftchen er dagegen nimmt. Interessant geht definitiv anders. Auch von Marx erfahren wir hauptsächlich die Krankengeschichte, sein Leben und Wirken wird nur kurz angerissen. Die Grundidee (Marx trifft Darwin) ist sehr ansprechend, leider verliert die Autorin dieses Ziel vor lauter Wehwehchen zeitweilig völlig aus den Augen. Das große Treffen war dann entsprechend erstens zu kurz und zweitens (weil stark konstruiert) enttäuschend. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und kommt forschergerecht manchmal etwas schrullig, dann wieder sehr klar rüber. Die z.T. kurzen Sätze sind wahrscheinlich Geschmackssache, ich fand sie durchaus passend.

Insgesamt eine gute Idee, die mich in der Ausführung dann leider doch enttäuscht hat.