Rezension

Zwei Schwestern im Kampf um ihr Glück

Der Winter der schwarzen Rosen
von Nina Blazon

Über das Buch

In der Welt von Liljann und Tajann sind die Rollen und Pflichten von Kindern klar gekennzeichnet. Die erstgeborenen sind verpflichtet, in neue Gebiete aufzubrechen, in eine Richtung, die sie bereits als Kind festlegten. Ihnen bleibt keine Wahl, als ihre Familie hinter sich zu lassen, und ohne Unterstützung in die Welt hinaus zu ziehen. Die Wahl fällt den Zweitgeborenen zu, welche selbst über ihre Zukunft entscheiden dürfen. Von den Zwillingsschwestern ist Liljann die Ältere, und so ist es ihr bestimmt, in das unwirtliche Grauland hinauszuziehen. Doch sie ist ruhig und verträumt, und obwohl als Tochter eines Jägers großgeworden, ist ihr das Töten zuwider. Daher weigert sich ihr Vater lange, sie freizusprechen, und sie ins Unbekannt zu schicken. Doch während Liljann ihren Aufschub genießt, führt sich Tajann zunehmend eingesperrt. Ganz anders als ihre Schwester kann sie es kaum erwarten, ihre Wahl zu treffen und in den Dienst der Lady zu treten, um endlich ein besseres Leben abseits der Jagdhütte zu führen. Doch sie wird nur frei sein, wenn auch ihre Schwester endlich geht.

„Der Winter der schwarzen Rosen“ beinhaltet unglaublich viel. Er erzählt von Traditionen und von der Liebe unter Geschwistern, aber ebenso auch von Hass und Zwietracht, die ein solches Band entzweien können. Nina Blazon entführt uns in ihre Geschichte zweier Schwestern, unterschiedlich wie Tag und Nacht, getrennt durch ihre Träume und Hoffnungen und den Regeln ihrer Gesellschaft, zusammen geschweißt durch das Band der Liebe. Sie müssen sich entscheiden, wer oder was das wichtigste für sich ist, und wie weit zu gehen sie bereit sind, um ihren eigenen Träumen nachzujagen, und ihr Schicksal zu erfüllen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Schwestern erzählt, wobei es am Anfang manchmal schwierig war, die Perspektiven der beiden auseinander zu halten. Dieses Problem wurde aber meist schnell durch das Nennen der jeweils anderen ausgeglichen und schob bald bekam man ein sehr gutes Gefühl für die beiden Schwestern, die auch in ihrer Ausdrucksweise ganz unterschiedlich sind. Während Liljann ruhig und ist, und eine Träumerin, die überall Geister sieht, und ein großes Geheimnis vor ihrer Familie hütet, ist Tajann eine begnadete Jägerin, die dem Tod ins Auge blickt und dann auf ihn schießt. Sie ist das überschäumende Leben und sehnt sich nach Freiheit und besserer Gesellschaft. Sie ist stark und unbeugsam und kam mir vor allem am Anfang in ihrer Selbstsucht fast grausam vor. Dennoch hat sie es geschafft, mich mit ihrer Beharrlichkeit letztendlich doch noch um den Finger zu wickeln, und obwohl ich nicht immer mochte, was sie tat, so konnte ich ihre Entscheidungen doch immer nachvollziehen, denn sie passten zu dem, was sie war. Liljann hingegen war mir gleich von Anfang an sympathisch. Sie ist scheu und unsicher, hütet aber ein großes Geheimnis, und bei ihr merkt man im Laufe der Geschichte eine unglaublich große Entwicklung, die sehr gut beschrieben war. Doch auch die anderen Charaktere haben mir sehr gefallen und für eine tolle Atmosphäre gesorgt, die manchmal die Luft beim Lesen fast zum knistern bracht. Angefangen bei der grausamen Lady Jamala mit ihren Lektionen, über ihren Sohn, den Junglord Janeik und die Prinzessin Antija aus den Nordlanden. Einige habe ich gehasst, andere mochte ich sehr gern, gemeinsam haben sie, dass sie sehr plastisch beschrieben waren, obwohl wir über manche gar nicht allzu viel erfahren haben.

Die Story ist gut durchdacht und trägt deutlich zur Entwicklung der Charaktere bei. Auch an Spannung lässt die Geschichte nicht zu wünschen übrig. Wir reiten mit Liljann ins unbekannte Grauland und fliehen vor gefährlichen Schatten, während wir mit Tajann durch die Festung der Lady Jamala wandeln, und immerzu hoffen, nicht als nächstes auf einem der zahlreichen Scheiterhaufen zu landen. Intrige, Verrat, aber auch Liebe und Vergebung begegnen uns in dieser Geschichte ebenso wie Magie und der Tod. Der Perspektivenwechsel zwischen den Schwestern trägt dabei nur zu noch mehr Spannung bei. Besonders gefallen hat mir das Ende, dass für mich so absolut nicht vorhersehbar war und mich zwar ein bisschen geschockt, aber durchaus zufrieden zurück lässt..

Nina Blazon schafft es wieder einmal mit einer tollen Idee und authentischen zu überzeugen. Ihr schöner Schreibstil trägt dabei im Wesentlichen dazu bei, das die Bilder vor meinen Augen regelrecht lebendig wirken und ich manchmal das Gefühl hatte, auch nach mir würden die Schatten greifen.

Fazit

“Der Winter der schwarzen Rosen“ erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Schwestern, die ihren Platz in der Welt suchen auf spannende und gefühlvolle Weise. Nina Blazons Sprache verleiht den Worten dabei einen ganz besonderen Zauber und lässt die Geschichte zu einem wahren Lesevergnügen werden, dass ich sehr gerne weiterempfehle.