Rezension

Zwei starke Frauen

Die Reise der Amy Snow - Tracy Rees

Die Reise der Amy Snow
von Tracy Rees

Zum Inhalt
Ich bin jetzt noch ganz gefangen in der Geschichte. Amy und Aurelia sind Frauen, die man so schnell nicht vergisst. Ich verstehe ja, dass im Jahr1831 die Moralvorstellungen anders waren als heute. 
Ein kleines, nacktes Baby im Schnee lässt aber doch normalerweise jedes Frauenherz weich werden. Egal aus welchen Verhältnissen dieses auch stammen mag! Das ist leider in dieser Geschichte nicht der Fall.
Die 10 jährige, herzliche Aurelia Vennaway verlässt das Herrenhaus Hatville Court, um dem muffigen Salon zu entkommen und draußen im Schnee spazieren zu gehen. Ihre Mutter und Tanten langweilen sie.
In einer Schneewehe entdeckt sie ein nacktes Baby. Eiskalt und dem Tod näher als dem Leben, wickelt sie das kleine Mädchen in ihren Umhang und bringt es zum Herrenhaus. Ihre Eltern wollen sich der Kleinen nicht annehmen; doch Aurelia setzt sich durch. Die Vennaways genießen ein hohes Ansehen. Es ist ihnen unmöglich, ihre Hartherzigkeit zur Schau zu stellen. Die Kleine darf bleiben, aber Aurelias Mutter stellt die Bedingung, dass ihr dieses ungewollte Wesen nicht unter die Augen kommt. 
Aurelia gibt dem Baby den Namen Amy Snow. Amy bekommt in der Küche eine alte Kiste, in der sie schlafen darf. Die Köchin und andere Bedienstete kümmern sich um Amy und retten ihr das Leben.
Zwischen Amy und Aurelia entsteht eine große Freundschaft. Als Aurelia stirbt, bricht für Amy die Welt zusammen. 
Aurelia vermacht Amy ein Bündel Briefe und schickt sie auf Schatzsuche. Mit zehn Pfund in der Tasche macht sich Amy auf eine Reise, quer durch England.
Meine Meinung
Beim Lesen habe ich mich des öfteren gefragt, wie viel ein Mensch aushalten kann. Amy war von Anfang an gezwungen, in ihrem Leben zu kämpfen. Bis zum Tod von Aurelia musste sie auf Hatville Court ein Leben führen, in dem sie von der Hausherrin nur geduldet wurde, wenn sie unsichtbar blieb. Die warmherzige, lebenslustige, blondgelockte  Aurelia,  hatte schon als kleines Kind eine sehr soziale Ader. Sie konnte mit Klassenunterschieden nichts anfangen. Sie brachte ihrer kleinen Schwester Amy lesen, tanzen und reiten bei. Selbst nach ihrem Tod, hatte sie sich noch um Amy gekümmert. 
Amy tat mir unendlich leid, als sie sich einsam und verlassen auf die Reise machen musste. Die Briefe ihrer verstorbenen Freundin, waren erstmal ihre einzige Hilfe. Amy verzweifelte fast an ihrer ersten, verschlüsselten Aufgabe. Ein Stein fiel der kleinen, dunkelhaarigen Amy vom Herzen, als sie diese dann doch noch gelöst hatte. 
Ich fand es genial, wie gut ausgeklügelt Aurelias Pläne waren. Jedes Mal, wenn Amy weiterziehen musste, war ich gespannt, wohin die Reise führt; von welchen Menschen sie erwartet wurde. Zur damaligen Zeit war es für die 17 jährige Amy nicht leicht, allein zu reisen. 
Alles musste geheim bleiben. Ich fragte mich oft, warum. 
Fazit
Ich habe einen großen Respekt, vor allen Aurelias dieser Welt. Obwohl Aurelia mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, hatte sie ein Herz, für sozial schwächere Menschen. 
Manchmal zweifelte Amy an Aurelias Aufrichtigkeit. Sie war oft verstört von den Aufgaben, die ihr gestellt wurden. Sie merkte, dass manche Briefe nicht der Wahrheit entsprachen. Das Geheimnis, das Aurelia mit in den Tod nahm, sollte sie erst ganz zum Schluss lüften. 
Ich durfte Amy auf eine geheimnisvolle Reise begleiten. Ich durfte miterleben, wie aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan wurde. Der wundervolle Schreibstil, der sehr gut in die damalige Zeit passt, hat mich gut in Amy hineinversetzen lassen. Oft habe ich ihre Ängste gespürt und die Zweifel, die sie gegen ihre beste Freundin gehegt hatte.
Ich war bis zum Schluss gespannt, ob diese begründet waren. Amy hatte große Abenteuer erlebt.
Man spürte mit jeder Seite, wie Amys Selbstvertrauen wuchs. Ja, und die Liebe begegnete ihr auch, auf ihrer langen Reise.
Ob mir das Ende gefallen hat? Ja! Noch besser hätte es mir gefallen, wenn Aurelia mit dabei gewesen wäre. Der Epilog hat mir sehr gut gefallen; zeigt er doch, warum das Herz von manchen Menschen erhärtet. 
Übrigends, die Bekanntschaft mit der 80 jährigen Mrs Riverthorpe, sollte man sich nicht engehen lassen!
Das Geheimnis von Aurelia erfordert ein paar Taschentücher.
Ich habe einen soliden, historischen Roman erwartet,  und so viel mehr bekommen.
Ich gratuliere der Autorin zu ihrem Debüt. Danke Tracy Rees
UNBEDINGT LESEN!

Kommentare

MsChili kommentierte am 12. April 2016 um 11:48

Eine schöne Rezension zu einem wunderschönen Buch. Mir hat es auch sehr gut gefallen :) und der Epilog erklärt noch vieles.