Rezension

Zwei starke Frauen mit bewegender Geschichte in einem wunderschönen Setting…

Das Geheimnis der Tränen (Historisch, Liebe) - Marie Caroline Bonnet

Das Geheimnis der Tränen (Historisch, Liebe)
von Marie Caroline Bonnet

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zwei starke Frauen mit bewegender Geschichte in einem wunderschönen Setting…

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Das Cover sprach mich sofort an, auch wenn es anderen Covern dieses Genres schon sehr ähnlich ist. Eine brünette, junge Frau schaut, mit dem Rücken zum Leser / zur Leserin, über eine Meeresbucht (ich denke mal Petit Bé) zu einem alten Gebäude. Im Hintergrund segelt ein Schiff auf dieses Gebäude zu. Von oben hängen ein paar Äste mit lilafarbenen Blüten ins Bild. Mir persönlich gefällt das Motiv, als auch die farbliche Gestaltung sehr und es passt zu dieser Geschichte.

Der Klappentext hat mich dann auch gleich abgeholt. Es wird direkt ein vielversprechender Konflikt aufgemacht, der viel Spannung erzeugt, aber nicht zu viel verrät. 

Der historische Liebesroman „Das Geheimnis der Tränen“ von Marie Caroline Bonnet ist am 24. Januar 2019 im DIGITAL PUBLISHERS (dp) - Verlag erschienen und spielt in Frankreich, zumeist in La Rochelle.

Die junge Magd Lianne sucht nach einer Fluchtmöglichkeit vor ihrem Dienstherrn, der sie zu mehr Gefälligkeiten als ihrer eigentlichen Arbeit nötigen will. Schneller als sie es sich erträumt, ergibt sich die Möglichkeit und sie versteckt sich als blinde Passagierin auf einem Schiff. Dort entdeckt sie Luc, zu dem sie sich von Anfang hingezogen fühlt. Er fühlt genau wie Lianne und deckt ihre Mitreise. Als sie in La Rochelle anlegen, steht Lianne dann erstmal allein da, doch alles ist besser als im Hause Bellier dienen zu müssen. Lianne willl sich ein eigenes Leben aufbauen und für ihre Freiheit kämpfen, auch als plötzlich Bellier wieder auftaucht und hinter ihr her ist. Vor ihr liegt eine schwierige, sehr herausfordernde Zeit, die geprägt ist von Angst, Unsicherheit und ihrem inneren Konflikt, ob sie gut genug bzw. standesgemäß für Luc ist. 

Eng verwoben mit Liannes Geschichte ist die von Robina, deren Geheimnis nur Bellier kennt und es gegen Robina und Lianne einsetzt. Robina wird einem reichen Geschäftsmann versprochen bzw. an diesen verkauft. Sie kann es kaum fassen und nutzt die Zeit bis zur Hochzeit, um ihre Freiheit auszuleben. Dabei verliebt sie sich in jemand anderen, der sie dann aber in einer misslichen Lage sitzen lässt, die dazu führt, dass sich Robinas Leben schlagartig und für immer ändert. Vor ihr liegt eine schwere, zum Teil sehr erniedrigende Zeit, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, ob sie ihr Leben ohne Liebe, aber dafür in Wohlstand leben oder ob sie sich selbst treu bleiben soll.  

Drei Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich zufrieden, aber auch nachdenklich zurücklässt.

Lianne ist eine starke, mutige, junge Frau, die ihr Schicksal so gut es geht erträgt. Doch als ihr Beschäftigungsverhältnis um körperliche Zuneigungen erweitert werden soll, ergreift sie die Flucht und kämpft für ihre Freiheit. Lianne hat mich sehr beeindruckt. Trotz ihres schwierigen Lebens meistert sie alle Situationen und beißt sich durch. Sie ist eine mutige Kämpfernatur, die nicht aufgibt. Sie ist sehr sympathisch und authentisch und man muss sie einfach gern haben. 

Robina ist ebenfalls eine starke, junge Frau, die ihre Freiheit auskosten will. Dabei verstößt sie gegen gesellschaftliche Normen und muss lernen, mit den Konsequenzen zu leben. Sie ergibt sich ihrem Schicksal und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen, doch leider lässt sie ihre Verletztheit und Enttäuschung durch den Mann, den sie wirklich geliebt hat, an der falschen Person aus. Anfänglich mochte ich auch Robina sehr, doch je weiter die Geschichte fortschritt, umso unsympathischer wurde sie mir. Ihr Verhalten wurde dabei zwar durchaus glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt, aber: Auch wenn das Leben einem manchmal die Beine stellt, kann man das nicht an anderen auslassen und schon gar nicht an Schutzbefohlenen. 

Beide Protagonistinnen sind mit ihren Schicksalen sehr realistisch beschrieben. Want und Need sind deutlich herausgearbeitet worden und sie machen beide eine beobachtbare, glaubhafte Entwicklung durch. Es galt für beide, Hürden zu überwinden und zu kämpfen. Ihre zum Teil verzweifelten Situationen konnte man dadurch gut nachvollziehen und man hat mit ihnen mitgekämpft und mitgelitten, konnte sich also gut in sie hineinversetzen.  

Auch alle anderen Figuren waren mir fast alle sympathisch und die, die es nicht waren, sollten es wahrscheinlich auch nicht sein. Java und Bellier sind ja wirklich schrecklich missgünstig und gemein. Dafür waren mir Luc, Madame Barthez  und Adelais umso sympathischer. Jede Figur hat ein Ziel und eine Motivation. Das fand ich wirklich beeindruckend!

Die Handlung des Buches hat mir ebenfalls sehr gefallen. Es gibt meines Erachtens eine wirklich gelungene Spannungskurve, die den Leser / die Leserin durchweg im Buch hält. Tatsächlich konnte ich nicht aufhören zu lesen. Die Handlung wirft schöne Konflikte auf, die für meinen Geschmack gut entwickelt wurden. Es ist eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichte. Lediglich das Ende hat mich etwas enttäuscht. Wie der Kapitän zu Lianne kommt und dadurch das Familiengeheimnis gelüftet wird, ist doch etwas konstruiert. Und für mich fühlt es sich auch nicht vollständig wie ein Happy End an, aber das sollte sicherlich erreicht werden, damit man die nächsten Bücher dieser Reihe auch noch liest. Grins…

Besonders gelungen fand ich die Darstellung von Liannes verzweifelter Situation bis hin zur Flucht. Das war sehr glaubhaft und nachvollziehbar beschrieben.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 22 längere Kapitel + Epilog, die aus Liannes Sicht in der ICH-Form im Präteritum und aus Robinas Sicht in der 3. Person Singular in der personalen Erzählform ebenfalls im Präteritum geschrieben sind. Beides gefällt mir persönlich sehr, denn dadurch kann man sich gut in die Figuren, in deren Denken und Fühlen hineinversetzen und es lässt eine gewisse Nähe entstehen.

Bisher habe ich noch kein Buch von Marie Caroline Bonnet gelesen und ich war sehr gespannt auf ihren Schreibstil. Ich kann schon mal vorwegnehmen, dass das nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein wird, denn sie hat mich begeistert. Der Schreibstil dieser Autorin ist flüssig, bildhaft und lebendig und ich bin gut ins das Buch hineingekommen. Frau Bonnet gelingt mit wunderbaren atmosphärischen Beschreibungen eine passende Stimmung zum Buch zu schaffen, die einen nicht mehr loslässt.

Besonders gelungen fand ich die Beschreibung der Gefühlswelt der beiden Protagonistinnen. Das hat wirklich Nähe geschaffen.

Mein Fazit nach 301 Seiten im Taschenbuch:

„Das Geheimnis der Tränen“ ist ein historischer Roman, der sehr emotional zeigt, wie schwierig es für Frauen im 17. Jahrhundert war, wenn sie Männern durch ihre Eltern versprochen waren, ohne dass sie irgendwelche Zuneigung oder gar Liebe für den Zukünftigen verspürt haben und sie aber deren Erwartungen gerecht werden und deren Gelüste stillen sollten. Wie schlimm muss es für Frauen früher gewesen sein, wenn sie in derartigen Abhängigkeiten leben mussten. 

Wer einen aufregenden, historischen Liebesroman sucht, der im 17. Jahrhundert spielt und auch die „Rolle der Frau“ thematisiert, der dürfte mit diesem Roman gut beraten. 

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4,5/5 Sternen), weil die Protagonisten sehr authentisch und vor allem starke Charaktere waren und mich deren Schicksale wirklich wirklich bewegt haben. Der Schreibstil Marie Caroline Bonnets ist wunderbar und passend zu dieser Geschichte. Ein halbes Sternchen ziehe ich für das doch recht konstruierte Ende ab.

Insgesamt ist es ein rundum gelungener Roman, den ich ganz klar weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Marie Caroline Bonnet für diese Geschichte.